Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Hans Mendl: Religionsdidaktik kompakt

Jetzt hat auch die Religionsdidaktik von Hans Mendl ein Update erhalten. Die 6. Auflage spielt die neuere Fachliteratur ein und erweitert das Buch auf über 300 Seiten durch aktuell relevante Themen wie z.B. Inklusion, Kinder- und Jugendtheologie und konfessionelle Kooperation. Die Titelkonkretion „kompakt“ basiert somit weniger auf der Anzahl der Seiten, sondern auf der Art und Weise des Aufbaus der Einzelkapitel, der Genese der Entstehung und ihrer Intention.

Der Autor verdeutlicht in der Einleitung, dass das Buch als Hilfe für die Prüfungsvorbereitung angelegt ist – mit der konzeptionellen Folge, dass Inhalte komprimiert aufbereitet und verdichtet dargestellt sind. Die Kapitel sind „Kurzdarstellungen“, die auf erworbene Wissensbestände zurückgreifen und reaktivieren bzw. zur vertiefenden Weiterarbeit anregen sollen. Man merkt der Gesamtkonzeption an, dass es aus der Praxis und für die Praxis geschrieben ist. Sowohl bei der Auswahl der Inhalte wie auch im Aufbau der Kapitel steht die berufsspezifische Relevanz vor Augen.

Das Buch will eine Lücke füllen und nicht in Konkurrenz zu anderen Fachdidaktiken treten; es ersetze mitnichten eine umfangreiche Fachdidaktik oder Fachmethodik oder Lektüren zur religiösen Sozialisation etc., sondern verweise auf sie, so Hans Mendl bescheiden. Diese im Vorwort richtigerweise deutlich herausgestellte Intention der Publikation muss Leserin wie Leser vor Augen stehen, wenn die „Religionsdidaktik kompakt“ erfolgreich zur Prüfungsvorbereitung und in berufsspezifischen Verwendungszusammenhängen genutzt werden soll.

Bei aller Bescheidenheit gelingt dem Autor eine attraktive Publikation zu zentralen Inhalten der Religionsdidaktik, die nicht nur für Studierende und Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst, sondern auch für bereits in der Praxis stehende Lehrkräfte hilfreich ist. Mendls klare und anschauliche Sprache, die vielen Grafiken und Tabellen und das wohltuend großzügige Layout des Verlages, das Raum für Notizen und Randbemerkungen lässt, unterstreichen den Nutzen als kompaktes Arbeitsbuch und Nachschlagewerk.

In sechs Kapiteln werden die wesentlichen religionsdidaktischen Arbeitsfelder entfaltet. Ihre thematische Auswahl bewegt sich im Wesentlichen im Konsens anderer fachdidaktischer Publikationen. In den „Rahmenbedingungen religionsdidaktischer Reflexion“ (Kap.1) sind rechtliche, entwicklungspsychologische und soziologische Grundannahmen in ihrer aktualen Veränderung in den Blick genommen. Es folgen „Religionsdidaktische Konzepte und Ziele“ (Kap. 2), die Korrelationsbestimmungen begründen und diskutieren und an Kompetenzbeschreibungen als Wissens- und Könnensformulierungen spiegeln. Die „Inhaltsbereiche“ (Kap. 3) umfassen ein Spektrum von Bibel und geschichtlich gewordener Tradition bis Ökumene, Glaubenspraxis und Weltverantwortung. Als adjektivisch formulierte Prinzipien (Kap. 4) werden Subjektorientiert lernen, Symbolorientiert lernen, Ästhetisch lernen, Erinnerungsgeleitet lernen, Konstruktivistisch lernen, Performativ lernen, Kinder- und jugendtheologisch lernen und Inklusiv lernen in einzelnen Unterkapiteln beschrieben.

Das 5. Kapitel widmet sich der „Planung und Durchführung von Religionsunterricht“ mit den Planungsschwerpunkten Elementarisierung und Kompetenzorientierung. Es folgen Anregungen zum Stundendesign (Verfahren, Medien, Sozialformen), zur Auswertung und zur Rolle als Lehrkraft. Hier doppeln sich mitunter einige Aspekte. Außerunterrichtliche Lernorte religiösen Lernens (Kap. 6) bilden den Abschluss der Publikation. Ob die Reihenfolge Schulpastoral – Gemeinde und Familie – Öffentlichkeit und Popularkultur eine statistisch signifikante Relevanz aktualer Lernorte heutiger Jugendlicher ausdrücken soll, bleibt anzufragen. Nach meinem Dafürhalten bleibt die Bedeutung des Begegnungsfeldes der Digitalen Medien für religiöses Lernen unterbewertet. Vielleicht erweitert eine neuerliche Überarbeitung dieses doch sehr knapp gehaltene Schlusskapitel und verändert die Abfolge.

Jedes Unterkapitel hat wenige, klug ausgewählte themenspezifische Literaturangaben zur vertiefenden Weiterarbeit und schließt mit einer knappen „Zusammenfassung in Stichworten“. Danach folgen sogenannte „Prüfungsaufgaben“ für selbstreflexives Arbeiten. Sie beziehen sich in einem ersten Teilbereich auf die Inhalte des jeweiligen Kapitels und verlangen sowohl reproduzierende und reorganisierende Leistungen als auch den Transfer, der in der Regel als unterrichtsrelevante Aufgabenstellung formuliert ist. Der zweite Teilbereich der Prüfungsaufgabe konfrontiert den Leser mit einer These zum Thema des Kapitels, zu der er sich positionieren und Konsequenzen für sein Unterrichtshandeln ziehen muss.

In diesen mitunter recht anspruchsvollen Prüfungsfragen liegt ein zusätzlicher Gewinn des Buches als Arbeitsmittel. Sie sind praxiserprobt und nehmen laut Hans Mendl eine „zentrale Schlüsselposition“ ein. Sie ermöglichen die Überprüfung des erworbenen religionspädagogischen und religionsdidaktischen Basiswissens im konkreten Entscheid über Planungselemente des Religionsunterrichts und leisten auf diese Weise eine für das eigene Berufshandeln eminent wichtige Verknüpfung von Theorie und Praxis. In den jeweiligen Antworten muss eine eigene didaktische Positionierung eingenommen werden, die handlungsleitend in einem antizipierten Unterrichtssetting zu entfalten ist. Der zentrale Prüfungsinhalt wird so in eine kompetenzorientierte Aufgaben- und Problemstellung verwoben.

Für Studium, Prüfung und Beruf
München: Kösel Verlag. 6. überarbeitete und erweiterte Auflage 2018
319 Seiten m. Abb.
24,00 €
ISBN 978-3-466-37169-3

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