Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Eva-Maria: Alves Unter Teufeln

Literarische Bilder
Mit Bildern von Jonathan Meese

Sind Theologen in Sachen Teufel zu ernsthaft, weil sie damit das abgründig Böse in jedem von uns und im Lauf der Welt assoziieren? Anders geht die Schriftstellerin Eva-Maria Alves vor, die 20 „literarische Bilder“ unter dem Titel „Unter Teufeln“ ausgewählt hat. Auf ca. 120 Seiten kommen in kurzen Gedanken, Gedichten (u.a. von Heine und Heym) und Geschichten (u.a. von Döblin, Horváth und Werfel) der Teufel samt seinen Spießgesellen auf sehr unterschiedliche – vergnügliche und groteske, aber auch ernste – Weise zu Wort.

Leider verrät die Herausgeberin nichts über die Gründe ihrer Auswahl – und ihr knappes Vorwort reiht rhapsodisch Gedanken über den Teufel aneinander: So bräuchten wir den Teufel aus „lebensdramaturgischen Gründen“, weil das Paradies zu langweilig wäre; oder: Die „Figuration Teufel“ sei Ergebnis einer Projektion, um die menschlichen Unzulänglichkeiten besser ertragen zu können. Theologische Überlegungen scheut sie wie der Teufel das Weihwasser.

Zum Ausgleich präsentiert sie Texte, die tiefer schürfen: Dass jeder Mensch verführbar ist, wenn man nur um seine Schwäche weiß (Oscar Wilde); dass wir uns vor Gespenstern fürchten, an deren Existenz wir gar nicht glauben (Theodor Reik); dass ein verbürgerlichter Gott Satan zum Freund der Diskriminierten werden lässt (Charles Baudelaire); dass Schmerz und Leid ein „satanisches Prinzip“ seien (E.M. Cioran).

Begleitet werden die „Literarischen Bilder“ von farbigen Bildern des Enfant terrible Jonathan Meese („Diktatur der Kunst“). 14-mal variiert er sein ikonografisches Schema von stilisierten Hörnern und stechendem Blick, was dem Betrachter eher Vergnügen bereitet als Schauer über den Rücken treibt. Dass die Sache mit dem Teufel aber nicht auf die leichte Schulter genommen werden kann, hat der im Band zitierte Goethe gewusst: „Ich kann mich nicht bereden lassen, macht mir den Teufel nur nicht klein. Ein Kerl, den alle hassen, der muss was sein.“

An der Ästhetik mangelt es auch diesem schönen Bändchen der Insel-Bücherei nicht. Die notwendigen biografischen Angaben zu den Literaten und dem Maler hätten ihm allerdings gut gestanden.

Berlin: Insel Verlag. 2014
128 Seiten
14,95 €
ISBN: 978-3-458-19392-0

 

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