Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Willibald Bösen: Für uns gekreuzigt?

 

In seinen Werken „Der letzte Tag des Jesus von Nazaret. Was wirklich geschah" (1994) und „Auferweckt gemäß der Schrift. Das biblische Fundament des Osterglaubens" (2006) hat sich der Verfasser bereits mit der Thematik seines neuesten Buches „Für uns gekreuzigt? Der Tod Jesu im Neuen Testament" befasst – und sich mit seinen didaktisch gut präparierten Abbildungen in der exegetischen Fachwelt einen guten Ruf erworben.

Die Thematik des irdischen, historischen, verkündenden Jesus und die Auferweckung/Auferstehung des geglaubten, verkündigten Jesus Christus „für uns" (lateinisch: pro nobis) wird im hessischen „Kerncurriculum gymnasiale Oberstufe. Katholische Religion“ in der Qualifikationsphase im Themenfeld Q1.2 „Die Auferstehung Jesu: Hoffnung über den Tod hinaus" bibeltheologisch behandelt – und weniger dogmatisch/ekklesiologisch, wie es im rheinland-pfälzischen Lernplan für die Jahrgangsstufe 12 vorgesehen ist. Darüber hinaus ist diese Thematik auch für die mündliche und schriftliche Abiturprüfung relevant.

Willibald Bösen, emeritierter Professor für katholische Theologie und Didaktik mit Schwerpunkt Biblische Theologie an der Universität Bielefeld, reflektiert in sechs unterschiedlich langen Kapiteln den Tod Jesu in Form der Kreuzigung auf Golgota (Kapitel A) und dessen Verkündigung (B). Dabei berücksichtigte er alttestamentliche (z. B. Ps 22,2-32; Jes 52,13-15/53,1-32) und fünf weitere synoptische (vgl. Mk 8,31-33; 9,30-32; 10,32-34.45; 11,15-19; 14,22-25) „Deute- und Interpretationshilfen" (D) sowie 13 ausgewählte „Deutungen der frühen Kirche". So zieht der Verfasser das Modell des „Sühneopfers" (vgl. Jes 53,4-5.12; Mk 10.45; Röm 3,25-26; 8,32; 1 Kor 11,23-25; 15,3; Gal 3,13; Eph 5,2; Phil 2,8), das Modell des Loskaufs respektive das Modell der Genugtuung nach Anselm von Canterbury (1033 -1109) oder „der Gekreuzigte als Fürsprecher im Endzeitgericht", „als ‚Türöffner' zu Gott", „als Befreier der … Toten" (E) heran, um die Bedeutung „Jesu Kreuzestod" für „heute" (F) mit neun Aspekten für „die kirchliche Verkündigung und die religionspädagogische Vermittlung" (20) zu unterstreichen. Zwei Exkurse – „Hat Jesus seinen Tod als einen Tod ‚für' gedeutet?" und „Die Messe – ein Opfer?" – vertiefen die theologisch kontroverse Diskussion. Kapitel C klärt die Begriffe „Hebräer", „Hellenisten" und „Heiden" im Zusammenhang mit der Verkündigung des gekreuzigten und auferweckten / auferstandenen Herrn gegenüber den Juden- und Heidenchristen im 1. Jahrhundert. 160 schwarz-weiße Abbildungen, die allesamt als Download (www.herder.de/extras oder mithilfe des QR-Codes auf Seite 360) weiterverwendbar sind, sowie ein knappes Literaturverzeichnis in Deutsch veröffentlichter Fachliteratur der eher älteren exegetischen Zunft runden das 360-seitige Sachbuch ab; ein Sach- und Personenregister ist leider nicht vorhanden.

Der Verfasser hat ein exegetisches Fach- und Sachbuch mit bibeltheologischer und dogmatischer Tragweite vorgelegt, das allen Religionspädagogen zu empfehlen ist, weil es die wesentlichen unterrichtsrelevanten Grundlagen zum Thema Passion und Auferstehung Jesu komprimiert zusammenfasst und diskutiert.

Der Tod Jesu im Neuen Testament
Mit 160 Schaubildern zur Verwendung in Lehre, Studium, Unterricht und Katechese
Freiburg: Herder Verlag. 2018
360 Seiten m. s-w. Abb. und Downloads
26,00 €
ISBN 978-3-451-38714-2

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