Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Stefan Lorenz Sorgner: Übermensch

Stefan Lorenz Sorgner plädiert im vorliegenden Bändchen für die Herstellung des Übermenschen mit Mitteln der Genmanipulation und der Implantierung künstlicher Intelligenz in den menschlichen Körper und nennt diese Position „Transhumanismus“. Wozu das gut sein soll, darf jeder weitgehend selbst bestimmen. Der Verfasser spricht von einem „radikalen Pluralismus des Guten“. Wie weit das geht, erläutert er am Beispiel zweier lesbischer Professorinnen, die ihre Taubheit nicht als Behinderung begreifen und entsprechend einen tauben Samenspender zur Zeugung eines tauben Kindes suchen. Sorgner meint, dass es falsch wäre zu behaupten, damit würde dem Kind geschadet.

Natürlich braucht ein Gemeinwesen Regeln, und Sorger ist nicht mal grundsätzlich dagegen, dass diese durch ein System der Totalüberwachung durchgesetzt werden. Voraussetzung sei, dass der Staat die negative Freiheit respektiert.

Da die genannten Technologien zur Verbesserung der Gattung nur in der Massenanwendung erschwinglich sind, sollten sie vordringlich für mehrheitsfähige Anliegen eingesetzt werden: Die Bekämpfung des Alterns, in dem der Autor eine Krankheit sieht, und die Herstellung radikaler Achtsamkeit durch den Einsatz von Psychopharmaka werden in diesem Zusammenhang genannt. Wenn wir das, durch katholische und biokonservative Ethiken befangen, nicht machen wollen, werden wir aussterben, droht uns Sorgner am Anfang und Schluss seines Buches an.

Über Nietzsche erfahren wir außer ein paar Allerweltsbemerkungen nichts, überhaupt wird sehr wenig erklärt. Der Autor pflegt einen assoziativen Stil und formuliert unsinnige Aussagen wie zum Beispiel: „Simplify Your Life with Transhumanism. Frauen müssen nicht mehr schwanger werden, Kinder entwickeln sich in künstlichen Gebärmüttern, biobags, was für dieInklusion der Frau auf dem Arbeitsmarkt von unschätzbarer Bedeutung ist.“ Ukrainische Leihmütter, die coronabedingt auf die Abnahme der bestellten Babys warten, werden erleichtert sein.

Plädoyer für einen Nietzscheanischen Transhumanismus
Schwabe reflexe 59
Basel: Schwabe Verlag. 2019
108 Seiten
12,90 €
ISBN 978-3-7965-3914-2

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