Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Michaela Veit-Engelmann / Marc Wischnowsky: Who’s who im Alten Testament?

Das Alte Testament (AT) stellt selbst geübte Bibelleserinnen und -leser immer wieder vor Herausforderungen. Wie findet man sich in den teils fremden und komplizierten Texten zurecht? Wie gelingt es, ihre Relevanz für uns heute zu erschließen? Wie gut, dass das AT so viele lebendig erzählte und facettenreiche Geschichten enthält! Das machen sich Michaela Veit-Engelmann und Marc Wischnowsky in ihrem „Who’s who“ zunutze.

In 19 ansprechend geschriebenen und gut strukturierten Porträts führen sie durch das ganze Spektrum alttestamentlicher Texte – von Adam und Eva über David und Jesaja bis zu Hiob und dem Prediger. Zu jeder Figur gibt es einen Untertitel, der sie ein wenig charakterisiert, etwa: „David: Wahrer König, wahrer Mensch“. Dann folgt ein tabellarischer Überblick zu den anschließend vorgestellten Texten und Themen. Bei David findet sich so z.B. das Thema „Ein König »wie David« als prophetische Hoffnung“. Am Ende jedes Kapitel steht jeweils ein Abschnitt „… zum Schluss“, der wichtige Aspekte noch einmal bündelt.

Die dargebotenen Inhalte sind also gut strukturiert und ansprechend aufbereitet. Manche Stichworte werden außerdem direkt auf der Seite durch farblich abgesetzte Boxen mit „Randbemerkungen“ vertieft, immer wiederkehrende zentrale Fachbegriffe werden in einem fundierten Glossar erläutert. Die verwendete Sprache ist durchweg gut verständlich und zugleich anschlussfähig für weiterführende Literatur.

Ein besonderes Highlight ist gleich zu Anfang die Einführung: „Erzählte Geschichte: Vom Werden und Verstehen des Alten Testaments“. Hier werden komplexe Sachverhalte, die für ein angemessenes theologisches Verstehen des AT grundlegend sind, sehr gut nachvollziehbar beschrieben. Damit gelingt zugleich ein sehr lesenswerter Überblick zur Geschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, den man so kaum an anderer Stelle finden wird.

Über die verschiedenen Textelemente hinaus wird die Gestaltung außerdem durch Illustrationen von Rainer Holweger weiter aufgelockert. Über die Notwendigkeit oder die Ästhetik solcher Elemente kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Aber der Gedanke, die Gestaltung des Buches so ansprechend wie möglich zu machen, ist in jedem Fall zu begrüßen. Falls jemandem die Illustrationen nicht gefallen, sollte das nicht von der lohnenswerten Lektüre abhalten.

Zu einer Frage hätte ich mir als Leser noch etwas mehr Erläuterung gewünscht. Das Autorenduo geht selbstverständlich davon aus, dass das AT heute von Bedeutung ist, dass also die Beschäftigung mit diesen nicht immer ganz einfachen Texten die Mühe lohnt. Zugleich weisen sie aber immer wieder darauf hin, dass nicht alles, was ihm AT erzählt wird, so geschehen ist. Das ist wissenschaftlicher Konsens, keine Frage. Und doch tut sich heute, zumindest für Nicht-Theologen, zwischen diesen beiden Aspekten eine große Kluft auf: Wenn es gar nicht so war, wie es erzählt wird – warum soll das dann trotzdem für mich eine Bedeutung haben? Die Zuversicht und Freude, mit der Veit-Engelmann und Wischnowsky mit den biblischen Texten umgehen, zeigt, dass sie für sich diese Kluft überbrückt haben. Es wäre prima, wenn sie diese Brücke für ihre Leserschaft noch etwas ausdrücklicher gebaut hätten.

Doch dieser Wunsch ändert nichts daran, dass dieses Buch rundum empfehlenswert ist! Es ist sehr gelungen und gut lesbar, eine anregende Lektüre, die zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten selbst anleitet und die man auch als Nachschlagewerk gerne erneut zur Hand nimmt.

Berühmte Personen der hebräischen Bibel im Porträt
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 2022
288 Seiten m. farb. Abb.
25,00 €
ISBN 978-3-525-63063-1

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