Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Gerhard Lohfink: Der christliche Glaube erklärt in 50 Briefen

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lohfink,

Sie versuchen, Familie Westerkamp in 50 Briefen den christlichen Glauben zu erklären. Ein informativer Anhang mit der kurzen Erläuterung wichtiger Begriffe ergänzt Ihre Ausführungen. Jeder Brief – mit Ausnahme des letzten an die junge Tochter, deren Situation in Ihren Briefen dennoch eine wichtige Rolle spielt – ist als Antwort auf einen vorangegangenen Brief von Frau bzw. Herrn Westerkamp konzipiert.

Von Anfang an gelingt Ihnen ein „wirkliches Gespräch“, dessen herzlicher Ton zu einer wachsenden Nähe zu Ihren Adressaten und den Lesern führt. Die Familie Westerkamp ist zwar fiktiv, die Briefe geben aber verdichtet reale Begegnungen mit und Fragen von Menschen aus Ihren vielen seelsorglichen Gesprächen wieder.

Die 50 Briefe können nicht den ganzen christlichen Glauben thematisieren. Aber sie sind an einer zentralen theologischen Perspektive orientiert: Der christliche Glaube ist ein Beziehungsereignis zwischen dem fragenden Menschen und Gott, dem personalen Gegenüber.

Daraus ergibt sich der Aufbau des Buches, die Reihenfolge der Briefe: Der unendliche Gott begegnet Menschen als der Schöpfer, in der Geschichte Israels, wird in Jesus in der Welt greifbar, der als der Auferweckte dem einzelnen und der Gemeinde im Heiligen Geist gegenwärtig ist.

Es geht Ihnen bereits in den ersten 26 Briefen um die existentielle Dimension des christlichen Glaubens. So konkretisieren Sie dessen lebenspraktische, handlungsbezogene Bedeutung in den folgenden Briefen (27. bis 42. Brief): Orientiert an der Heiligen Schrift, begleitet und gestärkt durch die Sakramente, realisiert der Christ seinen Glauben in und mit der Gemeinschaft der Kirche im vertrauensvollen Gebet zum Dreieinen Gott, dem er sich in den Höhen und Tiefen seines alltäglichen Lebens anvertraut.

In Ihren Briefen verschweigen Sie negative Situationen und irritierende Fragen nicht, denen auch der Glaubende ausgesetzt ist. Die Beschäftigung mit der Frage nach dem Ursprung des Leids findet sich deshalb ebenso wie klare, gut verständliche Antworten auf die Infragestellung des Glaubens durch die moderne Naturwissenschaft (Evolutionstheorie bzw. Neurowissenschaft).

Sie machen deutlich: Der Glaube bleibt ein „Wagnis“, er ist aber zugleich Ausdruck der Zuversicht hier und jetzt. Die Hoffnungsperspektive bestimmt besonders Ihre Ausführungen in den Briefen 43 bis 50. Die Möglichkeit des Christen, das Leben aus der Freude und Hoffnung zu gestalten, bildet aber zugleich das Fundament und das Ziel Ihrer gesamten Ausführungen: Der Begegnung mit dem barmherzigen Gott, der den Menschen im Tod auch mit der Wahrheit seines eigenen Lebens konfrontiert, kann der Christ mit Freude entgegensehen.

Mit dem Blick auf das „Jenseits“ endet Ihr Buch jedoch nicht. Denn die Hoffnung auf Gott, den barmherzigen Richter, und auf die selige, endgültige Gemeinschaft mit dem Auferstandenen ermöglicht dem einzelnen vor dem Tod ein sinnvolles Leben. Die Auferstehung kann nämlich schon hier und jetzt, „mitten am Tag“, stattfinden. Die Hoffnung auf die Auferstehung bedeutet, „für andere da zu sein, Gemeinde aufzubauen, den anderen das Evangelium zu bezeugen“, so heißt es im 49. Brief.

Ihr Buch bietet viele Denk- und Gesprächsanstöße. Es ermutigt dazu, im Alltag aus der christlichen Hoffnung zu leben und zu handeln.

Herzlich danke ich Ihnen, lieber Herr Prof. Dr. Lohfink, für Ihr kenntnisreiches, klares, anregendes Glaubenszeugnis.
Ihr Heribert Körlings

Freiburg Herder Verlag. 2018
268 Seiten
25,00 €
ISBN 978-3-451-34795-5

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