Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Matthias Günther: Rock ‘n‘ Religion

Fettes Brot, Marteria, Deichkind, Xavier Naidoo… Was haben all diese Bands und Musiker gemeinsam und warum finden sie in einem Buch eines christlichen Verlags Erwähnung? Ganz einfach: Sie und viele andere Künstler haben Lieder und Texte geschrieben, die einen sehr religiösen und glaubensnahen Kontext haben. Einige dieser Songs finden sich in Matthias Günthers neustem Werk „Rock ’n’ Religion – Populäre Musik und biblische Texte im Religionsunterricht“ wieder.

Matthias Günter ist nicht nur Professor für evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Universität in Hannover, sondern auch Schulpastor. So ist es wenig verwunderlich, dass sein Buch sich auf Religion in der Schule konzentriert. Wer sich an seine eigene Schulzeit zurückerinnert, wird eventuell noch Erinnerungen an träge oder zähe Stunden haben, in denen man sich stets in gleicher Art und Weise durch biblische Texte und Geschichten gearbeitet und darüber philosophiert hat. Die Themen können noch so spannend sein, heute fängt der Lehrer damit kaum noch das Interesse seiner Schüler ein. Die Gesellschaft ist im Wandel, interaktives Arbeiten ist so wichtig wie die Geschehnisse des Alltags. Also: Weniger Vergangenheit, weniger gleichklingende Texte.

Warum in die ungreifbare Vergangenheit schweifen, wenn man diese einfach und greifbar mit der Gegenwart verknüpfen kann. Von dieser Grundannahme ließ sich Günther leiten und erarbeitete auf sechzig Seiten ein Heft, das die genannten Komponenten von Populärer Musik und modernen Songs mit biblischen Texten und dem Glauben vereint. Es dient als Lehrbuch für den schulischen Religionsunterricht und ist in jedem Kapitel ähnlich aufgebaut: Thematisiert wird ein Liedtext, der sich kritisch, fragend oder dankend mit Glaubensfragen, Gott, Nächstenliebe und weiterem befasst. Es folgt eine Reihe von Fragestellungen, um die Arbeit mit den Texten zu erleichtern oder selber auf der Grundlage des Songs neue Ideen zum Glauben zu entwickeln. An manchen Stellen finden sich passende Bilder und Illustrationen wieder. An die Aufgabenvorschläge reihen sich biblische Geschichten, Psalmen und ähnliches, die die Position des Liedtextes verdeutlichen. In direktem Vergleich wird sehr schön deutlich, wie viel wir unbewusst mit den Themen der Kirche zu tun haben und wo wir in musikalischer Form gewissermaßen biblische Lesungen im Alltag erfahren. Um es mit den Worten des Autors zu beschreiben: Das Heft „möchte die Hörgewohnheiten der Jugendlichen mit den ihnen zumeist fremden Stimmen der Bibel ins Gespräch bringen.“ Er weist darauf hin, dass die vorliegenden Texte allesamt von Schülern ausgesucht wurden und Lehrer sich bei der Bearbeitung in die Rolle des Hörenden und Fragenden – nicht in die des Lehrenden – begeben sollen. Entgegen seiner Angabe, das Buch sei vorrangig für den evangelischen Unterricht in der Oberstufe gedacht, lässt sich klar sagen, dass es für jede Konfession und auch vor der Oberstufe genutzt werden kann!

Als frisch gebackene Studentin, die vor nicht allzu langem selber noch im katholischen Religionsunterricht gesessen hat, kann ich die Ansicht des Autors, mehr Interaktion und Moderne in den Unterricht zu bringen, nur unterstützen. Das tut dieses Heft. Es zeigt, dass Gott und Religion „hip“ sein können und auch Stars und Idole das so sehen. Zudem zielen die Texte auf Kernfragen wie die Theodizee „Warum lässt Gott all das Leid zu?“, das Leben nach dem Tod „Wie komme ich in den Himmel“ oder den Sinn des Lebens „Warum leben wir?“. Gerade für Schüler ist der Weg über das Bekannte und Alltägliche viel leichter nachzuvollziehen.

 

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlag. 2015

60 Seiten m. s-w Abb.

19,99 Euro

ISBN 978-3-525-77015-3

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