Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Josef Imbach: Die geheimnisvolle Welt der Klöster

Kaum etwas weckt so viel Interesse und ist mit so vielen Vorurteilen belegt wie die Begriffe „Klosterleben“ und „Weltflucht“. Wer sie in einem Atemzug nennt und fragt, was Menschen dazu bewog, sich aus der Welt „zurückzuziehen“ und sich hinter Klostermauern „zu verschanzen“, offenbart damit nicht selten eine vorgefasste Meinung. Auch das vorliegende Buch hat etwas von dieser Vorhersehbarkeit in der Gedankenführung. In elf Kapiteln zeichnet Josef Imbach, der selbst kein Ordenschrist ist, vor allem das frühe und mittelalterliche Mönchtum nach und skizziert geschichtliche Entwicklungslinien anhand ausgewählter Fallbeispiele: Wüstenväter, Entstehung des Mönchtums im Westen, Reformbewegungen, Kreuzzüge, Bettelorden, Gründung der Societas Jesu, Säkularisation.

„Was Klosterküchen nicht verraten“, so die Überschrift des ersten Kapitels, berichtet deshalb immer wieder der Autor: „Der ursprüngliche Eifer flacht ab. Immer häufiger machen sich Gleichgültigkeit und Laxheit bemerkbar.“ Die Darstellung der Licht- und Schattenseiten des Ordenslebens und die anekdotenhafte Zusammenstellung von Kuriositäten, die jede Zeit- und Lebensform kennt, beleben zwar die kurzweilige Lektüre, aber ein kundiger Leser wird sich nicht des Eindrucks erwehren können, dass hier Gemeinplätze bedient werden. Das Kapitel über die Rolle der Frauen und die Entstehung der Frauenklöster thematisiert zwar Hildegard von Bingen (1098-1179) als vielseitig begabte Nonne, unterschlägt aber gerade die theologische Bedeutung ihrer Schriften und die 2012 erfolgte Erhebung zur Kirchenlehrerin.

Wer die geheimnisvolle Welt der Klöster sich und anderen erschließen will, wird neben strukturellen Fragen und historischen Entwicklungslinien – früher wie heute – seinen Blick auf die Spiritualität und ihren tieferen Gehalt und Sitz im Leben richten müssen. So ist die Schweigsamkeit als innere Grundhaltung des Schweigens verkannt, will man darin nur eine lästige Übung zum Still-Sein sehen, die lebensfrohen Zeitgenossen eben schwerfalle.

Auch wer sich zu den Mönchsvätern unter die „Wüstensonne“ (Kapitel 2) begibt, sollte hier an die Exodus-Erfahrung Israels und die Botschaft der Psalmen und Propheten denken, an die Wüste als Ort der Gottesbegegnung, des Murrens und Abfalls vom Bund, an die Zeit der Wüstenwanderung in das Land der Verheißung. Leider fehlt ein solcher Tiefenblick den Ausführungen.

Was im Buch ebenfalls kaum zur Sprache kommt: Mönchtum ist kein Selbstzweck, sondern es will in der Ausrichtung auf Gott entschiedenes Christsein ermöglichen und diese Gottsuche vor allem für andere erfahrbar machen. Ob nun im Unterricht verwendet oder privat gelesen, dieses Buch bietet eigene und fremde Texte, mit denen man sich kritisch auseinandersetzen kann.

 

Kevelaer: Verlagsgemeinschaft topos plus. 2015

256 Seiten

17,95 €

ISBN 978-3-8367-0006-1

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