Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Martin W. Ramb / Holger Zaborowski (Hg.): Arbeit 5.0 oder Warum ohne Muße alles nichts ist

Der Titel „Arbeit 5.0“ bezieht sich auf diejenige Gestalt der Arbeit, die nach dem kommen wird, was im politischen Jargon „Arbeit 4.0“ heißt und uns gegenwärtig umgibt: der vierten – nämlich digitalen – Revolution unserer Arbeitsverhältnisse. Der Untertitel „Warum ohne Muße alles nichts ist“ erweckt dabei den Eindruck, die Möglichkeit der Muße sei bedroht. Inwieweit sie das ist, machen auf unterschiedliche Weise die 26 Beiträge deutlich, die im Einzelnen angemessen zu würdigen hier nicht möglich ist.

So zeigt ein Teil der hier versammelten Beiträge, dass die Digitalisierung der Arbeit einen enormen Zuwachs an Freizeit bedeuten kann. Und dieser zeitliche Zugewinn kann so weit reichen, dass Menschen ohne entsprechende Qualifikation immer weniger die Chance haben, überhaupt eine Arbeit zu...

Barbara Stühlmeyer / Karl Braun: Das Turiner Grabtuch

Konfrontation erfordert Mut. Das Grabtuch kann keine Fälschung sein. Und was nicht sein kann, das darf auch nicht sein, so könnte man hier von der Hildegard-Spezialistin Barbara Stühlmeyer und dem emeritierten Erzbischof von Bamberg Karl Braun eingeforderten „Mut“ übersetzen. Grabtuch- und Schleierliteratur gibt es inzwischen zuhauf, und wenn diese nicht im Verschwörungsmilieu anzusiedeln sind, dann gehen sie im Wesentlichen von der gleichen frommen Prämisse aus, die auch die beiden Autoren gesetzt haben: Das Turiner Grabtuch ist das authentische Grabtuch Jesu Christi. So werden die nicht neuen Anfragen an die bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen schlicht und einfach neu aneinandergereiht und in der Art von Michael Hesemann oder Paul Badde gewertet: Was im einen Moment noch eine...

Christoph Türcke: Umsonst leiden

Ein Klassiker biblischer Erzählungen unter philosophischer Perspektive? Der emeritierte Philosophieprofessor Christoph Türcke, der auch evangelische Theologie studierte und sich in mehreren Werken ideologiekritisch mit religiösen Inhalten auseinandergesetzt hat, wagt einen solchen Blick in seinem 120seitigen Büchlein „Umsonst leiden. Der Schlüssel zu Hiob“. Gerade die gewisse Außenperspektive auf einen genuin religiösen Text, der zudem als Weltliteratur vielfältige Umsetzungen erfahren hat, bietet neue Zugänge zum Hiobbuch und zeigt zugleich seine Aktualität auf.

Türckes Überlegungen setzen bei einer prägnanten Analyse der Struktur des Hiobbuches an: Er geht von der üblichen literarkritischen Aufteilung in eine kurze „Rahmenerzählung“ (Ijob 1,1-2,10 und 42,10-17) und eine längere,...

Johannes Herzgsell: Gott über uns – Gott unter uns – Gott in uns

Johannes Herzgsell, geb. 1955, Jesuit und Professor für Religionsphilosophie, Religionswissenschaft und Grundlegung der Theologie an der Hochschule für Philosophie München, hat mit diesem Buch, gegliedert in 18 Kapitel über jeweils 25 bis 40 Seiten, eine umfangreiche Beschreibung ausgewählter philosophischer und theologischer Gotteskonzepte vorgelegt – offensichtlich die Frucht einer langjährigen Lehrtätigkeit.

In den ersten Kapiteln wird die biblische und antike Christologie sowie die biblische, antike und mittelalterliche Trinitätstheologie in Anknüpfung an und in Absetzung von platonischer, aristotelischer und neuplatonischer Metaphysik vorgestellt. Im umfangreichsten Abschnitt des Buches (Kapitel 1-8) werden insbesondere die „Politeia“ und das „Symposion“ sowie Plotins Philosophie des...

Raimon Panikkar / Hans-Peter Dürr: Liebe – Urquelle des Kosmos

Bereits im Jahr 2008 erschien im Herder-Verlag „Liebe – Urquelle des Kosmos“, das nun in leicht erweiterter Form 2017 bei topos premium eine Neuauflage erfuhr. Mittlerweile sind die beiden Autoren und Gesprächspartner des Bandes Raimon Panikkar (1918-2010) und Hans-Peter Dürr (1929-2014) verstorben. Entsprechend wurde das Buch vor allem um zwei Würdigungen des Religionsphilosophen bzw. Theologen Pannikar und des Physikers Dürr ergänzt.

Der tops-Band enthält nach einer Einleitung des Herausgebers Roland R. Ropers die Vita von Raimon Panikkar, die mit dessen letztem Brief an seine Freunde („Der Tod ist eine Tür!“) endet. Es schließen sich ein Text Panikkars („Der Mensch ist der Künstler der Schöpfung“) und ein zweisprachiges Lob auf diesen, verfasst von Ropers („Der allgegenwärtige Klang“),...

Armin Nassehi / Peter Felixberger (Hg.): Kursbuch 196: Religion, zum Teufel!

Der Titel „Religion, zum Teufel!“ legt eine falsche Spur, insinuiert er doch eine scharfe Abrechnung mit (dem Erscheinungsbild der) Religion. Den Teufel bekommt der Leser dennoch präsentiert – und zwar von dem Comic-Zeichner Ralph Niese, der in der Mitte des vorliegenden Kursbuches mit seinen frechen, grellen Illustrationen die Karriere Luzifers vom Paradies bis in unsere diabolischen Tage nachzeichnet (93-112).

Allgemein formuliert geht es in den verschiedenen Beiträgen um eine Revision überholter Urteile über und einen neuen Blick auf aktuelle Probleme von Religion, wobei in aller Regel das Christentum und der Islam gemeint sind. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass den kritischsten Beitrag der Theologe Gregor Maria Hoff beigesteuert hat, der unter dem kryptischen Titel „Kirche zu,...

Larissa Berger / Elke Elisabeth Schmidt (Hg.): Kleines Kant-Lexikon

Der Philosoph Immanuel Kant ist noch heute ein Thema für Katholiken, die sich um eine vernünftige Glaubensvermittlung bemühen. Um zur Beschäftigung mit diesem großen Autor Kant einzuladen, sei das neue Kant-Lexikon vorgestellt. Es nennt sich zwar „klein“ – so stellt es sich neben dem „großen“ wissenschaftlichen Kantlexikon zu Recht dar. Aber als „Einstiegs- und Nachschlagewerk für das Philosophiestudium“, wie es im (übrigens sehr informativen) Klappentext heißt, ist es ein neues, außerordentlich hilfreiches Format zum Kennenlernen eines wichtigen und einflussreichen Denkers – und ich möchte ergänzen: nicht nur für das Philosophiestudium, sondern auch für Theologinnen und Theologen, für Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die sich auf das Wagnis wissenschaftlicher Selbstvergewisserung...

Asfa-Wossen Asserate: Den Glauben zur Vernunft, die Vernunft zum Glauben bringen

Der Titel des vorliegenden Bandes ist missverständlich. Denn es geht nicht um die wechselseitige Herausforderung von Glaube und Vernunft, sondern um die gegenseitige Begrenzung ihrer möglichen Exklusivitätsansprüche. Der Autor ruft nämlich den berühmten Satz Friedrichs des Großen in Erinnerung, dass jeder Mensch nach seiner Fasson soll selig werden können. Damit ist die Unterscheidung zwischen einem öffentlichen Leben, das durch die Regeln einer jedermann zugänglichen Vernunft geprägt wird, und einer privaten Religiosität formuliert. Letztere darf in dem Maße öffentliche Geltung beanspruchen, wie sie das öffentliche Miteinander nicht stört oder gar die ihm zu Grunde liegenden Tugenden sogar fördert. Damit ergeht im Namen des öffentlichen Friedens an die Religionen die Forderung, ihre...