Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Martin Ramb / Holger Zaborowski (Hg.). Auf dem Weg zum Kreuz

Wer hat an Aschermittwoch schon geahnt, dass die Karwoche 2020 bestenfalls digital stattfinden würde, weil sich eine bislang unbekannte Pandemie weltweit mit rasendem Tempo und schlimmen Folgen für die individuelle Gesundheit und das soziale Leben breitgemacht hat? In dieser dramatischen Situation kamen die beiden Herausgeber auf den klugen Gedanken, verschiedene (katholische) Autorinnen und Autoren um einem Beitrag über die Stationen des Kreuzwegs Christi mit Bezug auf Covid-19 zu bitten, der auf der Internetplattform der katholischen Kirche „katholisch.de“ veröffentlich wurde. Diese Texte sind ergänzt um weitere Artikel in der „Edition Denkbares“ nachzulesen. Das Besondere diese Buches liegt nun darin, dass die insgesamt zwanzig zwei- bis dreiseitigen meditativen Texte nicht mit den...

Micha Brumlik: Antisemitismus

Seit dem Anschlag am 9. Oktober 2019 (Yom Kippur) auf die Synagoge in Halle fragen sich immer mehr Menschen, woher dieses Ausmaß an Antisemitismus kommt. Nicht alle kennen die Geschichte, auf der dieser aufbaut, und die Gründe, warum er heute wieder so massiv auftritt. Daher ist das Buch von Micha Brumlik so wichtig und wertvoll. Es ist sehr kompakt und außerordentlich informativ, dass es auch Leser anspricht, die ansonsten keine umfangreichen Bücher über dieses Gebiet lesen möchten. Und diejenigen, die sich mit der Thematik beschäftigt haben, erhalten neue Denkanstöße. Es ist erstaunlich, wie es dem Autor gelingt, auf nur 100 Seiten eine derartig differenzierte Darstellung zu bringen. Der historische Überblick wird eingeleitet mit dem Kapitel „Betroffen? Ein Jude in Deutschland“; darin...

Jens Schröter: Die apokryphen Evangelien

Als die „verborgenen“ Schriften der Bibel (so die wörtliche Übersetzung des Begriffs) haben die „Apokryphen“ schon oft Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine ganze Reihe dieser nicht in den biblischen Kanon aufgenommenen Schriften waren lange verschollen und wurden erst seit dem 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Inhaltlich wie literarisch äußerst verschiedenartig, prägten mehrere von ihnen nachhaltig christliche Traditionen, erregten populärwissenschaftliches Interesse über den kirchlichen Tellerrand hinaus und weckten nicht selten auch Hoffnungen auf vertiefte historisch belastbare Kenntnisse über biblische Gegebenheiten und Personen.

Jens Schröter, Professor für Neues Testament und antike christliche Apokryphen an der Humboldt-Universität Berlin, legt nun in der Reihe „C.H. Beck Wissen“...

Klaus Dorn: Paulus

Klaus Dorn hat nach Einführungswerken in das Alte und Neue Testament und einem Buch über Jesus Christus nun eines über Paulus vorgelegt. Auch hier geht es ihm um eine auf das Wesentliche konzentrierte und vor allem verständliche Darstellung in einfacher Sprache. Wie die Widmung des Buches verrät, denkt er über die Hochschule hinaus an einen Leserkreis, der „mit Paulus nicht viel anfangen“ kann. Den 30 Kapiteln stellt er statt Überschriften jeweils eine Frage voran, die ihn als versierten Didaktiker zeigen. Davon zeugt sein Einfall, das Resümee in die Form eines Interviews mit Paulus zu bringen.

Die Intention, Leben und Werk des Apostels in die heutige Sprach- und Denkwelt zu übersetzen, ist aber nicht immer geglückt. So sieht Dorn in Paulus nach den heutigen politischen Verhältnissen...

Jürgen Werbick: Christlich glauben

Jürgen Werbick möchte den Zeitgenossen nahebringen, was es heute bedeutet zu glauben. Dieser Frage stellt er sich in seiner klar gegliederten, umfangreichen Abhandlung aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei setzt sich Werbick, ausgehend von einem weiten anthropologisch eruierten Vorverständnis des Glaubens, bewusst ab von der in der systematischen Theologie üblichen Behandlung des Themas. Ein anthropologisch angebahntes Glaubensverständnis liege der Unterscheidung von Glaubensakt und Glaubensinhalt voraus. Trotzdem berücksichtigt der Autor diese beiden traditionellen Gesichtspunkte einer „Topologie der Glaubensweisen“ (3. Kapitel).

Der Akzent von „Christlich glauben“ liegt beim Glaubensphänomen: Der Autor betrachtet das, was sich unvorhergesehen ergibt, was in den Blick kommen kann und...

Gerhard Lohfink: Das Geheimnis des Galiläers

Gerhard Lohfink will in einem fiktiven Nachtgespräch mit dem wissbegierigen, mitdenkenden Herrn Westerkamp, dem Repräsentanten seiner vielen treuen Leser, den wahren Anspruch Jesu aufweisen. Dieser bilde nämlich die verlässliche Basis des urchristlichen Kerygmas und der kirchlichen Christologie. Damit tritt der Autor der in der gegenwärtig wieder aufgenommenen liberalen Auffassung von der Vergottung Jesu ebenso entgegen wie dessen Verharmlosung in aktuellen Jesusbildern, z.B. als Heiler, Dichter oder religiöser Lehrer (Vorwort).

Zuversichtlich stellt Lohfink nach kurzem „Vorgeplänkel“ (1. Kapitel) schon am Anfang des Gesprächs heraus, dass im „Gestrüpp der Jesusforschung“ (2. Kapitel) festzuhalten sei: Die vier kirchlichen Evangelien berichten zuverlässig von Jesus und bringen zugleich...

Matthias Freudenberg / Georg Plasger (Hg.): Barth lesen

Karl Barth und seine Theologie gewinnbringend wahrzunehmen, wird nicht nur durch verschiedene (Vor-)Urteile – abstrakte Gedankengänge, endlose Sätze! – erschwert, sondern auch durch die Tatsache, dass sein Hauptwerk, die „Kirchliche Dogmatik“, an die 9.000 Seiten umfasst. Wer will sich das heute noch antun? Dass Barth ein humorvoller, leidenschaftlicher, pointierter, auf Verständlichkeit bedachter Schreiber und Redner war, der gerade in Predigt, Vortrag und Aufsatz zu großer Form auflief, ist weitgehend unbekannt. Da kommt das angezeigte Buch ganz recht, das ca. siebzig kürzere Textabschnitte aus verschiedenen Schriften Barths – darunter freilich auch die „Kirchliche Dogmatik“ – nach Themen geordnet vorlegt.

Den Anfang macht eine Sammlung biographisch gehaltener Texte und darauf folgen...

Hans G. Kippenberg: Regulierung der Religionsfreiheit

Der Autor geht in seinem Buch fundiert auf das Verhältnis Recht und Religion ein und spannt dabei einen weiten Bogen. Zunächst zeigt er auf, dass trotz der großen Bedeutung der Menschenrechte in der Gegenwart und ihres historischen Einzugs in den USA und in Frankreich gegen Ende des 18. Jahrhunderts keine durchgehende Kontinuität zwischen damals und heute vorliegt. Dieses legt er anhand einer detaillierten Auseinandersetzung mit dem Recht und der tatsächlichen Realität in der Gesellschaft dar. Die Gewährung von Religionsfreiheit war eine Pflicht von Staaten und Regierungen, die dem Völkerbund angehörten. Es war aber weder ein einklagbares individuelles noch ein einklagbares kollektives Recht einer Minderheit. Dann geht Hans G. Kippenberg darauf ein, wie sich ab 1945 die Religionsfreiheit...