Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Raimon Panikkar / Hans-Peter Dürr: Liebe – Urquelle des Kosmos

Bereits im Jahr 2008 erschien im Herder-Verlag „Liebe – Urquelle des Kosmos“, das nun in leicht erweiterter Form 2017 bei topos premium eine Neuauflage erfuhr. Mittlerweile sind die beiden Autoren und Gesprächspartner des Bandes Raimon Panikkar (1918-2010) und Hans-Peter Dürr (1929-2014) verstorben. Entsprechend wurde das Buch vor allem um zwei Würdigungen des Religionsphilosophen bzw. Theologen Pannikar und des Physikers Dürr ergänzt.

Der tops-Band enthält nach einer Einleitung des Herausgebers Roland R. Ropers die Vita von Raimon Panikkar, die mit dessen letztem Brief an seine Freunde („Der Tod ist eine Tür!“) endet. Es schließen sich ein Text Panikkars („Der Mensch ist der Künstler der Schöpfung“) und ein zweisprachiges Lob auf diesen, verfasst von Ropers („Der allgegenwärtige Klang“), an. Dem folgen die Vita von Hans-Peter Dürr und dessen Texte „Zwei Sprachen“ und „Quantenphysikalische Weltbetrachtung“ sowie nochmals ein Text von Pannikar („Kosmotheandrische Vision“). Nach rund 100 Seiten ist sodann und als Kernstück des Buches ein Dialog zwischen Panikkar und Dürr abgedruckt, den diese im Jahr 2003 im Laufe von sechs Tagen in Katalanien führten und der die folgenden rund 120 Seiten füllt.

Das Buch mäandert in der ersten Hälfte zwischen Texten des Herausgebers und der beiden Wissenschaftler hin und her und bereitet auf diese Weise – unbeabsichtigt? – auf den seiner Natur nach ebenfalls bisweilen sprunghaften Dialog in der zweiten Hälfte vor. Schon in der Wahl des Buchuntertitels „Zwei Wissende und Weise [...]“, dann vor allem aber in den Würdigungen und Texten des Herausgebers wird deutlich, wie persönlich tief beeindruckt Ropers von den beiden Denkern Panikkar und Dürr war, deren Gespräch er moderieren durfte. Das Buch erinnert, ehe die beiden selbst zu Wort kommen, daher auch stark, ja etwas zu aufdringlich, an eine Hagiografie. Leserin und Leser müssen ferner erst einmal 50 Seiten hinter sich lassen, ehe Panikkar und Dürr ihre Thesen in jeweils rund 20 Seiten langen eigenen Beiträgen etwas ausführlicher entfalten können. Der Priester Panikkar reißt hierbei das kosmotheandrische Prinzip an, wonach das Göttliche, das Menschliche und das Irdische drei unverzichtbare Dimensionen seien, die die Wirklichkeit ausmachen. Der ehemalige geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik und Astrophysik Dürr konstatiert die prinzipiellen Grenzen der Wissenschaft, die tiefe Wirklichkeit lasse sich nicht begreifen.

Der Dialog zwischen Panikkar und Dürr wird zum einen für die Leserin und den Leser anstrengend, wenn sie sich auf den Sprachduktus des Buches nicht einlassen mögen oder können (z.B. Dürr: „Wegen der unauftrennbaren Verbindung der Welle mit dem Meer, durch Liebe, bleiben auch wir als Teilhabende durch unser umfassendes Selbst, Advaita, mit allem verbunden“ (213)). Zum anderen hätte man sich an vielen Stellen größere und systematischere Tiefenbohrungen gewünscht, als sie der Dialog leistet (und vielleicht auch leisten kann).

Seine Stärke entfaltet der Dialog vor allem gegen Ende, an dem sich die Dialogpartner in ihrem gegenseitigen Verstehen angenähert zu haben scheinen und sich fragen, wie sie sich selbst wiederum dem Unfassbaren annähern können: „Das gelingt vielleicht nur in Metaphern und Gleichnissen“ (212), die „den anderen nur helfen können, sich an etwas zu erinnern, was sie eigentlich im Innersten auch schon wissen“ (225).

Zwei Wissende und Weise im Gespräch über Religion und Naturwissenschaft
Herausgegeben von Roland R. Ropers
Kevelaer: Verlagsgemeinschaft topos plus. 2017
237 Seiten
17,95 €
ISBN 978-3-8367-0027-6

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