Um es gleich vorwegzusagen: Der Titel „Gottlos beten“ und die Verlagsankündigung, es gehe in diesem Buch um die Frage, ob ein Atheist meditieren könne, sind irreführend. Denn um Betrachtungen darüber, wie Nichtgläubige die Leerstelle „Gott“ in ihrem Leben ausfüllen oder ob überhaupt jemand zu einer Gebetssprache finden kann, wenn das göttliche Gegenüber hartnäckig zu schweigen scheint, geht es Niklaus Brantschen, Jesuit und Zen-Meister, gerade nicht. Vielmehr erinnert seine spirituelle Wegsuche – so lautet der treffende Untertitel – an das berühmte Wort Karl Rahners: „Der Fromme von morgen wird ein Mystiker sein, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“
Auf der Suche nach diesen Erfahrungswegen befragt Brantschen alte Muster, Riten, Rituale und Lebensformen aus...