Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Jörg Lauster: Der Heilige Geist

Dass die Entwicklung des christlich-theologischen Denkens nicht geradlinig verläuft, sondern immer wieder von Rückschritten geprägt ist, die mitunter die Größe und Weite früheren Denkens weit hinter sich zurücklassen, zeigt beispielhaft die Entwicklung des Konzepts der Schriftinspiration. Den Begriff der göttlichen Inspiration setzte der griechische Kirchenvater Origenes im dritten Jahrhundert n. Chr. ein, um einen weiten Verständnishorizont der biblischen Texte zu ermöglichen. Origenes sah deutlich, dass ein wörtliches Verständnis der Bibel zu vielen Widersprüchen führt. Wenig überraschend für ihn, versucht doch immer ein endlicher Mensch mit endlichen Worten die unendliche Weisheit Gottes auszudrücken. Deshalb gilt es, die Texte weit ab vom wörtlichen Verständnis zu begreifen – die...

Asfa-Wossen Asserate / Annette Friese (Hg.): Toleranz – Schaffen wir das?

Dieser höchst lesenswerte polyphone Sammelband geizt qua Untertitel des Werkes nicht mit Superlativen: die(!) „Frage des Jahrhunderts“ steht an, dazu die „wichtigsten Stimmen Deutschlands“. Einer der Herausgeber kann ja einen unschätzbaren Vorteil zum Thema für sich reklamieren: Als Angehöriger des äthiopischen Kaiserhauses und zugleich als in Deutschland akademisch Ausgebildeter kennt er Äthiopien als Musterbeispiel eines friedlichen Zusammenlebens der abrahamitischen Religionen und als zweite Sicht die gesellschaftspolitischen Verhältnisse in Europa. Die Fülle der Textbeiträge lässt sich in drei Perspektiven unterteilen: erstens Positionen mit einem weiten, fast utopischen Toleranz-Begriff; zweitens solchem, die diesen noch als zu restriktiv kritisieren und schließlich drittens Stimmen,...

Christoph Türcke: Natur und Gender

Christoph Türcke, Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wird damit leben müssen, künftig in bestimmten Meinungsmagazinen als „umstrittener Autor“ geführt zu werden. Diese Annahme rechtfertigt der Untertitel seines Buches: „Kritik eines Machbarkeitswahns“. Während der Haupttitel die Art der Beziehung zwischen den beiden Gliedern „Natur“ und „Gender“ offenlässt, dürfte der Untertitel eine pure Provokation für den Zeitgeist darstellen, besteht für ihn die vor einem Machbarkeitswahn zu schützende Natur doch, konkret gesprochen, vorrangig in dem vom Kohleabbau bedrohten Hambacher Forst, sehr viel weniger in dem von der Windkraftlobby begehrten Pfälzer Wald und erst recht nicht in dem, was der Mensch bei sich selbst im Sinne der Selbstoptimierung...

Martin Dürnberger: Basics Systematischer Theologie

Gut verständliche und zugleich der Sache angemessene Einführungswerke in die Systematische Theologie sind wichtige Werke. Sie können den Appetit anregen, sich mit der systematischen Theologie zu beschäftigen. So wird deutlich, dass systematische Theologie kein Glasperlenspiel ist, sondern notwendigerweise zu einem Glauben dazugehört, der auch vor der Vernunft verantwortet sein will.

Diesem Anspruch wird die vorliegende Einführung von Martin Dürnberger voll und ganz gerecht. Der Umfang des Buches sollte nicht abschrecken, schließlich bietet Dürnberger eine Einführung in die meisten Themen der Fundamentaltheologie und auch der Dogmatik. Auch wenn in den zwanzig Kapiteln immer wieder Rückverweise auf Vorhergehendes vorkommen, so können die Kapitel einzeln für sich gelesen werden. Durch die...

Cornelia Dockter / Martin Dürnberger / Aaron Langenfeld (Hg.): Theologische Grundbegriffe

Der Titel dieses Handbuchs ist auf den ersten Blick irreführend, denn es geht ihm nicht um Grundbegriffe der Theologie, sondern speziell um solche der systematischen Theologie. Dies ist auch legitim, weil gerade deren Disziplinen – zumindest dem Anspruch nach – diejenigen Forschungsergebnisse in einen übergreifenden Horizont fügen, zu dem die historischen und exegetischen Teildisziplinen gelangen. Dieses Konzept begegnet dann auch einer spezifischen Gefahr, in die sich derjenige schnell verfängt, der in den Zeiten von Wikipedia noch mit dem „Lexikon für Theologie und Kirche“ arbeitet. Wer sich nämlich hier ein Thema erschließt, muss aufpassen, dass mit der Anzahl der irgendwann durchgearbeiteten Begriffe nicht die Anzahl derjenigen Stichworte überproportional ansteigt, auf die man beim...

Felicitas Hoppe: Fährmann, hol über!

Das Thema „Religion und Literatur“ kann man wissenschaftlich angehen, indem man die religiösen Erfahrungen, die sich in literarischen Texten niedergeschlagen haben, beschreibt und deutet. Wer zu diesem Büchlein von Felicitas Hoppe greift, nimmt unmittelbar Anteil am Entstehungsprozess religiös grundierter Literatur und begegnet einer belesenen Schriftstellerin, die fähig ist, selbstreflexiv Rechenschaft von ihrem eigenen Leben und Schreiben zu geben.

Die 1960 geborene Schriftstellerin, Trägerin des renommierten Büchner-Preises und zahlreicher anderer literarischer Auszeichnungen, stammt aus einer „katholischen Familie von Tag- und Nachtträumern, von schlesischen Vielrednern auf der Flucht, die auch ihre Träume einander nicht vorenthielten; Träume, von denen ich bis heute nicht weiß, ob...

Thomas Menges / Martin W. Ramb / Holger Zaborowski (Hg.): Horst Sakulowski

Im Angesicht des gefolterten Jesus von Nazareth soll ausgerechnet der Statthalter Pontius Pilatus, ein Funktionär der römischen Besatzungsmacht in Jerusalem – damals Teil der Provinz Syria – „Siehe da, der Mensch!“ ausgerufen haben, bevor er ihn zur Kreuzigung verurteilte. Der hellsichtige Erkenntnismoment des Römers verhinderte die staatlich exekutierte Gewalttat nicht – und stimmte nicht einmal die Basis, die jüdische Menschenmenge, zur angebotenen Begnadigung um. Dennoch begründete der Blick auf das menschliche Leiden einen Perspektivwechsel, der die christliche und humanistische Sicht auf den Menschen initiierte.

Mit dem Titel „ECCE HOMO“ umreißen die drei Herausgeber das malerische, graphische und zeichnerische Werk des 1943 in Saalfeld/Thüringen geborenen Künstlers Horst Sakulowski...

Philippa Rath (Hg.): „Weil Gott es so will.“ Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin oder Priesterin

Das von St. Philippa Rath, Benediktinerin der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen, herausgegebene Buch verdankt sein Entstehen dem „Synodalen Weg“. Sr. Philippa wurde nämlich als Delegierte des „Synodalen Weges“ in das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ gewählt und arbeitet dort in einer Untergruppe mit, die sich mit der theologischen Argumentation im Blick auf die Teilhabe von Frauen am sakramentalen Ordo befasst. In diesem Zusammenhang kontaktierte sie zwölf Frauen mit der Bitte, ihre persönliche Berufungsgeschichte zur Diakonin oder Priesterin zu berichten. Innerhalb von 5 Wochen erreichten sie dann 150 Zeugnisse von Frauen, die sich zum Diakonen- oder Priesteramt berufen fühlen, aus bekannten Gründen diese Berufung aber nicht leben können.

Der Hauptteil des Werkes...