Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Georg Langenhorst: Toter Dekan – Guter Dekan

Mord in der theologischen Fakultät
Kriminalroman


Ein Professor für Kirchenrecht und Dekan der theologischen Fakultät wird heimtückisch in seinem Büro erschossen: Mit „Toter Dekan – Guter Dekan. Mord in der theologischen Fakultät“ zeichnet Georg Langenhorst eindrucksvoll und treffend Skizzen einer theologischen Fakultät. 

Dissertation, Berufungsausschuss, Festschrift und die Frage von Macht und Wahrheit – alles muss irgendwie miteinander zusammenhängen. Zumindest scheint dies Bernd Kellert so, Kriminalhauptkommissar, Mitte 40, ganz Mann von nebenan und mit Universität oder gar Theologie überhaupt nicht vertraut, zu sein. Ausgerechnet er soll den Mord in der theologischen Fakultät aufklären und entdeckt dabei überraschend schnell, dass der Mörder unter den Kollegen des gar nicht mal so guten, dafür aber eben nun sehr toten Dekans Anton Gerstmeier zu finden sein muss. Dies mag zunächst berechenbar und wenig innovativ erscheinen, denkt man einmal an eine Reihe von Romanen, wie etwa „Ultima Ratio“ von Thea Dorn, „Die nackte Wahrheit“ von Dietrich Schwanitz oder Pascal Merciers „Perlmanns Schweigen“, in denen ähnliche Motive das Gerüst der Handlung bilden. Und doch ist dem Augsburger Religionspädagogen Langenhorst mit seinem Krimi-Debüt ein in mehrfacher Hinsicht lesenswerter Wurf gelungen.

Gleich zu Beginn macht Langenhorst deutlich, dass er seinen Roman nicht als Schlüsselroman gelesen wissen will. Und dennoch: Treffsicher, geradezu stereotypisch und zugleich nicht eindimensional charakterisiert er seine Figuren – die einzige Professorin, die Professoren, Angehörige des akademischen Mittelbaus und Studierende – und lässt damit eine theologische Fakultät vor dem Auge des Lesers entstehen, wie sie wohl in jeder größeren Universitätsstadt zu finden sein könnte – hier eben in dem symbolträchtig erdichteten Friedensberg. An dieser Fakultät wird um eine glaubhafte Theologie gestritten, um das, was als wahr gelten soll, gerungen. Man bemüht sich um ein gutes Miteinander und doch steht Menschliches, allzu Menschliches zwischen den Protagonisten. Die Frage schließlich, was wohl wäre, baute ein Professor seine gesamte Karriere auf einer einzigen Täuschung auf, endet an dieser Fakultät mit Mord.

All dies schildert Langenhorst durch personal-auktoriale und analytische Erzählstrukturen und lässt somit die Gattungen zwischen Universitäts- und Kriminalroman verschwimmen. Auch wenn dem Roman sprachlich größere Wagnisse und Variationen nicht geschadet hätten, legt man das Buch nicht aus der Hand – bis zum Showdown an der Fakultät, bis es endlich heißt: „Hiermit verhafte ich Sie wegen Mordes an Ihrem Kollegen“. Besonders sympathisch schildert Langenhorst die Sekretärin der Fakultät, die eigentliche Heldin der Handlung, ganz sicher aber die der Fakultät, die, wie im wahren Leben, „den Laden im Griff hat“. Wie nebenher gelingt es Langenhorst immer wieder, in kleinen Randnotizen große theologische und kirchenpolitische Fragestellungen auf grundlegender Verständnisebene zu verhandeln: Was unterscheidet eine Christologie von oben von einer solchen von unten? Wie also soll die Kirche umgehen mit Wiederverheirateten und Geschiedenen? Was meint leibliche Auferstehung (eine nicht ganz unwichtige Frage in einem Kriminalroman)? Und überhaupt: Wie kann die christliche Botschaft zeitgemäß formuliert werden? Auf der Suche nach der Wahrheit in Sachen Mord stößt Bernd Kellert mit dem Leser auf so manche Fragen der Wahrheit in Sachen Theologie und Kirche. Das ist ganz und gar originell und lesenswert. Man darf gespannt sein, was sich an dieser Fakultät noch so ereignen wird. 

Würzburg: Echter Verlag. 2016
302 Seiten
14,90 €
ISBN 978-3-429-03951-6

 

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