Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Bernd Kollmann: Neues Testament kompakt

Der Siegener Professor für Exegese und Theologie des Neuen Testaments Bernd Kollmann beabsichtigt „in möglichst allgemeinverständlicher Form sämtliche mit dem Neuen Testament verbundenen Themen abzudecken“.

Kompakt werden in 16 Kapiteln eine allgemeine Einführung in das Neue Testament (I) und die wichtigsten Methoden der Textanalyse (II) und zentrale hermeneutische Zugänge zum NT (III) sowie biografische Portraits einzelner Persönlichkeiten des Neuen Testaments (VI–VII, X–XI) wie beispielsweise Jesus (VI) oder Paulus von Tarsus (X) dargestellt. Der zeitgeschichtliche Kontext des Neuen Testaments (IV) unter Berücksichtigung des antiken Judentums (V) und die Geschichte des Urchristentums (IX) werden zu Recht eigens thematisiert. Nach der Darstellung der paulinischen (XII) und katholischen Briefe (XIII) sowie einem kurzen Blick auf die außerkanonischen Schriften (XIV) geht der Verfasser auf neutestamentliche Gattungen/Textsorten (XV) und auf neutestamentliche, ethische Grundthemen (XVI) allgemein gehalten ein. Eine Literaturauswahl, ein Glossar, eine Zeittafel und einige Landkarten als Anhang runden das Werk ab.

Der Verfasser betont in seinem Vorwort, „dass man … keine erschöpfende Abhandlung aller zentralen Punkte“ wegen der „kaum noch überschaubare(n) wissenschaftliche(n) Diskussion“ erwarten könne. Diese Einschränkung darf dann aber auch nicht als „Freibrief“ für Thesen der letzten 30 bis 50 Jahren herhalten. So werden leider für die Evangelien und Briefe alt- bzw. ausgediente Thesen auf der Grundlage der diachronen Methoden (Betrachtung der Textentstehung) kurz – bis hin verkürzend – mitunter unkritisch (z.B. auf Seite 141, dass Lukas ein „Arzt“ gewesen sei) wiedergegeben, die die neueren bzw. neuesten Ergebnisse der internationalen Bibelforschung auf der Grundlage der diachronen Methoden und synchronen Zugänge (Endtextbetrachtung) entweder widerlegt oder neu aufgearbeitet haben.

Dies möchte ich hier nur anhand der Gliederung der Evangelien verdeutlichen. Auffällig ist, dass Kollmann stets die vier kanonischen Evangelien in vier Hauptabschnitte einteilt. Warum wird beispielsweise das Matthäusevangelium (Mt 1,1–2,23; 3,1–16,12; v. 13–20,34; 21,1–28,20) oder das Vierte Evangelium (Joh 1,1–12,50; 13,1–17,26; 18,1–20,31; 21,1–25) so gegliedert, da doch sprachlich gliederungsrelevante Kriterien der antiken Dispositionslehre für eine Zwei- (vgl. Joh 1,1–12,50; 13,1–20,31/21,25) bzw. Dreiteilung (vgl. Mt 1,1–23; 3,1–20,34; 21,1–28,20) sprechen. So ließen sich weitere inhaltliche Verbesserungen anführen. Lobend ist zu erwähnen, dass die gelungene Kurzdarstellung zur Spruchquelle Q lesenswert und informativ ist.

Aus Gründen der wissenschaftlichen Redlichkeit ist es empfehlenswert, sich neben diesem didaktisch-methodisch gut aufbereiteten Buch im Hinblick auf inhaltliche, aktuelle Informationen weitere Quellen zu Rate zu ziehen – sei es auf die Schnelle die kurzen Einleitungen in der sog. „Einheitsübersetzung“ oder unter Wikipedia. Gerade im Hinblick auf die neutestamentlichen Einleitungsfragen sind die Werke von Eduard Lohse und Udo Schnelle als Standardwerke zur Hand zu nehmen. Die Konzeption des Buches ist vorbildlich für weitere Werke für (rasche) Überblicke zum Neuen Testament unter Berücksichtigung des aktuellen exegetischen Forschungsstandes.

Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag. 2014
356 Seiten
24,99 €
ISBN 978-3-17-021235-0

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