Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Kristina Augst / Anke Kaloudis / Birgitt Neukirch / Esma Öger-Tunc: Was Bibel und Koran erzählen

Ist Allah ganz anders als Gott? Diese Frage ist eine von vielen, die sich bei der Begegnung der Religionen Christentum und Islam stellen. Wie kann nun eine gut nachvollziehbare Gestaltung solcher Vergleiche gelingen? Quellentexte sind dabei meist das Mittel der Wahl. Gerade im Vergleich mit den Aussagen der anderen monotheistischen Religionen werden die Aussagen des Christentums klarer und leichter reflektierbar. Nur wer versteht, was andere Religionen lehren, kennt seine eigene Religion wirklich. Auch das Aufdecken und Entschärfen von Missverständnissen und von Fundamentalisten angeführten Argumenten gelingt so leichter.

Es gibt nun eine Vielzahl von einzelnen Materialien, welche einzelne Segmente eines Vergleiches zwischen Islam und Christentum anbieten. Sei es nun Jesus und Isa, der Marianismus im Koran oder die Geschichte der Sintflut. All diese Materialien sind dabei auf ihre Art zielführend. Die Arbeit dabei ist die, sie zu finden und zusammenzustellen. Diese Arbeit leistet der 2020 publizierte, 160 Seiten starke Band „Was Bibel und Koran“ erzählen vorzüglich. Aufgabenstellungen zum Vergleich der Texte zu entwickeln ist dann ein Leichtes.

In ihm werden in fünf großen Kapiteln alle vergleichbaren Elemente der beiden Religionen erschlossen und zumeist auf Doppelseiten gegenübergestellt. Dabei werden die verglichenen Quellentexte thematisch gegliedert. Der Einstieg in den Band gelingt über eine generelle Darstellung der beiden Heiligen Schriften und ihrer Gliederungen. Die erste Gruppe verglichener Texte befasst sich mit dem Gottesbild in Bibel und Koran. Dazu werden acht Quellentexte von Noah, Moses und Josef bis hin zu Jonas und den Gottesboten, den Engeln verglichen. Sie alle machen Aussagen über Gott und Allah. Der zweite thematische Abschnitt dreht sich um die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Dazu werden die Texte der Schöpfungsgeschichte, über Abraham und die Gebote gegenübergestellt. Auch die Beziehung zwischen Mensch und Mensch sowie der Umgang mit Leid und der Theodizee werden aufgegriffen. Der dritte thematische Bereich behandelt Jesus und Isa in neun Abschnitten, die von Jesu Geburt bis zur Aufnahme in den Himmel reichen. Ein weiterer Abschnitt, zu dem kein Textvergleich möglich ist, dreht sich um den Propheten Mohammed. Diese Texte bieten sich als Vergleich mit dem historischen und christologischen Bild von Jesus in den Quellentexten davor an. Der letzte thematische Block stellt Texte vor, der sich mit dem gelebten Glaube befasst. Dazu wird der Eintritt in die Religion über Taube und Glaubensbekenntnis anhand von Quellentexten verglichen. Zudem sind Texte zu heiligen Nächten, Gottesdiensten und Speisevorschriften aufgeführt.

Die Übersetzungen der Quellentexte sind auch für die Sek I gut verwendbar und kommen ohne viele erklärungsbedürftige Formulierungen aus. Ein achtseitiges Glossar klärt die verwendeten Begriffe. Die angeführten Bibel- und Koranstellen sind auf einer Doppelseite aufgelistet und können so auch in unterschiedlichen Bibel- und Koranversionen leichter recherchiert werden.

Diese umfassende thematisch geordnete Textsammlung ermöglicht es somit, ohne weiteren Aufwand Vergleiche aller zentralen Themen von Christentum und Islam umzusetzen. Der Band „Was Bibel und Koran erzählen“ ist damit für alle Stufen, welche diesen thematischen Bezug haben, geeignet und kann ohne viel Aufwand mit entsprechend aufgebauten Arbeitsanweisungen unterrichtet werden.

Ein Lesebuch für das interreligiöse Lernen
Stuttgart: Calwer Verlag. 2020
160 Seiten m. farb. Abb.
17,95 €
ISBN 978-3-7668-4487-3

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