Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Georg Langenhorst: Kinderbibel

Die „Kinderbibel“ von Georg Langenhorst und Tobias Krejtschi gehört nicht zu der Gruppe der kleineren Kinderbibeln. Mit ihrem ungefähren Din-A4-Format erinnert sie vielmehr an eine „Hausbibel“, die Eltern oder Großeltern mit ihren (Enkel-) Kindern ansehen und lesen. Das große Format bietet mit rund 200 Seiten Platz für eine größere Anzahl und Vielfalt biblischer Texte als viele andere Kinderbibeln. In der ersten Hälfte finden sich in 6 Kapiteln etwa 60 Texte aus dem Alten, in der zweiten Hälfte in 9 Kapiteln fast ebenso viele Texte aus dem Neuen Testament. Die Texte in zwei Kapiteln des AT und der erste Text des NT haben eine zweiteilige Überschrift (z.B. „Noach und die Arche – Ein neuer Anfang“ oder „Nichts ist dir unmöglich – Nach Hiob 42“). Dadurch erhält der Leser eine erste Verständnishilfe. Warum dies nicht auch bei den anderen Texten dem Leser angeboten wird, ist nicht ganz klar. Hinweise auf die Bezugsstellen einer Vollbibel findet man nur in den Doppelüberschriften Im Kapitel „Gedichte, Gebete und Lieder“, ansonsten fehlen sie.

Georg Langenhorst ist Professor für Didaktik des Religionsunterrichts und Religionspädagogik in Augsburg und hat sich immer wieder mit dem Themenbereich Literatur und Theologie beschäftigt. Daher verwundert es nicht, dass er eine Übertragung des Bibeltextes bietet, die sowohl theologisch begründet ist als auch dem heutigen Leser Verständnismöglichkeiten eröffnet. Das zeigt sich zunächst in sorgfältig überlegten Formulierungen seiner Übertragung. Beispielsweise legt er bei der Schöpfungsgeschichte den Schwerpunkt auf das Wort: „… Gott betrachtete Wasser und Himmel. Er sprach ‚Land!‘ Schon verteilten sich die großen trockenen Länder und die Meere. …“ (10) Bei der Geschichte von Kain und Abel steht die Sicht Kains im Focus und nicht die eines von außen eingreifenden Gottes: „Aber seltsam: Der Rauch von Abels Opfergabe stieg zum Himmel … Der Rauch von Kains Opferfeuer aber senkte sich. Nahm Gott sein Opfer nicht an?“ (15) Dem Leser wird eine Möglichkeit signalisiert, wie der Text verstanden werden kann.

Daneben werden Erläuterungen in den Text eingefügt. So heißt es in der Erzählung von der Geburt Jesu: „Maria lebte mit ihrem Verlobten Josef in der kleinen Bergstadt Nazaret im Norden des Landes. … Josef aber stammte aus der Davidsstadt Betlehem, die in der Nähe von Jerusalem lag, also weit entfernt.“ (115) Schließlich stellt Langenhorst thematisch zusammengehörende Texte zusammen wie z.B. den Rangstreit der Jünger und die Kindersegnung (vgl. 152).

Wie in einer ganzen Reihe von Kinderbibeln finden sich in dieser Figuren, die den Leser durch das Buch begleiten. Hier sind es, wohlüberlegt ausgewählt, Maria Magdalena und der Apostel Thomas. Am Anfang und am Ende der Bibel tauchen sie auf einer von Tobias Krejtschi illustrierten Doppelseite auf. Solche Doppelseiten finden sich auch zwischen jedem der alt- und neutestamentlichen Kapitel. Weitere Bilder von T. Krejtschi illustrieren die biblischen Texte. Meist füllen sie eine ganze Seite. Sie sind klar strukturiert und enthalten immer ein Element aus der Gegenwart, das naturgemäß mit dem biblischen Ensemble kontrastiert. Mit diesen gegenwärtigen Elementen will Krejtschi „die Aktualität der biblischen Geschichten zeigen“ (207).

Die erwähnten Doppelseiten geben Maria und Thomas die Gelegenheit, in großformatigen Sprechblasen dem Leser wichtige Informationen und Deutungen mitzuteilen. So stellt Maria sich am Anfang als die Erste vor, der Jesus nach seinem Tod erschienen ist. Und Thomas teilt dem Leser mit, dass er, Jude wie Maria, zu den zwölf engsten Freunden Jesu zählt, der „der Zweifler“ genannt wird, da er zunächst nicht glauben konnte, dass Jesus vom Tod auferweckt worden ist (vgl. 6). Auch in den Texten bieten sie Informationen oder Interpretationen an: „Wir schreiben HERR mit Großbuchstaben, um unseren Respekt vor Gott auszudrücken“, erklärt Maria (29). Und Thomas kommentiert den Text der „Vertrauensprobe“ (Opferung Isaaks): „Eine rätselhafte Geschichte. Ich habe sie nie so richtig verstanden. Und viele versuchen, sie zu erklären. Immer wieder neu. Immer wieder vergeblich. Aber sie gehört zu unseren Erzählungen.“ (26)

In seiner umfangreichen Bibel scheuen Langenhorst und Krejtschi also nicht vor „schwierigen“ Bibeltexten zurück. Langenhorst macht aber immer wieder Verständnisangebote, indem er mit einer theologisch gut überlegten Sprache den biblischen Text erzählt und die Begleitfiguren dazu nutzt, aus ihrer Perspektive wichtige Informationen und hilfreiche Interpretationen anzubieten. Das macht das Lesen dieser Bibel nicht nur für jugendliche, sondern auch für erwachsene Leser zu einem Gewinn.

Die beste Geschichte aller Zeiten
Mit Illustrationen von Tobias Krejtschi

Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk. 2019
208 Seiten m. farb. Abb.
34,00 €
ISBN 978-3-460-24512-9

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