Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Hans-Dieter Mutschler: Alles Materie – oder was?

Alternativlosigkeit ist im politischen Diskurs zu einem Unwort geworden. Der Naturphilosoph Hans-Dieter Mutschler plädiert leidenschaftlich dafür, dass dies auch für die Natur- und Geisteswissenschaften gelten sollte, wenn der Materialismus als einzig vernünftige Weltdeutung für alternativlos erklärt wird.
 
Dies entfaltet er in seinem Sachbuch nach einer Einleitung in acht Kapiteln, die sich u.a. den Ausformungen und Prämissen des Materialismus, der Leib-Seele-Debatte oder einer Theologie der Natur widmen. Das Werk ist sehr flüssig und verständlich geschrieben, obgleich es komplexe Gedankengänge und Argumente nachzeichnet. Gefördert wird dies durch plastische Beispiele und humorvolle Einschübe. Bisweilen werden Kollegen hart angegangen – in letzterem Fall verliert der Text etwas, denn...

Birgit Esser / Hans-Jürgen Blanke (Hg.): Petrus Alphonsi

Disciplina Clericalis / Geistliche Bildung
Lateinisch-deutsche Ausgabe


Die Geschichte birgt ihre Geheimnisse. Einige davon ziehen uns sofort in ihren Bann. Insbesondere solche, bei denen es sich um Personen oder Autoren handelt, deren Identitäten Raum für Spekulationen lassen oder deren Schicksale sich im Dunkeln verlieren. Liegen diese dann noch im Mittelalter, an Königshöfen oder im fernen Morgenland, ist das Interesse umso größer.

Auf den Autor Petrus Alfonsi trifft alles dies fast gleichermaßen zu. Petrus Alfonsi wächst im jüdischen Glauben unter dem Namen Moses Sephardi im Spanien (Aragon) des ausgehenden 11. Jahrhunderts auf und wird sowohl in Hebräisch als auch Arabisch unterwiesen. Bei seiner Konversion zum Christentum im Jahre 1106 übernimmt König Alfons I. persönlich die...

Edward O. Wilson: Die Hälfte der Erde

Ein Planet kämpft um sein Leben

Mit seiner Forderung, „die Fläche der unantastbaren Naturreservate auf mindestens die halbe Erdoberfläche auszuweiten“, reiht sich der amerikanische Biologe Edward O. Wilson in den vielstimmigen Chor ökologischer Mahnrufer ein. Die Stimme Wilsons sticht jedoch aus dem oftmals diffusen Getöse heraus. Der emeritierte Harvard-Professor und zweifache Pulitzerpreisträger vermag seit den 70er Jahren ein breites Lesepublikum für sein zunächst abwegig anmutendes Forschungsgebiet der Insektenkunde zu fesseln. Kundig und leidenschaftlich offeriert er die Erkenntnisse seiner Feldforschung in populären Sachbüchern. Daneben lösen seine wissenschaftlichen Ansichten zu Sozialbiologie und Evolutionstheorie anhaltende Forschungskontroversen aus, die bis heute anhalten.

Mi...

Konrad Hilpert: Ehe, Partnerschaft, Sexualität

Von der Sexualmoral zur Beziehungsethik

Das Jahr 1968 stellt für die katholische Moraltheologie einen markanten Einschnitt dar. Die Enzyklika „Humanae Vitae“ beschleunigte die schon damals vorhandenen Fliehkräfte im katholischen Bewusstsein, versetzte der Autorität des päpstlichen Lehramtes einen Schlag und führte schließlich zur Ausbildung einer von diesem Lehramt emanzipierten theologischen Ethik. Auf keinem anderen Feld kirchlichen Nachdenkens ist deshalb die Diskrepanz zwischen dem, was Rom verkündet, und dem, was Forschung und Lehre als theologische Einsichten anbieten, so groß wie im Bereich der Sexualmoral. Hier kommt exemplarisch zum Austrag, was Autonomie des Menschen eigentlich heißt – Recht, Pflicht und Kompetenz zu bestimmen, was der eigenen Person entspricht. 

Der bekannte...

David Gelernter: Gezeiten des Geistes

Ob militärisch, ökonomisch oder allgemein kulturell: Die Dif­fe­renzen zwischen Westeuropa und den USA sind nach wie vor be­trächtlich. Dafür ist dieses Buch ein sehr deutlicher Beleg, denn der US-amerikanische Informatiker David Ge­lernter schreibt in einer Weise über das Bewusstsein, wie es in Europa kaum möglich wäre.

In den USA wird die Leib-Seele-Debatte und die Frage nach dem Bewusstsein eindeutig von materialistisch eingestellten Wis­senschaftlern und Philosophen dominiert. Ihre „Anthropologie“ – wenn wir es so nennen dürfen – orientiert sich am Computer­pa­radigma. Danach wird der Mensch von einem sensoriellen Input bestimmt, der dann im Gehirn gewisse Reprä­sentationen hervor­ruft, die sodann computational ver­arbeitet werden und zu einem motorischen Output führen, der...

Holger Zaborowski: Menschlich sein

Philosophische Essays

Es mag verwundern, dass ein Büchlein, in dem ganz unterschiedliche Essays zum Thema „Menschlich sein“ enthalten sind, ausgerechnet mit einem Essay über „Helden“ beginnt. Der Autor, Philosophie- und Ethikprofessor in Vallendar, ist davon überzeugt, dass jede Zeit von einer Sehnsucht nach Helden geprägt sei, die ihren jeweiligen Zeitgenossen sage, was ihr Leben lebenswert machen könne. Dabei hat Holger Zaborowski durchaus die Schwierigkeit im Blick, die mit der Verwendung des Ausdrucks „Held“ einhergeht. Er plädiert gerade nicht für einen Heroismus, der uns an Tage erinnern lässt, in denen der Held dort verortet wurde, wo Stahl und Blut im Spiel war. Zaborowski möchte vielmehr auf eine Bestimmung des modernen Helden hinaus, der durch seine Entschiedenheit einen...

Stefan Lorenz Sorgner: Transhumanismus

„Die gefährlichste Idee der Welt“!?

Was sich nach den ersten Seiten noch wie Sciencefiction anhört und an „Startreck“, „Bladerunner“ oder an Serien wie „Shadowrun“ erinnert, wird wohl schon für unsere Generation wirklich werden: die Manipulation von Menschen und teilweise Fusion mit der Maschine. Doch während die Labore und Wissenschaftsnetzwerke weltweit erste marktreife Produktlinien entwickeln, stellt sich eine weltverändernde Frage: Wer soll, wer kann dafür bezahlen? Frühere und bestehende ethische Diskurse werden durch diese Frage auf eine völlig neue Qualität geeicht. Bisher ging es in der Menschheitsgeschichte um die Verteilung von Besitz. Menschen sind, ausgenommen vom Besitz, relativ gleich. Es gibt nur geringe Abweichungen zwischen ihren Fähigkeiten, von krankheitsverursachten...

Christof Rapp: Metaphysik

Eine Einführung

Das Buch von Christof Rapp liest sich vergnüglich, denn er gebraucht viele moderne Beispiele, die die auf den ersten Blick trockene Materie mit einem Augenzwinkern darstellen. Alle zentralen Begriffe der Metaphysik werden nach einem allgemeinen Einführungskapitel über die klassischen Anfänge bei Platon und Aristoteles systematisch entwickelt. Die zentralen Fragen lauten: Gibt es eine Wirklichkeit außer/ neben oder über der wahrnehmbaren Wirklichkeit? Existieren Zahlen? Was ist das Seiende oder Existenz? Gibt es Nicht-Existierendes? Was sind Eigenschaften von Dingen, was sind Tatsachen? Wie sind materielle Einzeldinge bzw. Substanzen zu bestimmen? Was ist Kausalität? 

Unter das Vergnügen an den unterhaltsamen Beispielen mischt sich bei der fortschreitenden Lektüre jedoch...