Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Andreas Gloy / Thorsten Knauth / Halima Krausen u.a.: Gott und Göttliches

In der Reihe „Interreligiös-dialogisches Lernen“ des Kösel-Schulbuchverlages thematisiert Band 8 die „interreligiöse Spurensuche [nach] Gott und Göttliche[m]“ für Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10. Die Reihe ist konsequent interreligiös und einer den Prinzipien Dialog und Perspektivwechsel verpflichteten Didaktik konzipiert: Ein Autorenteam sogenannter „Religionskundiger“ bringt jeweils eine spezifische persönliche Perspektive ein, hier konkret: eine Jüdin, ein Christ, eine Muslima, eine Alevitin, ein Hindu, ein Buddhist, aber auch ein atheistischer Rationalist. Bereits der Entstehung dieses ambitionierten Materials geht ein Prozess des Dialogs und gemeinsamen Arbeitens und Entwerfens voraus, das von einem Expertenteam begleitet wird.

Zentrales Element dieses Unterrichtswerks...

Dina El Omari: Koranische Geschlechterrollen in Schöpfung und Eschatologie

 

2015 wurde der damalige Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Oberösterreich von der Zeitung Volksblatt interviewt. Darin äußerte er sich auch zur Frage der Geschlechterrollen. Er sagte, dass es zwar vor Gott eine Gleichberechtigung von Mann und Frau gebe, aber nur der Mann bei Entscheidungen das letzte Wort habe. Er begründete seine Aussage damit, dass Gott dem Mann die Hauptverantwortung für die Frau und die Familie gegeben habe, weil die Frau physisch und psychisch schwächer als der Mann sei und wegen vielerlei Gefahren männlichen Schutz brauche. Dieses Interview löste eine Welle der Empörung aus, so dass der Vorsitzende im Nachgang seine Aussagen relativierte.

Dina El Omari richtet sich in ihrer Habilitationsschrift genau gegen diese patriarchale Deutung von...

Walter Homolka / Juni Hoppe / Daniel Krochmalnik: Der Messias kommt nicht

Der Titel dieses Buches klingt zunächst sehr provokativ, ist doch die Messiaserwartung wesentlicher Bestandteil der jüdischen Religion, denn sein Kommen wird von vielen Propheten in der Bibel angekündigt. Einer der bedeutendsten jüdischen Religionsphilosophen, Maimonides (1135-1204), schreibt im 12. seiner berühmten 13 Glaubenssätze: „Ich glaube mit voller Überzeugung an das Kommen des Messias, und obgleich er noch säumt, will ich trotzdem jeglichen Tag harren, dass er kommen werde.“ Und auch im Achtzehnbittengebet (Amida) beinhaltet die 14. Bitte die Wiederherstellung Jerusalems und des Davidthrones.

Das Buch umfasst, sieht man von Vorwort und Nachwort ab, drei Beiträge von drei Wissenschaftlern, die unterschiedliche Zeiträume bearbeiten. Juni Hoppe, die die „Messiasvorstellungen im...

Manfred Gailus: Gläubige Zeiten. Religiosität im Dritten Reich

Als sich die Deutschen im Jahr 1945 fragten, wie es zur Katastrophe kommen konnte, da besagte eines der angewandten Narrative, es habe schlicht einen Mangel an rechter Gläubigkeit vor und während des „Dritten Reiches“ gegeben; mit anderen Worten: Wären alle Deutschen gute Christen gewesen, hätten die nationalsozialistischen Verbrechen nie stattfinden können. Die Forschung hat diese Ansichten schon länger zurückgewiesen, insbesondere Olaf Blaschke hat auch auf die christliche Kollaboration aufmerksam gemacht und ihre nähere Analyse eingefordert. Das vorliegende Buch erfüllt diese Forderung nun mit Blick auf ein breites Publikum. Es widerspricht vehement und zu Recht der These, die „Hitlerzeit“ (so der vom Autor verwendete Terminus) sei eine Zeit der Säkularisierung gewesen.

Er legt sein...

Navid Kermani: Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen

Populäre Bücher zum Thema Weltreligionen gibt es wie Sand am Meer. Ich selber hüte noch heute ein altes Exemplar meines Großvaters „Die großen Religionen der Welt“ von 1957 wie einen Augapfel. Als Kind habe ich stundenlang darin geblättert und mir die fabelhaften Fotografien und Zeichnungen angesehen. Besonders faszinierend fand ich eine mehrseitige Zeichnung des vielgestaltigen hinduistischen Pantheons, die man ausfalten konnte.

Hans Küngs „Weltethos“ hat vor Jahren viel Furore gemacht und den interreligiösen Dialog über das Verbindende aller Religionen angeregt. Der Erfolg eines Jugendbuchs wie „Theos Reise“ spricht dafür, wie groß das Interesse an anderen Religionen ist. Etwas über andere Religionen, ihre Götter und Rituale, Feste und Lebensanschauungen zu erfahren, kann ein erster...

Angelika Walser / Mouhanad Khorchide: Bibel trifft Koran

Finden nur Dialoge über Religion oder tatsächliche Begegnungen mit anderen gläubigen und auch mit andersgläubigen Menschen statt? Niemand bestreitet Kontroversen oder Gegensätze in Geschichte und Gegenwart, wenn über die in sich vielfältigen Religionen Islam und Christentum gesprochen wird. Suchen gläubige Menschen heute Berührungspunkte? Sehen wir mit Sympathie den geistlichen Reichtum und die Gestalten des Glaubens unserer Mitmenschen? Oder betonen wir die Differenzen? Liegt unser Fokus auf dem, was verbindet, oder auf dem, was trennt?

Angelika Walser und Mouhanad Khorchide haben sich auf die Suche nach Vertiefungen begeben, nicht nach einer Vertiefung der Vorurteile, sondern des Verständnisses füreinander mit Blick auf die heiligen Schriften von Christentum und Islam. Die katholische...

Sandra Kostner / Elham Manea (Hg.): Lehren aus 9/11

„Historia magistra vitae“ – dieses perenne Diktum aus der Feder Ciceros mahnt uns, aus der Geschichte Lehren zu ziehen, zumindest um alte Fehler zu vermeiden und dies in gesellschaftspolitisches Handeln einzubeziehen. Zwei Jahrzehnte nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 von vier koordinierten Flugzeugentführungen mit anschließenden Selbstmordattentaten auf symbolträchtige Gebäude der westlichen Welt und tausenden unschuldigen Opfern nimmt sich ein Sammelband mit international renommierten Gelehrten und Politikern vor, sich diesem Schreckensereignis bilanzierend zu nähern. Der Fokus der Ausführungen zielt dabei vor allem auf folgende Fragen: Wie reagiert(e) der Westen auf die moslemisch motivierten Anschläge? Was hat der Dschihadismus mit dem Islam, mit dem Koran zu tun – werden...

Helmut Fischer: Eine kurze Geschichte religiöser Weltdeutungen

Helmut Fischer kündigt im Titel eine Geschichte der Weltdeutungen an, im Buch geht es aber ausführlicher um Religionen und Gottesideen. Alles beginnt mit der Herausentwicklung des Menschen aus den Homininen, als deren Hauptmerkmale der Autor den aufrechten Gang, den Gebrauch der Hand und die Entwicklung einer Symbolsprache beschreibt. Die Geburt der Religion sieht er im subjektivischen Paradigma, also in der Frage: Wer hat das bewirkt? Die konkreten Ausformungen der Religion und die Gottesvorstellungen sind für Kulturen vor der Erfindung der Schrift schwer zu definieren, weil wir nur Bilder und Symbole ohne Kommentare haben.

Die Sesshaftigkeit bedeutet den Übergang zu regional eigenständigen Kulturen, von denen Fischer diejenigen näher beschreiben will, die für unsere europäische...