Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Bernward Schmidt (Hg.): Kontinuitäten und Brüche

50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil rückt auch das Konzil von Trient, das vor 470 Jahren zu Ende ging, in den Fokus des Interesses. Eine Vortragsreihe und ein Studientag aus Aachen dokumentieren Beiträge, die „Kontinuitäten und Brüche“ in den beiden Konzilien und zwischen ihnen behandeln.

Der einleitende Aufsatz des Aachener Juniorprofessors Bernward Schmidt zeigt auf, dass beide Konzilien nicht nur in sich gesehen werden dürfen, sondern als Teil einer größeren geschichtlichen Entwicklung. Unter historischer Perspektive vertiefen die folgenden Beiträge diese These. Für Patrick Becker ist das Zweite Vatikanum der Aufbruch in die Postmoderne, auch wenn er in nachkonziliaren Verlautbarungen wie „Fides et ratio“ einen Rückschritt sieht. Bernward Schmidt geht dem Kirchenverständnis der letzten 500 Jahre nach und fragt nach Möglichkeiten der Demokratisierung in der katholischen Kirche. Diese Mitverantwortung illustriert Stefan Voges am Beispiel der Würzburger Synode und der parallelen Dresdener Pastoralsynode. Spannend zeichnen Simone Paganini und Lea Brüll die Entwicklung der Exegese bis zur Konstitution „Dei Verbum“ nach.

„Kirche und Gesellschaft“ sind drei Beiträge gewidmet. Guido Meyer sieht in der Subjektorientierung seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil einen entscheidenden Impuls zur Entstehung der Religionspädagogik. Aus der Perspektive des Politikwissenschaftlers Ralph Rotte forderte das Tridentinum den Gehorsam der Christen, während seit dem Zweiten Vatikanum die Demokratie als sittliche Aufgabe zu bewältigen ist. Wie Konflikte zwischen dem Lehramt und den Naturwissenschaften entstanden und angegangen wurden, stellt sehr ausgewogen Ulrich Lüke an den Konfrontationen mit Galileo Galilei, Ernst Haeckel und Teilhard de Chardin dar. Sein Beitrag wird durch den kosmologischen Beitrag von Hans J. Fahr über Urknall und Schöpfung ergänzt.

Fünf Beiträge nehmen die „Liturgie und Theologie der Eucharistie“ in den Blick. Josef Wohlmuth stellt das Zerbrechen der kirchlichen Einheit durch ein unterschiedliches Eucharistieverständnis zwischen den Konfessionen dar und hofft auf einen Durchbruch im Umfeld des Reformationsgedenkens. Dass die Unterschiede im Verständnis des Abendmahls dennoch nach wie vor groß sind, wird aus dem Beitrag des evangelischen Systematikers Hans-Peter Großhans deutlich. Die Aneignung der Messe durch spezielle Erklärungen ist Thema des dritten Beitrags von Bernward Schmidt, ergänzt durch die Einordnung der Liturgiekonstitution als Aufgabe mit der Notwendigkeit kontinuierlicher Fortschreibung aus der Feder von Nicole Stockhoff. Dass das Zweite Vatikanum nicht in jeder Hinsicht eine Zäsur darstellte, weiß Frank Pohle an Beispielen des Kirchenbaus im Rheinland darzustellen.

Den Autorinnen und Autoren ist es gelungen, Kontinuität und Diskontinuität zwischen dem Tridentinum und dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufzuzeigen. Dabei kommen die Forschungsgebiete der Beiträger zum Tragen. Doch wird auch deutlich, dass das Zweite Vatikanum genauso eine Etappe auf dem Weg der Kirche durch die Zeit ist.

 

Aachen: Einhard Verlag. 2015

395 Seiten m. s-w Abb.

12,80 €

ISBN 978-3-943748-34-5

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