Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Klaus von Stosch / Aaron Langenfeld (Hg.): Streitfall Erlösung

Gerade im Gottesverständnis von Christen und Muslime bestehen Unterschiede und Differenzen, die sich vor allem darin zeigen, dass Muslime das trinitarische Gottesverständnis, die Menschwerdung des Sohnes Gottes in Jesus von Nazareth sowie die Erlösung der Menschen durch Jesu Christi Tod und Auferweckung bestreiten und entschieden ablehnen. Der Mensch im Gegenüber zu Gott braucht seitens des Islams nicht den Glauben an eine Erlösung – zumal an eine Erlösung vermittelt durch den Kreuzestod einer in der Geschichte lebenden und handelnden Person. Mit diesen Aussageweisen sind die unverwechselbaren Grunddaten christlicher und koranischer Offenbarung wie auch die Koordinaten des Streitfalls Erlösung im christlich-islamischen Gespräch benannt.

Diese Koordinaten waren Anlass und Grund genug, im März 2013 zu einer Fachkonferenz „Streitfall Erlösung: Soteriologie im christlich-muslimischen Gespräch“ in die katholische Akademie Schwerte einzuladen. Namhafte jüdische, christliche und muslimische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der interkulturellen und interreligiösen Wissenschaftsszene kamen dort zusammen, um von je ihrem Standort und aus je ihrer Perspektive heraus, das brisante Themenfeld „Erlösung“ zu bedenken. Das Nachdenken der Teilnehmenden, ihre Vorträge und Diskussionen führten dann zu der hier vorgelegten Publikation „Streitfall Erlösung“ in der etablierten und von Klaus von Stosch herausgegebenen Reihe „Beiträge zur Komparativen Theologie“.

Der vorgelegte Tagungsband, in fünf Teile gegliedert, möchte, so die Herausgeber in ihrem Vorwort, „die christliche Soteriologie als Problemfeld des christlich-islamischen Gesprächs im Kontext neuzeitlichen Denkens aufarbeiten“. Die Beiträge des ersten Teils, gleichsam eine Sachstandserhebung, zeigen die christlichen und islamischen Zugänge wie Entwürfe zur Soteriologie auf. „Theologisches Offenbarungsdenken als Paradigma der Soteriologie“ ist der zweite Teil überschrieben. Der dritte Teil behandelt dann die Fragen nach der „Bestimmung des Gott-Welt-Verhältnisses im Spannungsfeld von Sünde und Gnade“. Sachlogisch schließt sich mit dem vierten Teil die Problematik der Erlösung aus dem Leid an. Der fünfte und letzte Teil bringt nochmals ganz unterschiedliche Beiträge aus christlich-islamischer Sichtweise wie eine jüdische Perspektive zum Erlösungsbegriff. In diesem Kontext wird deutlich benannt, dass die dringlichste Herausforderung einer Soteriologie, die allen drei abrahamitischen Religionen zukommt, die Theodizeefrage ist.

Die Fachkonferenz und die daraus resultierende Veröffentlichung „Streitfall Erlösung“ haben die Grundlagen gelegt, dass der begonnene theologische Diskurs im christlich-islamischen Gespräch über das Begriffsfeld Erlösung in Zukunft fortgesetzt wird und Wege öffnet, diesen – immer noch bleibenden und schwierigen Themenkontext – weiter und tiefergehend zu bedenken. In diesem Sinn war die Konferenz ein voller Erfolg, der vorliegenden Publikation ist ein ebensolcher Erfolg, über die Wissenschaftsdisziplinen hinaus, in der breiten Öffentlichkeit zu wünschen.

 

Beiträge zur Komparativen Theologie Band 14

Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag. 2015

285 Seiten

29,90 €

ISBN 978-3-506-77968-7

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