Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Josef Seifert: Erkenntnis des Vollkommenen. Wege der Vernunft zu Gott

Für einflussreiche aktuelle Strömungen der Theologie ist Gott in absoluter Transzendenz verborgen und damit unerkennbar. Kant, auf dessen Erkenntnistheorie sich diese Richtung beruft, hat mit seinem Subjektivismus, nach dem Erkenntnis erst durch das gebildet wird, was die im Menschen angelegten Anschauungs- und Denkformen an das sinnlich Wahrgenommene herantragen, scheinbar jeder Metaphysik den Boden entzogen. Die Konsequenz ist entweder ein blinder Sprung in den Glauben oder ein radikaler Agnostizismus, von dem es nur ein kleiner Schritt zum Atheismus ist, der Kants Subjektivismus radikalisiert und in Gott eine Erfindung des Menschen zur Selbsttröstung sieht, wie etwa bei Feuerbach.

Das ist die Ausgangslage, an der diese Schrift von Josef Seifert (geb. 1945) ansetzt. Der katholische...

Alexander Schmemann: Zur Freiheit berufen

Dieser kleine Band mit Ansprachen des orthodoxen Priesters und Theologen Alexander Schmemann (1921-1983) stammt aus einer Zeit vor dem Internet, als er noch mit dem gesprochenen Wort über Radiosendungen die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang erreichte und die stärkende Botschaft der Freiheit verbreitete, einer echten positiven Freiheit, die aus der Hinwendung zu Wahrheit, Wert und Liebe kommt. Schmemann, der als Kind russischer Eltern in Estland aufgewachsen ist, damals Teil der Sowjetunion, dann in Frankreich studierte und lehrte, erhielt 1951 einen Ruf an das St. Vladimir’s Orthodox Theological Seminary in New York, das er ab 1962 leitete, und wurde einer der einflussreichsten orthodoxen Theologen der USA. Als Beobachter nahm er am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Neben seinen...

Klaus-Rüdiger Mai: Edith Stein. Geschichte einer Ankunft

Bereits vor ihrer Heiligsprechung im Jahr 1998 richtete sich die internationale Aufmerksamkeit auf Leben und Wirken Edith Steins. Sie war eine wissensdurstige junge Frau aus jüdischer Familie, deren Leben von Widersprüchen und Ambivalenzen geprägt war, die aber stets einem moralischen Kompass folgte und nach dem letztgültigen Sinn menschlichen Lebens suchte. Letzteres führte sie zum Glauben an Jesus Christus und ebnete ihr den Weg in den Karmel. Ihr Eintreten für ihr jüdisches Schwestervolk beim Papst vor dem Hintergrund des antisemitischen Naziterrors und ihr Tod 1942 im KZ Auschwitz rufen bis heute Bewunderung hervor und sind fester Bestandteil nicht nur der christlichen Erinnerungskultur. Erste Lebensbeschreibungen wurden bereits kurz nach ihrem Tod verfasst. Seit ihrer Heiligsprechung...

Janine Luge-Winter: Die Ikone und das Undarstellbare

Das Frankfurter Ikonenmuseum hatte anno 2008 hohen Besuch. Bisher unbekannte Ikonen mit arabischer Schrift waren in abgelegenen syrischen Klöstern entdeckt worden und wurden erstmals im Westen gezeigt. Aus diesem Anlass war Seine Seligkeit, der Patriarch von Damaskus, gekommen, um die Ausstellung zu eröffnen. In perfektem Deutsch erklärte er dem Frankfurter Publikum, dass man es bei den Ikonen nicht mit Museumsobjekten und Kunstwerken zu tun habe, sondern mit Bildern des Heiligen, die dafür gemacht seien, beweihräuchert, verehrt und geküsst zu werden. „Bitte nicht!“, meldete sich da die spitze Stimme der Kuratorin.

Weil sie etwas zeigen wollen, was sich eigentlich der Sichtbarkeit entzieht, waren sie, seit es sie gibt, immer auch Gegenstand theoretischer Reflexion. Parallel zu den großen...

Wolf-Friedrich Schäufele: Kirchengeschichte II: Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart

Die Monographie von Wolf-Friedrich Schäufele ist als Einführungs- und Überblickswerk zur Kirchengeschichte konzipiert und betrachtet die Zeit von ca. 1300 bis um 2000. In der Reihe „Lehrwerk Evangelische Theologie“ wird das Werk chronologisch an den Teil „Kirchengeschichte I: Von der Alten Kirche bis zum Hochmittelalter“ von Katharina Greschat anschließen, dessen Erscheinen für 2023 geplant ist. Die Reihe richtet sich insbesondere an Studierende der Evangelischen Theologie, Ziel der einzelnen Bände ist es, „gegenwartsbezogenes theologisches Grundwissen [zu] vermitteln“ (Vorwort zur Reihe, V). Über diese primäre Zielgruppe hinaus kann die Monographie aber auch Studierenden der Katholischen Theologie und weiteren Interessierten für einen (vertieften) Überblick vielfachen Erkenntnisgewinn...

Wolfgang Baum: Wie kommt Gott ins Denken?

Als Handreichung zu Prüfungszwecken gedacht, legt Wolfgang Baum unter der Perspektive des Verhältnisses zwischen Denken und Glauben ein Kompendium des Gottdenkens von der Antike bis zur Gegenwart vor. Der Autor richtet sich an einen größeren Leserkreis, der sich mit dem philosophischen Hintergrund des christlichen Glaubens beschäftigen möchte. Baums historische Tour d’Horizon hat zudem ein existentielles Motiv. Der Überblick dient einer zeitgemäßen Metaphysik. Diese ist notwendig, wenn man an dem Bekenntnis zum biblischen Gott festhalten will.

Nach kurzen einleitenden Ausführungen zu den Anfängen und zur Bedeutung der Schrift (I) bildet beim Gang durch die Antike der Wechsel zwischen einer idealistischen und einer realistischen Denkweise den roten Faden (II). Danach (III) steht das von...

Christian Lehnert (Hg.): Heiligenlegenden

Die „Legenda Aurea“ bezeichnet der Lyriker und Theologe Christian Lehnert zu Recht als die „wichtigste europäische Sammlung von Heiligenlegenden, die sich in Kunst und Mentalität einschrieb wie ein genetischer Code“ (139). Für das vorliegende Buch hat er eine eigenwillige Auswahl von dreiundzwanzig bekannten und weniger bekannten Heiligenviten getroffen und sie (zum Teil stark) gekürzt (7-121). Die „Anmerkungen und Erläuterungen“ (123-138) geben knappe Informationen zu Heiligen. Der in der Insel-Bücherei erschienene Band ist mit zwölf eindrücklichen Bildern von Michael Triegel angereichert (leider ohne Titel und Jahr) und wird besonders bibliophile Leserinnen und Leser ansprechen. Und die dürften, ebenso wie andere mit der Gattung Legende wenig Vertraute, über die Verachtung von Leib und...

Perry Schmidt-Leukel: Das himmlische Geflecht. Buddhismus und Christentum – ein anderer Vergleich

Perry Schmidt-Leukel ist Professor für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er ist Autor zahlreicher Werke zur Theologie der Religionen und Experte für Buddhismus und Christentum. Im Jahr 2015 hielt er an der Universität Glasgow (Schottland) als erster Deutscher seit fünfundzwanzig Jahren die international renommierten Gifford Lectures und zählt zu den bedeutendsten Religionswissenschaftlern und Theologen der Gegenwart.

Das von Perry Schmidt-Leukel vorgelegte Werk „Das himmlische Geflecht.

Buddhismus und Christentum – ein anderer Vergleich" ist eine anspruchsvolle religionstheologische Anwendung des von ihm entwickelten neuartigen Ansatzes der „fraktalen Interpretation“ religiöser Vielfalt, die von ihm als Antwort auf die...