Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Volker Stelzmann: Panoptikum

Deutsch/Englisch

„Panoptikum“ ist ein treffender Titel für das bildnerische Werk von Volker Stelzmann, entwirft er doch ein geradezu kurioses Kabinett menschlicher Beziehungen. Mit starker Farbigkeit beobachtet er Menschen im Varieté, beim Karneval, in der Großstadt – und schafft ein nur auf den ersten Blick realistisches Szenario. Seine Figuren haben stereotype Gesichtszüge, sind oftmals auffällig gekleidet, ja kostümiert, haben schräge Frisuren und tragen exzentrische Kopfbedeckungen. Verwirrender noch sind ihre Beziehungen zueinander: Verschraubt und verrenkt taumeln und schweben sie unter Missachtung aller Gravitation durch den Bildraum und wirken wie solipsistische Monaden – selbst dann, wenn sie sich eng auf den Leib rücken.

Der Künstler malt in altmeisterlicher Manier mit Ölfarbe...

Frédérique Goerig-Hergott (Hg.): Otto Dix – Isenheimer Altar

Seit seiner Gründung 1853 beherbergt das Museum Unterlinden in Colmar/Elsaß den zwischen 1512 und 1516 entstandenen Isenheimer Altar, das bedeutendste Werk von Matthias Grünewald. Das Museum, das nicht nur mittelalterliche, sondern auch zeitgenössische Kunstwerke besitzt, konnte 2016 einen spektakulären Erweiterungsbau einweihen. Die erste Sonderausstellung in den neuen Räumen ist dem deutschen Maler, Zeichner und Grafiker Otto Dix (1891-1969) gewidmet, der 1945/46 Kriegsgefangener bei Colmar war und während dieser Zeit den Isenheimer Altar, der vor nunmehr 500 Jahren vollendet wurde, mehrfach besichtigen konnte. 

Hinter dem schlichten Titel von Ausstellung und Katalog – „Otto Dix – Isenheimer Altar“ – steht die These, dass Grünewalds Altar im gesamten Werk des Künstlers einen bisher...

Holger Brülls: Thomas Kuzio

Neue Arbeiten im architektonischen Raum: Projekte und Entwürfe der Jahre 2010 bis 2015
Mit einem Vorwort von Barbara Schock-Werner


Wer die enorme Raumwirkung und die religiöse Kraft zeitgenössischer Glasmalerei erleben möchte, sollte der evangelischen Mariengemeinde in Frankfurt-Seckbach einen Besuch abstatten und in Ruhe die neuen Chorfenster betrachten. – Beginnen wir chronologisch: Die 1707-10 erbaute, im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstörte Kirche wurde wiederaufgebaut und 1951 geweiht. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde nicht nur der weithin sichtbare Turm vereinfacht, sondern auch das mittlere Rundbogenfenster im Altarraum zugemauert und eine überlebensgroße Kreuzigungsgruppe in der Technik des Sgraffito neu geschaffen. Bei der umfassenden Innensanierung 2012-13 wurde das...

Michael Köhlmeier / Konrad Paul Liessmann: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam?

Mythologisch-philosophische Verführungen

Originell ist nicht nur der Titel. Originell ist auch die dialogische Form des Buchs: Der österreichische Autor Michael Köhlmeier erzählt jeweils ein Volksmärchen, eine Geschichte aus dem Alten Testament, Auszüge aus Heiligen- oder Heldenlegenden oder eine Episode aus der griechischen Mythologie und ordnet sie Schlüsselbegriffen der Menschheit zu: Neugier, Arbeit, Gewalt, Rache, Lust, Geheimnis, Ich, Schönheit, Meisterschaft, Macht, Grenze und Schicksal. Dann folgt, grafisch abgesetzt, die Rede des Wiener Philosophen Konrad Paul Liessmann. Und hier wird es nun mitunter kurios. Die Kritiken überbieten sich für diesen Dialog mit Lob, beruhigenderweise jedoch findet man auch einzelne, die sich trauen, von Plattitüden zu sprechen. 

Liessmann lenkt...

Veit Neumann / Josef Kreiml (Hg.): Georges Bernanos und der Renouveau catholique

Das „Tagebuch eines Landpfarrers“ als herausragender Priesterroman

Der Pastoraltheologe Veit Neumann hat sich zur Aufgabe gemacht, die Literatur des „Renouveau catholique“, einer religiösen Erneuerungsbewegung im französischen Katholizismus des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als genuin christliches Schrifttum neu zu beleben und ihr ein Comeback in der kirchlichen und literarischen Öffentlichkeit zu verschaffen. Im Jahre 2015 erschien Bernanos‘ „Tagebuch eines Landpfarrers“ in einer von Neumann besorgten und kommentierten Neuübersetzung. 2016 folgt ein Band mit Abhandlungen und Interpretationen zu diesem in den fünfziger Jahren in Deutschland viel gelesenen Priesterroman des prominentesten Autors des Renouveau catholique. Dabei erschöpft sich das Engagement des...

Friedhelm Hofmann: Zeichnung als Zwiesprache

Die künstlerische Gestaltung des neuen „Gotteslob“

Anzuzeigen ist eine kleine Kostbarkeit, eine Veröffentlichung, die ein bibliophiles Kunstbuch und eine nützliche Hilfe zugleich ist. Es handelt sich um eine Einführung in die künstlerische Gestaltung des neuen „Gotteslob“. Autor ist der Würzburger Diözesanbischof Friedhelm Hofmann, der sich auch als Kunsthistoriker einen Namen gemacht hat und als Vorsitzender der Kommission „Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch der Deutschen Bischofskonferenz“ die Neuausgabe des „Gotteslob“ verantwortet. Entstanden ist ein Werk von „europäischem Rang“, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung urteilte, zugleich aber auch ein „Gesamtkunstwerk“, bei dem die künstlerische Gestaltung eine hohe Priorität hatte, wie Friedhelm Hofmann im Vorwort schreibt....

Klaus W. Hälbig: Die Tür zur Gottesschau

Klaus W. Hälbig entwirft um Michael Triegels Augustinus-Retabel eine theologische Summe des trinitarischen Schöpfungs- und Erlösungswerkes – vergegenwärtigt in der Feier der Liturgie der Kirche. In der Liturgie wird Zeit transparent auf Ewigkeit, Geschichte auf das Heilshandeln Gottes. Sie ist jener Resonanzraum, in der das Wort Gottes das Herz der Menschen erreicht, weil sie im Heiligen Spiel die Vernunft über sich hinaus in eine symbolisch vermittelte Anschauung Gottes führt, in der u.a. das Andachtsbild seinen unverzichtbaren Ort hat. Irdische Liturgie als Abbild kosmischer Ordnung und Vergegenwärtigung der Erlösung aller Menschen durch den Abstieg Gottes in unser Fleisch, um unser Fleisch zu Gott zu erhöhen in Menschwerdung, Kreuzestod und Auferstehung Jesu Christi – Hälbig stützt sich...

Gesine Dammel (Hg.): Mein Weihnachtsbild

In diesem reizenden kleinen Buch stellen 22 bekannte weibliche und männliche Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Politiker, Journalisten, Theologen, Philosophen, Schauspieler, Mediziner und Künstler – unter ihnen Martin Mosebach, Friedrich Schorlemmer, Annette Schavan, Christian Lehnert, Hans-Ulrich Treichel, Peter Härtling, Elke Heidenreich, Jutta Richter, Klaus Gallwitz – ihr ganz persönliches Weihnachtsbild vor: Gemälde, Buchmalerei, Comic, Skulptur, Krippen, aber auch Fotos von Menschen oder Alltagsgegenständen. Abseits kunstgeschichtlicher Betrachtung liegt der Focus auf einem bemerkenswerten Detail, das die Verfasser/innen mit Weihnachten verbinden. Es handelt sich also um Begegnungserlebnisse mit Kunstwerken und Menschen, die intellektuell oder emotional, ernst oder...