Simon Schwartz: Nachts im Dom. Ein Comicführer durch den Limburger Dom

„Das ist aber ein Hingucker!“, dachte ich, als ich das erste Mal den Comicführer durch den Limburger Dom in der Hand hatte. Ein cooles Design, das Lust macht, sich den Domführer genauer anzuschauen.

Das Buch nimmt die Lesenden mit auf ein Abenteuer durch den Dom: Wir begleiten Nico aus Limburg und Georgia, seine englische Partnerin beim Schüleraustausch, bei ihrer Tour durch den nächtlichen Limburger Dom und erleben mit ihnen gruselige, spannende und auch lustige Begegnungen mit Personen und Figuren aus Gegenwart und Vergangenheit. Ob Küster, Drache oder Bischof – im Dom ist nachts eine Menge los! Nebenbei erhält man viele Informationen rund um Bau- und Bistumsgeschichte und warum der Dom aussieht, wie er aussieht.

Die Idee, einen Domführer in Form eines Comics zu gestalten und so ein jüngeres Publikum zu erreichen, ist gut. Die Zeichnungen sind ansprechend und detailreich. Kleine Rätsel und Aufgaben sowie Seiten zum kreativen Gestalten unterbrechen die Geschichte von Nico und Georgia, fügen sich aber gut in das Geschehen ein und lockern die Abläufe auf.

Doch die erste Begeisterung wird etwas gedämpft, wenn man die Inhalte genauer betrachtet. Zunächst stellt man sich die Frage: Welche Altersgruppe ist eigentlich angesprochen? Denn für Kinder im Vorschulalter mögen die Ausmalbilder und Rätsel interessant sein, mit der Sprache des Comics dürften sie aber wohl Schwierigkeiten haben. Kinder im Grundschulalter mögen zwar mit der Geschichte an sich besser zurechtkommen, dennoch wird einiges an Vorwissen vorausgesetzt. Zwar gibt es für manche Fremdwörter ein Glossar am Ende des Buches; aber auch die dort zu findenden Erklärungen sind nicht ohne: So wird bei der Beschreibung, um was es sich bei einem „Dom“ handelt, das Wort Kathedrale eingeführt – ob diese Erklärung hilfreich ist? Oder braucht es wirklich eine ausführliche Liste aller Bischöfe von Limburg, um zu verstehen, was eine Bischofsgruft ist? Auch in manchen Szenen klingen Nico und Georgia eher wie junge wandelnde Lexika und weniger wie Kinder und Jugendliche der Gegenwart.

Der Domführer will viel – vielleicht zu viel: Kirchenraumpädagogik, Bau- und Bistumsgeschichte, Hinführungen zu Sakramenten, Erklärungen zu den Festen im Jahreskreis und viele katholische Vokabeln. Eine klarere Fokussierung hätte dem Comicführer an manchen Stellen gutgetan. Trotz der aufgeführten Kritikpunkte gibt es viel Positives: Die Zeichnungen und die liebevolle und detaillierte Gestaltung der Bilder sind sehenswert und ermöglichen es, in die Architektur und Ausstattung des Limburger Doms einzutauchen, auch wenn man nicht vor Ort ist: Beispielsweise ist die Darstellung der Altarfenster von Hubert Spierling wirklich eindrücklich und definitiv sehenswert! Wer einen „Hingucker“ und etwas anderen Domführer sucht, dessen Schwerpunkt auf der Gestaltung liegt, der wird mit diesem Exemplar Freude haben.

Regensburg: Schnell & Steiner Verlag. 2022
56 Seiten m. farb. Abb.
14,90 €
ISBN 978-3-7954-3737-4