Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Thomas Alexander Szlezák: Platon

Thomas A. Szlezák, international renommierter Platon-Kenner, weist in seiner neuesten, ebenso voluminösen wie kenntnisreichen Studie nach: Platon will zur klaren Welt des Geistes und der Ideen emporsteigen. Sein berühmtes „Höhlengleichnis“ in der Politeia zeigt es: Ohne Ab- und Umkehr, metanoia, gibt es kein Verhältnis zur Wahrheit. Die Wahrheit aber gilt es zu erkennen. Sie ist das eigentliche Ziel und die Erfüllung des menschlichen Lebens. Es geht darum, den Weg aus der dunklen Höhle zu finden, den Aufstieg aus der Schattenwelt ins Licht zu wagen.

Erkenntnis und Leben, Wahrheit und Interesse gehören nach Platon zusammen. Zugegeben: Den Standpunkt des Protagoras, der Mensch sei das Maß aller Dinge, teilte er in letzter, d.h. ontologischer Konsequenz nicht. Dennoch war für Platon die...

Pierre Claverie: An der Nahtstelle zweier Welten. Muslime und Christen im Dialog

Mit einiger Ehrfurcht nimmt man diese Auswahl von Texten des 2018 seliggesprochenen Dominikaners Pierre Claverie über den Dialog zwischen Muslimen und Christen zur Hand, denn um den Preis seines eigenen Lebens hat sich Claverie im nachkolonialen Algerien in einer von Gewalt gegen Christen geprägten Zeit für ein friedliches Zusammenleben der Religionsgruppen eingesetzt. Als Bischof von Oran wollte er mit unbedingtem Willen zum Dialog auch angesichts des zunehmenden Terrors nicht resignieren und seine ihm anvertraute Herde der noch im Land verbliebenen Christen nicht verlassen. Doch der Hass sparte ihn nicht aus und so fiel er am 1. August 1996 zusammen mit dem erst 21-jährigen Mohamed Bouchikhi, der als Moslem ehrenamtlich für ihn arbeitete, einem Bombenanschlag zum Opfer.

Wer also wäre...

Martin W. Ramb / Holger Zaborowski (Hrsg.): Advent trotz(t) Corona

Was bedeutet Advent, wenn das unsichtbare Corona-Virus Leben bedroht und menschliche Begegnungen auf ein Mindestmaß beschränkt werden müssen? Tastende Antwortversuche wurden zwischen dem 1. und dem 25. Dezember 2020 auf www.kath.de veröffentlicht, die von Martin W. Ramb und Holger Zaborowski in dem vorliegenden Buch zusammengestellt wurden. Es ist ein schönes Buch geworden, denn jeder Text wird von einem Foto einer in St. Agnes in Hamm erstmals gezeigten Krippeninstallation des „Instituts für Inszenierung“ begleitet: Kugeln aus unterschiedlichem Holz und in verschiedener Größe und Anordnung sowie ein herabschwebendes Licht ermöglichen einen ungewöhnlichen Blick auf das weihnachtliche Geschehen; zwei Beiträgen widmen sich dem Konzept dieser abstrahierenden Krippe.

Die 25 kurzen „Impulse...

Werner Schüßler: Warum die Welt nicht alles ist

 

Der Titel des Buches verweist auf die Sinnfrage, auf das, was unser Leben trägt. Der Autor stellt die Frage nach dem guten, erfüllten Leben im Kontext der von Wissenschaft und Technik geprägten Gegenwart und in Auseinandersetzung mit der immer weiter verbreiteten naturalistischen bzw. reduktionistischen Weltsicht. Dabei bezieht er Einsichten der philosophischen Tradition von der Antike bis zur Gegenwart ein und ist der Existenzphilosophie besonders verpflichtet.

Die Einleitung „Worum es hier geht“ kennzeichnet pointiert Schüßlers Anliegen, dass die Wirklichkeit mehr ist als das, was sich wissenschaftlich beweisen lässt. Es folgen drei etwa gleich lange Kapitel.

Das erste, grundlegende „Warum Philosophie kein überflüssiger geistiger Luxus ist“ thematisiert die metaphysischen, letzten...

Godehard Brüntrup / Ludwig Jaskolla / Tobias Müller (Hg.): Prozess – Religion – Gott

Der hier anzuzeigende Sammelband regt dazu an, eine religionsphilosophische Diskussion weiterzuführen, die bisher in Deutschland nur zögerlich in Gang gekommen ist. Auch wenn das Werk des mathematisch und naturwissenschaftlich geprägten Denkers Alfred North Whitehead (1861-1947) als schwierig gilt, so lohnt es sich doch, am Leitfaden dieses Sammelbandes sich auf sein Denken einzulassen.

Die Bedeutung seines noch immer einzigartigen „prozessmetaphysischen“ Ansatzes kann kaum unterschätzt werden, denn Whitehead ist der erste Denker der Gegenwart, der es unternimmt, die individuellen Erfahrungen des menschlichen Lebens, die bisher meist zu phänomenologisch-hermeneutischen oder subjekttheoretischen Denkentwürfen ohne ausdrücklichen Bezug auf die Naturwissenschaften geführt haben, und die...

Winfried Schröder: Atheismus

Winfried Schröder nennt als sein Vorhaben die Darstellung und Diskussion der wichtigsten Einwände, die gegen den Atheismus vorgebracht werden. Zu Beginn werden die zentralen Begriffe „Atheismus“ und „Theismus“ erklärt, wobei Schröder im Theismus einen Sammelbegriff von Theorien über Gott sieht, im Atheismus aber lediglich die Einzelthese, Gott existiere nicht (11), auch wenn hinter der atheistischen These verschiedene philosophische Ansätze stünden. Die theistische Position, auf die sich Schröder beziehen will, beschreibt er unter dem Titel „Standardtheismus“ als die Annahme der Existenz eines transzendenten Wesens, das mit den Eigenschaften „allmächtig“, „allwissend“ und allgütig“ ausgestattet sei.

Der erste Einwand ist der Vorwurf des Dogmatismus, also der Atheismus sei dogmatisch in...

Hans Kessler: Auferstehung?

Auferstehung – was soll das bedeuten? Die Auffassungen gehen weit auseinander: Was nicht wenige für reines Wunschdenken halten, gilt anderen als eine historische Tatsache; während gelegentlich bestritten wird, dass Jesus überhaupt am Kreuz gestorben ist, sehen manche in der Auferstehung ein psychologisch bedeutsames Hoffnungssymbol. Derartig widerstreitende Ansichten haben Hans Kessler veranlasst, sich noch einmal eingehend mit dem Thema zu befassen. Dazu ist er wie kaum ein Zweiter qualifiziert, hat er doch unter dem Titel „Sucht den Lebenden nicht bei den Toten“ 1985 ein Standardwerk über die Auferstehung Jesus Christi veröffentlicht, das in der 1995 ergänzten Neuauflage auf über fünfhundert Seiten angewachsen ist. Nun hat der inzwischen emeritierte Systematische Theologe unter...

Muna Tatari / Klaus von Stosch: Prophetin – Jungfrau – Mutter

Was haben die Marienverehrung der katholischen Kirche und das Marienbild des Korans gemeinsam? Kann Maria, die einzige Frau im Koran, die namentlich genannt wird, für den interreligiösen Dialog eine Mittlerin, eine „Brückenfigur“ sein?

Dass Maria, die Mutter Jesu, für Christen und Muslime ein theologisch fruchtbares Gesprächsthema ist, veranschaulicht der vorliegende Band auf höchstem Niveau. Die namhafte Paderborner Forschergruppe Klaus von Stosch, Professor für Katholische Theologie und Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften, und Muna Tatari, Juniorprofessorin für Islamische Systematische Theologie und Mitglied des Deutschen Ethikrates, betrachten die „Mutter der Glaubenden“ nicht aus unterschiedlichen Perspektiven, vom Resümee am Ende des Buches...