Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Gerhard Büttner / Veit-Jacobus Dietrich: Entwicklungspsychologie in der Religionspädagogik

Mit dem Thema haben sich beide Religionspädagogen viel vorgenommen: Sie wollen, ausgehend von den bekannten Entwicklungspsychologien, den neuen Forschungsstand v.a. im angelsächsischen Raum vorstellen. Ihr Ziel ist es, die deutsche Religionspädagogik nicht vom Wissenschaftsdiskurs abzukoppeln und die gängigen Theorien religiöser Entwicklung auf dem Hintergrund der neueren Forschung zu differenzieren. Dies ist gelungen – genauso wie die durchgängig knappen, prägnanten Zusammenfassungen der Ursprungs-Modelle. Den Autoren ist es außerdem wichtig, theologische Themen bereichsspezifisch zu entfalten; diesem großen Unterfangen werden sie in weiten Teilen gerecht; schon deswegen lohnt sich die Anschaffung des Buches.

Neben der Rezeption englischsprachiger Literatur, die erstmals breit dem deutschen Publikum vorgestellt wird, ist auch innovativ, dass die Autoren die Kindheit stark in den Blick nehmen sowie Theorien zur Emotionspsychologie und zum Bindungsverhalten einbeziehen. Dies fehlt in der deutschen religionspädagogischen Literatur, die sich mit Entwicklungspsychologie beschäftigt, fast vollständig. 

Mit Blick auf Inhaltverzeichnis und Text verwundert allerdings der Titel des Buches. Denn es geht eigentlich nicht darum, das Thema Entwicklungspsychologie in der Disziplin Religionspädagogik unter die Lupe zu nehmen, wie der Titel suggeriert. Sondern es geht um Fragen und Aspekte von Entwicklung im Kontext religiöser Erfahrung im Kindes- und Jugendalter – und das ist sehr spannend. 

Gut getan hätte es dem Werk und seiner Intention, wenn die Begriffe „Religion“, „Religiosität“ und „Spiritualität“ näher erläutert und voneinander abgegrenzt worden wären, werden sie doch – wie bei fast allen religionspädagogischen Artikeln – synonym gebraucht. Dabei ist es gerade für die Themen des Bandes (Entwicklung eines Christologie-Konzepts, von Gottesglaube, der Frage nach dem Leid, etc.) elementar wichtig zu unterscheiden, ob sich religiöse Entwicklung auf Religion (als systemische Größe) oder auf Religiosität (als Größe, die etwas über den Menschen aussagt) bezieht. Bezeichnenderweise verweisen die beiden Autoren nicht auf entsprechende Forschungen in der Religionspädagogik (u.a. H.-F. Angel u.a.: Religiosität. Anthropologische, theologische und sozialwissenschaftliche Klärungen. Kohlhammer 2006). Gerade für „Abnehmer“ in Schulen wäre diese Unterscheidung hilfreich, damit klarer wird, wovon gesprochen wird, wenn es um religiöse Entwicklung geht. Dies kann in einer weiteren Auflage, die es hoffentlich geben wird, geleistet werden.

Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht. 2013
224 Seiten
18,99 €
ISBN 978-3-8252-3851-3

 

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