Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Niklaus Brantschen: Gottlos beten

Um es gleich vorwegzusagen: Der Titel „Gottlos beten“ und die Verlagsankündigung, es gehe in diesem Buch um die Frage, ob ein Atheist meditieren könne, sind irreführend. Denn um Betrachtungen darüber, wie Nichtgläubige die Leerstelle „Gott“ in ihrem Leben ausfüllen oder ob überhaupt jemand zu einer Gebetssprache finden kann, wenn das göttliche Gegenüber hartnäckig zu schweigen scheint, geht es Niklaus Brantschen, Jesuit und Zen-Meister, gerade nicht. Vielmehr erinnert seine spirituelle Wegsuche – so lautet der treffende Untertitel – an das berühmte Wort Karl Rahners: „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“

Auf der Suche nach diesen Erfahrungswegen befragt Brantschen alte Muster, Riten, Rituale und Lebensformen aus...

Maura Zátonyi OSB in Verbindung mit Frank Höselbarth (Hg.): Europäische Spiritualität

Der Titel des Sammelbandes klingt anspruchsvoll. Er enthält Beiträge, die als valide Argumente in die lohnende Diskussion um ein Europa christlicher Werte eingebracht werden können.

In seinem einleitenden Beitrag gibt Kardinal Kasper einen guten Überblick, wie das, was mit dem Namen „Europa“ bezeichnet wird, im Lauf der Geschichte aus der Begegnung verschiedener Kulturen entstanden ist. So sehr dabei seit der Zeit griechischer Philosophie der Mensch mit seiner Würde im Mittelpunkt steht, so ambivalent sind aus heutiger Sicht die großen kulturellen und religiösen Auseinandersetzungen (Kreuzzüge, Verhältnis Juden – Christen) zu beurteilen.

Spuren einer solchen Ambivalenz im Leben der Hildegard von Bingen zeigt mit spannender historischer Präzision der Museums- und Kulturamtsleiter Matthias...

Der Briefwechsel zwischen Erich Przywara und Gertrud von le Fort

Im hinter uns liegenden Jahrhundert lebten und wirkten im Raum der Kirche viele Männer und Frauen, die den Gang der Geschichte und den Sinn des menschlichen Lebens zu verstehen suchten. Zu denen, die von dem, was sich ihnen im Glauben an das Evangelium zeigte, in Gedichten, in Romanen und anderen Formen von Texten Kunde zu geben unternommen haben, gehörten der als Philosoph und Theologe bekannte Jesuit Erich Przywara (1889-1972) und die zur katholischen Kirche und ihrem Glauben stehende Schriftstellerin Gertrud von le Fort (1876-1971). Sie nahmen einander über alle Grenzen hinweg wahr und kommunizierten miteinander. Die Weise, wie dies unter anderem und vor allem geschah, war der Austausch im Medium des Briefwechsels. In ihren Briefen teilten sie einander mit, was sie gerade bewegte, wie...

Hermann Stinglhammer / Bernhard Kirchgessner (Hg.): Einführung in das Christentum – für heute 2

 

Der zweite Band der dreiteiligen Einführung in das Christentum aus der Reihe Passauer Forum Theologie ist dem Glauben an Jesus Christus gewidmet. Die drei exegetischen und fünf systematischen Beiträge bieten einen Einblick in die zentralen Themen der Christologie.

Der Dreischritt Sprache, Geschichte, Glaube, mit dem der Neutestamentler Otto Schwankl seinen Beitrag zur historischen und theologischen Bedeutung des Kreuzestodes Jesu strukturiert, lässt sich als Strukturprinzip des ganzen Bandes heranziehen. Der sprachliche Befund der biblischen Texte wird aufgezeigt und damit zunächst auch die Frage nach dem historischen Wissen über Jesus von Nazaret gestellt. Insbesondere der erste Beitrag von Rudolf Hoppe zur Rückfrage nach dem historischen Jesus gibt hier prägnant den aktuellen...

Karl-Heinz Menke: Inkarnation

 

Titel wie Untertitel dieser Einführung in die Mitte der christlichen Botschaft verweisen präzise auf den Inhalt und das zentrale Anliegen. Was der Verfasser an Grundgedanken in vielen seiner Schriften über Jahrzehnte hinweg thematisch weit gestreut entfaltet und in bisweilen steilen Thesen profiliert hat, lässt er jetzt – konzentriert auf seinen ganz und gar christologisch zentrierten Denkansatz – in eine gut lesbare und spannende Einführung ins Christentum münden.

Das Buch beginnt mit gezielten Hinweisen zum besseren Verständnis und zur Absicht. In sieben Kapiteln handelt Karl-Heinz Menke – dezidiert katholisch perspektiviert – von Christus und seiner Kirche. Was es bedeutet, dass der Mensch Jesus „die Offenbarkeit Gottes“ ist, also die „Offenbarkeit JHWHs“, wird im ersten Kapitel (A)...

Martin Thurner (Hg.): Eugen Biser. Die Hauptwerke im Diskurs

Dass Eugen Biser (1918-2014) neben Karl Rahner und Hans Urs von Balthasar zu den bahnbrechenden katholischen Glaubensdenkern im Übergang zum 21. Jahrhundert gehört, steht außer Zweifel. Dem Münchner Guardini-Professor (1974-1988) gelang es, mehr als hundert einschlägige Werke zu publizieren sowie landauf, landab durch Vorträge zu Fragen von Religionsphilosophie und Atheismus, Fundamentaltheologie, Medientheorie, Musik, Literatur und Bildender Kunst im Diskurs präsent zu sein. Ist seine Stimme auch in Zukunft vernehmbar? Und wie lässt sich ein Zugang zu seinem enzyklopädischen Werk gewinnen? Um den biserschen Wissenskosmos zu erkunden, startet Martin Thurner mit dem hier vorzustellenden Band eine Sonde, die den Denkraum des Gelehrten vermisst und seine Hauptwerke für Leserinnen und Leser...

Andreas Batlogg: Jesus begegnen

Andreas Batlogg hat ausgehend von der Jesus-Meditation der ignatianischen Exerzitien ein sehr persönliches Buch geschrieben über die Möglichkeit, Jesus in diesem Leben zu begegnen. Worum es geht?

Der Buchtitel suggeriert drei Hauptteile. Aber der Autor macht etwas anderes: In 33 Kapiteln kommen unterschiedliche Erfahrungsfelder zur Sprache, mal geht’s um Suchbewegungen, mal um Finderglück und mal um Bekennermut. Andreas Batlogg, geboren 1962, ist seit 1985 Jesuit, und das Erbe des Ignatius von Loyola (1491-1556), der Jesuitenorden mit seiner besonderen Betonung der „Gesellschaft Jesubilden den Raum, in dem er sich bewegt. Batlogg versteht das Ordenssymbol IHS – Iesus Habemus Socium – nicht exklusiv, sondern über die Konfessionsgrenzen hinaus als Einladung an alle, die sich auf Jesus...

Joel F. Harrington: Meister Eckhart

 

Anzuzeigen ist eine neuere Biographie über Meister Eckhart, geschrieben von einem amerikanischen Historiker für europäische Geschichte speziell des 16. Jahrhunderts, gut beworben und mit großen Absichten; dargestellt werden soll „Der Mönch, der die Kirche herausforderte und seinen eigenen Weg zu Gott fand“.

Fragen wir zunächst, was wir vom Meister Eckhart kennen. Texte, mehr nicht, nicht einmal eine ungebrochene Tradition seiner Werke. Texte können etwas bedeuten. Was können wir über einen solchen Text sagen? Etwa wie er entstanden ist: Ein Spitzentheologe und Verwaltungsspezialist hält um 1300 eine Predigt im Deutsch seiner Zeit. Eine Zuhörerin schreibt mit, so genau, dass selbst sprachliche Feinheiten wie Dialoge, völlige Neuschöpfungen, philosophische Spitzensätze, selbst „Wendungen...