Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Thomas Söding: Die Bibel für alle

Ziemlich unbemerkt von einer größeren Öffentlichkeit ist Ende letzten Jahres die revidierte Einheitsübersetzung (EÜ) erschienen. Fast 40 Jahre nach der Erstausgabe liegt nun eine auf Fehler hin überprüfte und neuere exegetische Erkenntnisse berücksichtigende Neuübertragung beider Testamente vor, eine katholische Übersetzung, die gleichwohl überkonfessionelle Bedeutung beanspruchen darf. Das Büchlein des renommierten Neutestamentlers Thomas Söding bietet eine hervorragende Einführung in die Besonderheiten der Übersetzung und macht zugleich mit den Eigenheiten von Bibelübersetzungen im Allgemeinen vertraut. In neun Abschnitten erfährt man alles Wichtige zur Geschichte, den Anliegen, Schwierigkeiten, Schwächen und Stärken der neuen Einheitsübersetzung, auch wie die Bibel aufgebaut ist, welche...

Matthias Köckert: Abraham Ahnvater – Vorbild – Kultstifter

Ein ausführliches Buch über Abraham und seine Nachwirkung könnte kaum aktueller sein in einer Zeit, in der die großen Weltreligionen so eng aufeinander rücken wie heute. Dennoch bleibt der Stoff so gewaltig, dass seine Bewältigung immer nur unter einem besonderen Aspekt geschehen kann. Ein wesentliches Anliegen von Matthias Köckert ist es, die von Abraham handelnden biblischen Texte vor allem in ihrer individuellen Gestalt zur Sprache zu bringen und alle weiteren Beobachtungen und Überlegungen darauf aufzubauen. Die individuelle Gestalt der Texte hat aber vor allem ein literarisches Ansehen, und so treten bei diesem Ansatz religions- und traditionsgeschichtliche Betrachtungsweisen, die auch hätten interessieren können, etwas in den Hintergrund. Die rezipierende Frömmigkeitsgeschichte...

Hermann-Josef Venetz Ein neuer Anfang ist möglich … nicht nur zur Weihnachtszeit

„Alle Jahre wieder“ bietet der Markt vielerlei Büchlein, die im Geschenkbandformat die Krippenidylle evozieren. Diesem Trend schließt sich der Freiburger Neutestamentler Hermann-Josef Venetz bewusst nicht an. Auch er schreibt über Texte aus der Liturgie der Advents- und Weihnachtszeit – über die Kindheitsgeschichte Jesu ebenso wie über Texte weniger prominenter Herkunft. Doch ist er darauf bedacht, sie aus der „emotionalen Umklammerung“ der Advents- und Weihnachtszeit zu befreien und ihr viel größeres theologisches Potential von ganzjähriger Aktualität zu erschließen. 

Seine Interpretationen beruhen auf der hermeneutischen Grundannahme, dass man biblische Texte – gerade wenn sie besonders glatt und harmonisch wirken – gegen den Strich lesen muss. Will heißen: Der Intention ihrer Verfasser...

Boris Repschinski Vier Bilder von Gott Die Evangelien – alt, doch aktuell

„Vier Bilder von Jesus“ befinden sich bereits auf dem Buchcover: Viermal schaut man auf den Gekreuzigten, doch sind die ansonsten gleichförmigen Variationen jeweils in eine andere Farbe getaucht. Auch die vier kanonischen Evangelien drehen sich in ihren Jesusporträts um ein und dieselbe Gestalt – und lassen diese doch in einem je spezifischen Licht erscheinen. Dieses jedem der Evangelisten eigene individuelle Profil stellt der Innsbrucker Neutestamentler Boris Repschinski klar und lebendig heraus. Der Untertitel „alt, doch aktuell“ kennzeichnet dabei das Spannungsfeld, in dem sich die Evangelisten und ihre heutigen Interpreten gleichermaßen befinden: Die auf die Anfänge zurückblickende Erinnerung an Jesus ist für jede Zeit und jeden Ort immer wieder neu zu aktualisieren – eben weil Anruf...

Mirjam Schambeck: Biblische Facetten

20 Schlüsseltexte für Schule und Gemeinde
 
Mirjam Schambeck, eine in Dogmatik promovierte und mit einer religionspädagogischen Arbeit habilitierte Franziskanerin, lehrt als Professorin für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Die Verfasserin eröffnet ihr Buch mit einer Einleitung zu „Biblischen Facetten“ – so auch der Buchtitel. Vor die subjektiv ausgewählten „20 Schüsseltexte“ der Bibel ist ein aus zwei Kapiteln bestehender theoretischer Teil zu „Kontexte(n) biblischen Lernens“ und zur praxisbezogenen „bibeltheologischen Didaktik“ gestellt. Im dritten und vierten Kapitel werden die Texte des „Alten und Neuen Bundes“ durch text- und bildorientierte sowie „leibbezogene...

Gerhard Begrich: Exodus - Das 2. Buch Mose oder Der Aufbruch in die Freiheit

Neu übersetzt und erläutert


Die Widmung des Buches hat für mich eine Signalwirkung: „Joachim Begrich, Benno Jacob in quiam memoriam“. Joachim Begrich (1900-1945) begleitet mich mit seinen Büchern seit meiner Studienzeit (1960-1966): Er hat die „Einleitung in die Psalmen“ seines Lehrers Hermann Gunkel zu Ende geführt (1933), „Studien zu Deuterojesaja“ (1938; Nachdruck 1963) sowie „Gesammelte Studien zum Alten Testament“ (1967) veröffentlicht; er war ein Hoffnungsträger der protestantischen Bibelwissenschaft. Benno Jacob (1862-1945), einer der bedeutendsten jüdischen Bibelwissenschaftler des 20. Jahrhunderts, begleitet mich mit seinem „Genesis-Kommentar“ (1934) und seinem „Exodus-Kommentar“ (1917) in meiner langjährigen Arbeit in der Lehreraus- und Lehrerfortbildung. 

In dem vorliegenden...

Robert Vorholt: Flucht in der Bibel

Zwölf Geschichten von Not und Gastfreundschaft

Die Erfahrung von Flucht und Migration ist ein Menschheitsthema von Anbeginn an – und doch hat sie im 21. Jahrhundert ein solch globales Ausmaß angenommen, dass niemand mehr davon unberührt bleiben kann. Vielmehr gilt es, die Problematik der Flucht als ein bedeutsames „Zeichen der Zeit“ auch in ihrer theologischen Dimension wahrzunehmen – im Lernen, Lehren und Handeln. Der Luzerner Neutestamentler Robert Vorholt nimmt uns diesbezüglich mit auf die Reise durch die Bibel als ein Buch, dessen Entstehungsprozess schon zutiefst durch Erfahrungen von Exil, Vertreibung und Wanderschaft geprägt ist. Er spannt den großen kanonischen Bogen von der urgeschichtlichen Vertreibung aus dem Paradies bis hin zur bleibenden Aufforderung zur Gastfreundschaft...

Philosophie Magazin Sonderausgabe 07: Die Bibel und die Philosophen

Chefredaktion: Catherine Newmark

„Die Bibel und die Philosophen“: Der Titel macht neugierig und lässt einen das Heft erwartungsvoll durchblättern. Das Inhaltsverzeichnis ist vielversprechend angesichts der mit Textausschnitten zitierten Dichter und Denker, so z.B. von Sigmund Freud, Immanuel Kant, Meister Eckart, Hannah Arendt und Umberto Eco. Durchbrochen wird die Sammlung von zitierten Texten durch kurze Beiträge bzw. Interviews zeitgenössischer Vertreterinnen und Vertreter aus Theologie und Philosophie.

Die spannungsvolle Erwartung wird allerdings durch drei Momente getrübt: Die Chefredakteurin Catherine Newmark hat „philosophische Lektüren der Bibel“ zusammengestellt, die das Alte Testament als ungeheuer bezugsreichen Denkraum eröffnen. Dem aufmerksamen Leser könnte hier bereits...