Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Deutsche Bischofskonferenz: Begegnung mit dem ANDEREN in Dichtung und Kirche

Spätestens mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dessen Konstitution Gaudium et spes erfolgte eine offizielle, ausführliche Reflexion über das Potential von Literatur und Kunst im Kontext von Theologie und Kirche. Bearbeitete die Literatur seit jeher ungefragt und in ihrem eigenen Modus die Existenz des Menschen, die immer auch religiöses Suchen, Zweifeln und schließlich die Gottesfrage mit einschließt, bedurfte es von Seiten der Theologie und Kirche des allgemeinen Aufbruchs der 1960er Jahre, um die Dignität von Poesie und Kunst offiziell anerkennen zu können. Seit dieser Zeit ist im Dialog zwischen Literatur und Theologie, in ihrer beider Rede über Gott, viel geschehen, eine fast unüberschaubare Anzahl an Publikationen ist erschienen und auch institutionell hat das Zueinander dieser...

Julia Knop / Stefanie Schardien: Heute christlich glauben. Der Leitfaden für die Ökumene im Alltag

Auf dem Klappentext des vorliegenden Bandes heißt es im ersten Satz: „Die Ökumene ist weit vorangeschritten.“ Damit wird der Stand der Ökumene richtig beschrieben, allerdings bräuchte es die Vergewisserung über den Stand der Ökumene und erst recht einen Leitfaden für die Ökumene im Alltag nicht, wenn dies schon die ganze Wahrheit wäre. Das Buch reagiert nämlich nicht alleine auf das Bedürfnis, sich über die einenden und trennenden Positionen zwischen evangelischen und katholischen Traditionen zu verständigen. Es reagiert stärker noch auf die gravierenden Veränderungen der kirchlichen Landschaft insgesamt. Insofern könnte der erste Satz des Klappentextes variierend gesagt werden: Die Säkularisierung ist weit vorangeschritten. Es scheint nämlich, als sei dies die Hintergrundfolie des...

Adam Nergal Darski: Beichten eines Ketzers

Lesen Sie unter der Rubrik „Religionskritik“ noch immer Marx, Feuerbach und Freud? Oder darf es auch der mindestens literarisch interessantere Nietzsche sein? „Modern“ sind diese Klassiker der Religions- und Christentumskritik jedenfalls nicht und ihre zeitgenössischen Nachfolger à la Dawkins und Co. sind argumentativ meist wenig spannend. Um wie viel aufregender und zeitgemäßer vor allem in der Lebenswelt von (zum Teil auch älteren) Jugendlichen dürfte da eine Auseinandersetzung mit einer Form der Christentumskritik sein, wie sie plakativer und lauter nicht sein könnte: dem Black Metal. Noch immer ist diese Spielwiese von zum Teil sehr reflektierten, nachdenklichen Menschen nicht im Bewusstsein von Theologen angekommen, wenn es auch, wie von Sebastian Berndt (Gott haßt die Jünger der...

Arnold Angenendt: „Lasst beides wachsen bis zur Ernte ...“

Der emeritierte Münsteraner Kirchenhistoriker Arnold Angenendt ist bekannt für seine religionsgeschichtlich orientierten Zugänge zur Geschichte des Christentums. Daher hat er sich in den letzten Jahren den Konzepten von Ehe, Liebe und Sexualität oder demjenigen des Opfers gewidmet. In seiner jüngsten Monographie geht er nun dem Begriff der Toleranz nach. Der Titel deutet das zentrale Motiv seiner Darstellung an, das neutestamentliche Gleichnis von Unkraut und Weizen, in dem der Grundbesitzer ebendiese Weisung an seine Arbeiter geben lässt (vgl. Mt 13,30).

In der Tat erfuhr dieses Gleichnis über die Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Auslegungen und spielte immer wieder eine Rolle in den Diskursen um „Toleranz“. Gut die Hälfte des Buches widmet der Historiker daher dem biblischen Befund...

Ulrike Gerdiken: Kirchenräume (neu) entdecken

Kirchenräume dienen der liturgischen Versammlung christlicher Gemeinden, ebenso auch dem individuellen Beten. Darüber hinaus aber sind Kirchenräume herausgehobene Lernorte. Diese Einsicht hat sich in der Religionspädagogik der vergangenen Jahre zunehmend durchgesetzt. Gerade weil viele Menschen sich nicht mehr regelmäßig in einer Kirche aufhalten und weil christliche Riten und Symbole immer weniger bekannt sind, laden Kirchenräume zur Begegnung mit der vertrauten und zugleich fremd gewordenen Glaubenstradition ein. Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Neben der Kirche werden heute auch die Moschee und die Synagoge als Gotteshäuser bewusster wahrgenommen. Dies alles führt zu einem wachsenden Interesse an Kirchenerkundungen, besonders im nicht-gottesdienstlichen Rahmen.

Die Kirchenraumpädagogik...

Ingolf U. Dalferth: God first

 

Der evangelische Theologe Ingolf U. Dalferth beschäftigt sich mit dem Profil des evangelischen Glaubens und kommt darüber hinaus auf grundsätzliche Fragen des theologischen Denkens zu sprechen. Es handelt sich bei dem Buch um eine Sammlung von Vorträgen und Vorlesungen. Den Auftakt bildet das Thema des Buchtitels: Die Reformation als Revolution. Die Reformation als Revolution „der christlichen Denkungsart“ zu bezeichnen, ist von Immanuel Kant inspiriert, der im Zusammenhang seiner praktischen Philosophie von einer „Revolution für die Denkungsart“ spricht. Doch während bei Kant die Revolution bei uns beginnen muss, liegt nach Dalferth bei den Reformatoren die revolutionäre Aktivität bei Gott. Sie verkündigen eine „spirituelle Revolution“, die Gott für den Menschen herbeiführt. Dalferth...

Hubert Wolf: Zölibat. 16 Thesen

Der Ruf nach einer seit langem schon fälligen Aufhebung der Verpflichtung der katholischen Priester des lateinischen Ritus, ehelos, also zölibatär, zu leben, wird immer lauter. Die Überalterung des Klerus, die abnehmende Zahl der jungen Männer, die sich für ein Leben und Wirken als Priester in den ja vielfach schrumpfenden Gemeinden entschließen, hat die Frage nach den Zugangsbedingungen bereits unausweichlich werden lassen. Zu diesen gehört in unserer römisch-katholischen Kirche seit eh und je die Bereitschaft zu einem ehelosen Leben. Diese Lebensform ist in der jüngsten Zeit erneut und verstärkt in Frage gestellt worden, als publik wurde, dass eine erschreckend hohe Zahl von Priestern sexuell übergriffig geworden sind.

Zu den damit angedeuteten Fragen hat sich nun laut und vernehmlich...

Luzia Schlösser (Hg.): Licht-Zeichen. Die Kunst von Johannes Schreiter

Er hat unzählige farbige Kirchenfenster in ganz Deutschland und weit darüber hinaus geschaffen. Seine „Licht-Zeichen“ sind im Bistum Limburg etwa in Frankfurt – in der Festeburgkirche Preungesheim (1968), in der Kapelle des Rhein-Main-Flughafens (1984) und in der Wahlkapelle des Frankfurter Doms (1993) – sowie in Limburg – in der Marienkapelle des Doms (1976) und jüngst in der Bischofskapelle (2011/12) – präsent. An der Städelschule in Frankfurt wirkt er von 1963 bis 1987 als Professor für freie Malerei und Grafik; seine zur Heimat gewordene Stadt Langen ernennt ihn 2013 zum Ehrenbürger. So ist es nur konsequent, dass das Deutsch Glasmalerei-Museum Linnich dem bald 90-jährigen Johannes Schreiter, der zu den weltweit bedeutendsten zeitgenössischen Glasmalern zählt, eine konzentrierte...