Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Heinrich Wullhorst: Soziallehre 4.0

Unsere Lebenswelt verändert sich. Unsere Arbeitswelt verändert sich. Das Digitale ermöglicht neue Infrastrukturen, neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten. Lebens- und Arbeitswelt werden revolutioniert. So der Ausgangspunkt des Autors Heinrich Wullhorst. Welche Rolle spielt hierbei, in den Welten 4.0, der Mensch; welche Rolle kann der Mensch einnehmen?

Der Verfasser geht in seinem Buch „Soziallehre 4.0“ den aktuellen Fragen und Herausforderungen nach, die sich im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel stellen, und lässt dazu Wissenschaft und Politik zu Worte kommen. Lars P. Feld, Thomas Sternberg, Ulrich Hemel und weitere machen sich in kurzen Beiträgen Gedanken darüber, wie wir im digitalen Zeitalter (zwischen)-menschlich bleiben können. Auch diese Beiträge sind für Wullhorst der...

Burkhard Hose: Warum wir aufhören sollten, die Kirche zu retten

Mit seinem neuen Buch wirbt der zeitkritische Würzburger Hochschulpfarrer provokativ „für eine neue Vision des Christseins“. Nicht nur als Priester erfährt und hält er die heutige Kirche für tot. Wider jeglichen Klerikalismus plädiert er für Weltbetroffenheit und Geistesoffenheit. Außerhalb der Mauern der Kirche – gerade im Lebensalltag – gebe es mehr Wahrheiten zu entdecken als die kirchliche durch die Jahrhunderte tradierte „Wahrheit“, beispielhaft gefasst in Dogmen. Kirche ist dann wirklich in der Gegenwart angekommen, wenn sie nicht länger Antworten auf nicht gestellte Fragen gibt, sondern vielmehr auf die tatsächlichen Anliegen und Bedürfnisse heutiger Menschen hört. Auf den Punkt gebracht: eine Kirche, die endlich wieder lebendig ist. Diese Überzeugung spiegelt sich schon in der...

Martin Mosebach: Die 21. Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer

Ein bemerkenswerter, aber nur selten thematisierter Aspekt von „Weltoffenheit“ besteht darin, dass die Offenheit gegenüber fremden Einstellungen und Gepflogenheiten häufig umso größer ist, je weiter die betreffende Kultur räumlich oder mental entfernt liegt. So verfolgt der aufgeklärte westliche Tourist mit Neugier und Interesse die Gesänge und Zeremonien der buddhistischen Mönche in dem Bergkloster, an dem er auf seinem Himalaya-Treck vorbeikommt, während er gegebenenfalls im heimischen Umfeld die religiösen Ausdrucksformen seiner christlichen Mitbürger als zu überwindendes Relikt aus der Kindheitsphase der Menschengattung empfindet und dies nach außen bekundet, ohne die Befürchtung hegen zu müssen, der Intoleranz geziehen zu werden. Auch innerhalb christlicher Kreise selbst lässt sich...

Nicole Deitelhoff u.a. (Hg.): Mächtige Religion

Das „Begleitbuch zum Funkkolleg Religion Macht Politik“ behandelt interessante aktuelle Themen und reizt zum Weiterlesen. Die Informationen sind zahlreich und korrekt. Das Kolleg erreicht in Begleitzirkeln ein interessiertes, sonst in der kirchlichen Erwachsenenbildung unerreichbares Publikum. Es dient dem sozialen Diskurs auf effektive Weise. Das alles ist ohne Ironie gesagt, es trifft zu. Was jetzt folgt, betrifft die realen Bedingungen, unter denen eine gute Sache existiert und vielleicht auch nur existieren kann. Denn diese gute Sache ist nicht deshalb gut, weil Religion hier nicht schlecht wegkommt, sondern weil sie – ohne vorhandene Missstände zu verschweigen – Religion fair in das Gespräch der Gesellschaft, auf den Markt der Meinungen bringt. Und da gehört sie hin.

Das Funkkolleg...

Peter Neuner: Der lange Schatten des I. Vatikanums

Das Zweite Vatikanische Konzil wurde vor wenigen Jahren festlich begangen und gefeiert. Über 50 Jahre nach dessen Abschluss wird noch immer von progressiv gesinnten Christen der „Geist des Konzils“ als belebender Impuls beschworen. Das Erste Vatikanische Konzil, das 1870 wegen des Ausbruchs des Deutsch-Französischen Krieges abgebrochen, nicht abgeschlossen wurde, wird seitens der Systematischen Theologie heute eher kritisch bis negativ beurteilt.

An dessen 150. Wiederkehr erinnert der emeritierte Münchner Dogmatiker Peter Neuner. Fundiert und präzise schildert er die Vorgeschichte wie die Abläufe der Kirchenversammlung. Bedacht ist Neuner insbesondere darauf, die Rezeptionsgeschichte pointiert zu kommentieren. Das Konzil habe die katholische Kirche in ein „idealisiertes Mittelalter“...

Nikolas Jaspert: Die Reconquista

Das harmonische Miteinander unterschiedlicher Kulturen und Religionen gehört zeitgenössisch zu den großen Zielen liberaler Gesellschaften. Diese Zielvorgabe erfordert eine Auseinandersetzung mit historischen Deutungsmustern religiös begründeter Kriege wie Kreuzzüge, Djihad oder auch Reconquista, die wieder in aller Munde sind und ein Zusammenleben von Angehörigen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen erschweren. Zu einem der wirkmächtigsten propagandistischen Deutungsmuster gehört die „Reconquista“-Ideologie der Ibero-Romania, die noch heute in verwandten Ideologien wie rechtsradikale neo-nationalistischen Bewegungen und djihadistischen Strömungen aufscheint.

Nikolas Jaspert legt mit seinem historischen Überblick über „die“ Reconquista in der christlich-muslimischen Iberia...

Anselm Grün / Andrea J. Larson: Sag mal, Onkel Willi

Bei diesem hier vorgestellten Dialog über die großen Fragen des Lebens treten zwei Menschen in einen intensiven Kontakt. Da ist zunächst der durch zahlreiche Publikationen hervorgetretene Benediktiner-Mönch und Theologe Anselm Grün (Jahrgang 1945), der in der Abtei Münsterschwarzach als Wirtschafts- und Finanzleiter tätig ist. Seine Gesprächspartnerin ist seine Nichte Andrea Larson (Jahrgang 1978), die ein Universitätsstudium der Wirtschaftswissenschaften absolviert hat, mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in den USA lebt und ein Buch über Liebe und Partnerschaft sowie ein Buch über die Mutter-Tochter-Beziehung veröffentlicht hat.

Durch einen Austausch von Briefen zwischen der Nichte, die als Mitteilende und Fragende den Dialog eröffnet, und dem Onkel, der daraufhin in meist etwas...

Renate Dürr, u.a. (Hg.): Religiöses Wissen im vormodernen Europa

Für Sammelbände gilt das berühmte Diktum „Wer vieles bringt, wird vielen etwas bringen“ nicht. In der Einleitung grenzen sich die Herausgebenden deshalb zu Recht von „locker miteinander verbundenen Aufsätzen“ (1) in Buchform ab. Und sie grenzen sich nicht nur ab, sondern halten ihr Versprechen, es anders zu machen, indem sie einen außerordentlich methodisch reflektierten Band mit einzelnen Untersuchungen vorlegen, die sich nahezu alle (manchmal endet die „Vormoderne“ recht spät) an dem Themenhorizont wirklich orientieren.

Thema ist das religiöse Wissen im vormodernen Europa und dieses religiöse Wissen wird gefasst als: „... die jeweiligen historisch rekonstruierbaren kulturell-gesellschaftlichen Ausgestaltungen einer Kommunikation über Gott und das Göttliche, aber auch mit Gott oder dem...