Die gegenwärtigen Diskussionen um Macht und Machtentflechtung in der Kirche sind ohne die Geschichte des 19. Jahrhunderts und besonders des Ersten Vatikanischen Konzils nicht zu verstehen. Es ist eine Geschichte der beständigen Erweiterung der dogmatischen und rechtlichen Position von Papst und Kurie, gipfelnd in den Dogmen von der päpstlichen Unfehlbarkeit und dem Jurisdiktionsprimat des Bischofs von Rom.
Bernward Schmidt, seit kurzem Lehrstuhlinhaber für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt, stellt das Konzil in den Kontext der theologischen Fragen des 19. Jahrhunderts im Streit zwischen verschiedenen „Schulen“. Die ultramontane Richtung setzte sich ab der Jahrhundertmitte durch. Dem durch die italienische Einigung bedrängten Kirchenstaat wurde...