Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Michael von Brück: Buddhismus

Der Theologe, Zen-Lehrer und Professor emeritus für Religionswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München Michael von Brück hat in seinem neuen Buch „Die 101 wichtigsten Fragen“ an den Buddhismus beantwortet. Die Fragen stammen nicht von Michael von Brück selber. Sie sind in seinem Schüler- und Freundeskreis gesammelt worden. Der Autor hat sie dann religionswissenschaftlich systematisch 13 Themenkreisen zugeordnet und beantwortet. Er beansprucht keine umfassende Behandlung des Buddhismus, sondern verspricht im Vorwort eine Einführung in den Buddhismus für interessierte Einsteiger.

Dieses Versprechen wird auf sehr gelungene Weise eingelöst. Und viel mehr: Die Leserschaft wird dabei zum Nachdenken über ihre eigene Religion gebracht. Wie passiert das? Der Autor hat den christlich geprägten westlichen Hintergrund seiner Leserschaft im Blick, um ihr den richtigen Zugang zu dieser faszinierenden fremden Religion zu ermöglichen. Die gängigen Vor- und Missverständnisse werden explizit und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden großen Religionen deutlich gemacht. Die 101 spannenden Fragen an den Buddhismus sind sorgfältig ausgewählt, spannend formuliert und knapp und präzise mit interreligiöser Aufmerksamkeit beantwortet.

Hier ein kurzer Überblick mit ausgewählten Beispielfragen, die den Charakter des Buches für eine interessierte Leserschaft verdeutlichen sollen. Fragen 1-7 und 8-16 behandeln die Ursprungsgeschichte und die Ausbreitung des Buddhismus: Wollte Buddha eine neue Religion gründen? (5), Warum ist der Buddhismus in seinem Ursprungsland Indien fast vollständig verschwunden? (8). Fragen 17-20 und 21-30 beschäftigen sich mit den Quellentexten und Grundlagen des Buddhismus: Gibt es Schriften, die für alle Buddhisten verbindlich sind? (18), Was ist das „Nirvana“, und lebt der Buddha im Nirvana weiter? (28). Fragen 31-37, 38-43 und 44-45 richten sich an das Menschenbild, eschatologische Aspekte und Kosmologie in den buddhistischen Traditionen: Gibt es Sünde, Schuld und Vergebung der Sünden? (35), Gibt es Gnade oder die Vorstellung des Eingreifens einer überweltlichen Macht? (40), Kennt der Buddhismus einen Schöpfungsmythos? (45).

Bei den Fragen 46-51 und 52-66 geht es um spirituelle Aspekte und Meditationspraxis: Gibt es stellvertretendes Leiden? (48), Wie gehen Buddhisten mit negativen Emotionen wie Wut und Hass um? (50), Was bedeuten die Begriffe Erwachen und Erleuchtung? (58). Themenkreise Sozialstruktur und Lebensalltag, ethische Einzelfragen und Bedeutung für die Gesellschafft werden in Fragen 67-79, 80-84, 85-91 angesprochen: Gibt es „heilige“ Speisen? (73), Wie werden Sterbehilfe und Organtransplantation bewertet? (84), Ist der Buddhismus die friedlichste aller Weltreligionen? (90).

Für eine interreligiös interessierte Leserschaft dürfte der letzte, 13. Themenkreis „Verhältnis zu anderen Religionen“ mit Fragen 92 bis 101 ganz spannend sein: Gibt es einen Unterschied zwischen christlicher Nächstenliebe und buddhistischem Mitgefühl? (96), Was ist der Unterschied zwischen „Buddha-Natur“ und „Christus-Bewusstsein“? (98), Können Christen auch Buddhisten sein und umgekehrt? (101).

Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses Buch vom Michael von Brück nicht nur einen einführenden Einblick in den Buddhismus ermöglicht, sondern auch auf geschickte Weise die Leserschaft ihre eigene Religion neu zu erleben, reflektieren und kritisieren stimuliert.

Die 101 wichtigsten Fragen
München: C.H. Beck Verlag. 2019
159 Seiten
12,00 €
ISBN 978-3-406-74183-8

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