Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Friedhelm Kraft: Grenzgebiete

Friedhelm Kraft, der Leiter der Abteilung Bildung, Schulen und Religionsunterricht im Konsistorium der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, hat den Roman „Grenzgebiete – Liebe in einem zerrissenen Land“ vorgelegt. Im Mittelpunkt des äußeren Geschehens steht die jugendliche Liebe einer Berliner Abiturientin zu einem israelischen Studenten und ihre gleichzeitige Sympathie mit einem palästinensischen Taxifahrer ähnlichen Alters.

Die aus einem evangelisch-freikirchlichen Elternhaus stammende Mareike hat sich erfolgreich für ein Praktikum beworben, das sie in Talitha Kumi, einer deutschen Schule in Bethlehem, absolviert. Sie betreut dort die aufgeschlossenen palästinensischen Kinder, setzt ihre leidenschaftliche Beziehung zu ihrem jüdischen Freund Jossi fort und entwickelt nicht zuletzt infolge der zunehmenden Vertrautheit mit dem jungen Araber Farid ein immer größeres Verständnis für die Kompliziertheit des Nahost-Konflikts.

Dem Autor des Buches gelingt es, eine multiperspektivische Sicht auf ein hochaktuelles und – wie es nach Jahrzehnten erfolglosen Bemühens um Beilegung scheint – unlösbares Problem entstehen zu lassen. Die literarische Umsetzung wahrt größtmögliche Neutralität gegenüber allen Parteien, lässt die drei Hauptfiguren sowie deren Familien höchst rational und empathisch agieren – zwischenmenschliche Auseinandersetzungen sind immer nur von kurzer Dauer. Aufgrund des Versuchs, allen Seiten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und wichtige, im Sinne des Prinzips der didaktischen Reduktion nicht zu viele Informationen über jüdische, muslimische sowie christliche Kultur und historische Sachverhalte in die Handlung einzubauen, ist ein pädagogisch wertvoller Text entstanden, der das Thema kenntnisreich, anschaulich und politisch korrekt aufbereitet, der aber trotz der durch Dreiecksbeziehung und Schilderung eines Selbstmordattentats erzeugten Dramatik dem Eindruck einer gewissen Künstlichkeit und Sterilität nicht entrinnen kann. Dieser wird verstärkt durch eine teilweise spröde Sprache, die nicht immer auf die erhoffte Resonanz bei der Zielgruppe des Romans, Schülerinnen und Schüler in der Endphase der Mittel- sowie der Oberstufe, stoßen wird.

Dennoch soll nicht vom schulischen Einsatz abgeraten werden; insbesondere für den fächerübergreifenden Unterricht, aber auch als Ganzschrift für Sozialkunde und Ethik bietet sich die Lektüre zu den Themen interreligiöser Dialog, Israel, Palästina, jüdisches Leben heute, Frieden, Radikalisierung, Krieg durchaus an. Für die selbständige Auseinandersetzung ist der Anhang mit kurzem Glossar und einer Zeittafel zum Nahost-Konflikt hilfreich.

Liebe in einem zerrissenen Land
Roman

Stuttgart: Calwer Verlag. 2018
112 Seiten
9,95 €
ISBN 978-3-7668-4483-5

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