Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Philippa Rath (Hg.): „Weil Gott es so will.“ Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin oder Priesterin

Das von St. Philippa Rath, Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen, herausgegebene Buch verdankt sein Entstehen dem „Synodalen Weg“. Sr. Philippa wurde nämlich als Delegierte des „Synodalen Weges“ in das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ gewählt und arbeitet dort in einer Untergruppe mit, die sich mit der theologischen Argumentation im Blick auf die Teilhabe von Frauen am sakramentalen Ordo befasst. In diesem Zusammenhang kontaktierte sie zwölf Frauen mit der Bitte, ihre persönliche Berufungsgeschichte zur Diakonin oder Priesterin zu berichten. Innerhalb von 5 Wochen erreichten sie dann 150 Zeugnisse von Frauen, die sich zum Diakonen- oder Priesteramt berufen fühlen, aus bekannten Gründen diese Berufung aber nicht leben können.

Der Hauptteil des Werkes besteht in diesen 150 Lebenszeugnissen. Viele der Zeuginnen haben sich mit dem zweitbesten Weg begnügen müssen und konnten als Gemeindereferentinnen, als Lehrerinnen oder auch als Ordensfrauen wenigstens einen Teil der Berufung leben und haben darin dann auch ein gewisses Maß Sinn und Zufriedenheit erfahren. Allerdings stellt sich für fast alle die Frage nach dem Amt und der Sakramentenspendung. Immer wieder wird als nicht organisch empfunden und angesprochen, dass eine Frau, die z.B. einen Kranken und Sterbenden begleitet, das Sakrament der Krankensalbung nicht selbst spenden, die Beichte nicht hören und keine Lossprechung zusagen darf, sondern dass dazu ein Priester gerufen werden muss, der die Situation des Kranken und seiner Familie bestenfalls aus zweiter Hand kennt. Einige wenige Frauen verstehen sich selbst dennoch als Priesterin, definieren das, was sie tun, als priesterlichen Dienst. Dabei ist zu beachten, dass das eigene Tun von theologisch gut ausgebildeten Frauen weitgehend davon abhängig ist, was der jeweilige Chef, also der zuständige Priester, ermöglicht und zulässt.

Aus vielen Zeugnissen etwas älterer Frauen ist zu folgern, dass die Lage für theologisch gebildete und interessierte Frauen in den Jahren nach Konzil und Würzburger Synode günstiger oder zumindest hoffnungsvoller war, während das Pontifikat von Johannes Paul II. verschiedentlich als Rückschritt beschrieben wird, das Möglichkeiten beschnitt und Hoffnungen dämpfte.

Einige Frauen betten die Frage nach der Frau im Amt der Kirche in die umfassendere Frage nach dem Amt in der Kirche ein. So formuliert eine Frau: „Wenn wir als Frauen über Frauen im Priesteramt reden, müssen wir m.E. zuerst über das Amt selbst reden“ (Nr. 58). Oder: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das möchte, in der Ämterstruktur, wie sie im Moment in unserer Kirche gelebt wird, Diakonin zu sein, oder ob sich nicht vorher grundlegend das Amtsverständnis ändern muss“ (Nr. 137).

Die große Mehrzahl der Frauen ist trotz der nicht im Vollsinn lebbaren Berufung in der Kirche verblieben und hat sich arrangiert. Nur wenige der Zeuginnen sind konvertiert oder ausgetreten. Für die anderen Frauen ergibt sich die Notwendigkeit, zwischen der eigenen Berufungsgeschichte und der Kirche, die sich den Frauenberufungen verweigert, ausgleichen zu müssen, um zu einem lebbaren Kompromiss zu kommen. Eine Frau, die heute in einer Ordensgemeinschaft lebt, benennt es so: „Verzeihen. Der Kirche verzeihen, dass sie so ist wie sie ist. Gott verzeihen, dass er das zulässt“ (Nr. 143).

Freiburg: Herder Verlag. 2021
299 Seiten
25,00 €
ISBN 978-3-451-39153-8

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