Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Thomas Söding: Das Christentum als Bildungsreligion

Der Impuls des Neuen Testaments

Thomas Söding zeigt mit seinem Buch „Das Christentum als Bildungsreligion – Der Impuls des Neuen Testaments“ die Wichtigkeit der Bildungsidee im Christentum von Beginn an auf. Bei Griechen und Römern war Bildung ein hohes Gut – und der jüdische und jesuanische Glaube konnte sich dank der Begegnung mit diesen Kulturen weiterentwickeln. 

Die Frage nach dem Verhältnis von Glauben und Bildung steht im Mittelpunkt des ganzen Buches. Dabei ist es für den Autor zweifelsfrei klar, dass unser Glauben Bildung braucht: „Ein Glauben, der auf mangelnde Bildung setzt, wäre von vorneherein als Ideologie entlarvt.“ (20) Und Bildung bedarf der theologisch getränkten Reflexion, denn die Bildungsfrage beinhaltet verschiedene religiöse Dimensionen. So ist beispielsweise die Erkenntnis einer der entscheidenden Impulse christlicher Bildung. 

Auch wenn Judentum und Christentum Bildungsreligionen sind, die sich durch einen hohen Alphabetisierungsgrad und eine hohe Schriftkunst auszeichnen, hängt unser Glauben nicht von unserer Klugheit ab. Judentum und Christentum sind nicht nur Religionen für Gebildete, beide setzen aber auf Lehren und Lernen. Diese Wege des Verstehens sind in und für die Nachfolge Jesu von besonderer Relevanz.

Den Gleichnissen Jesu kommt eine besondere Bedeutung zu, da es in diesen zentral um die Gottesherrschaft geht. Sie sind ein Paradebeispiel dafür, wie auf didaktisch kluge Art und Weise verständlich über das Geheimnis der Gottesherrschaft gelehrt werden kann.

Thomas Söding entfaltet das Spannungsfeld zwischen Glauben und über mehrere große in sich abgeschlossene Kapitel: Jesus als Lehrer, die Gleichnisse Jesu, die Bergpredigt, das Johannesevangelium, Paulus und seine Schule, Katechese und Mission, Theologie der Bildung und den zwölfjährigen Jesus im Tempel. Beeindruckend ist die Herausarbeitung des paulinischen Ansatzes einer Bildungstheologie. Zwei Punkte sind besonders hervorzuheben: „In der Kirche will ich lieber fünf Worte mit Verstand reden, damit ich auch andere unterrichte, als zehntausend in Zungenstammel.“ (1 Kor 14, 19) „Dass lebenslanges Lernen die Devise ist, wird wie im urpaulinischen Konzept darin begründet, dass Gottes Gnade unerschöpflich ist und dauernd aktiv.“ (196)

Freiburg: Herder Verlag. 2016
304 Seiten
24,99 €
ISBN 978-3-451-37503-3

 

Zurück