Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Katholische Arbeitnehmer-Bewegung. Diözesanverband Köln: Zur Freiheit berufen

Ein dem Sachbuch „Zur Freiheit berufen“ beleuchten mehrere Autorinnen und Autoren wesentliche Aspekte des „Bedingungslosen Grundeinkommens“ (BGE): In vier Kapiteln wird das Modell der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) vorgestellt und mit den Prinzipien der Katholischen Soziallehre sowie den Menschenrechten abgeglichen. Danach werden die „Zeichen der Zeit“ benannt, die den Protagonisten des christlichen Sozialverbandes Veranlassung zur Initiierung ihres Modells gaben. Ein folgendes Kapitel widmet sich der Kritik und ein weiteres den einzelnen und konkreten Schritten der Umsetzung.

„Garantiertes Grundeinkommen“ heißt für die KAB: „Jede Bürgerin, jeder Bürger … hat bedingungslos einen individuellen gesetzlichen Anspruch auf eine bedingungslose und menschenwürdige Existenzsicherung...

Rudolf Englert: Geht Religion auch ohne Theologie?

Die Theologie ist die erste Bezugswissenschaft des Religionsunterrichts. Dieser Satz galt lange Zeit als Binsenwahrheit. Nicht nur die Themen, Lehrbücher und Materialien sollen dem gegenwärtigen Stand der Theologie entsprechen. Auch die religionspädagogischen Theorien fußen auf Entwürfen der systematischen Theologie. Ohne die Denkansätze von Tillich, Rahner und Schillebeeckx sind etwa die religionspädagogischen Debatten um die Korrelation nicht zu verstehen. Religionsunterricht ohne Theologie scheint unvorstellbar. Denn der christliche Glaube ist kein Sammelsurium unzusammenhängender Behauptungen, Geschichten oder Regeln, sondern bildet ein kohärentes und konsistentes Ganzes, das dem, was sonst noch gewusst und in anderen Fächern gelehrt wird, zumindest nicht widerspricht und das für das...

Gerhard Begrich: Deuteronomium

„Die Vision einer himmlischen Welt“ – einen treffenden Untertitel trägt die von Pfarrer Dr. theol. habil. Gerhard Begrich erstellte und herausgegebene Übersetzung des Buches Deuteronomium, die mit kurzen Erläuterungen abgerundet wird. Dieses schmale, handliche Buch komplettiert Begrichs Neuübersetzung des Pentateuch und lädt ein, das letzte der Fünf Bücher Mose einmal als Ganztext zu lesen und in seiner Gesamtheit wahrzunehmen. Darauf liegt auch schon von den äußeren Faktoren her der Akzent: Der Übersetzung des Buches Deuteronomium (auf den Seiten 7-104) folgen kurze und knappe erläuternde Anmerkungen (auf den Seiten 105-123); damit kommt der Übertragung ein Anteil von ca. 80% zu, den Erläuterungen ein Anteil von ca. 15%.

Dem Rezensenten waren zugegebenermaßen die von Begrich übersetzten...

Ingolf U. Dalferth: Sünde

Mit dem Thema „Sünde“ nimmt sich der evangelische Systematiker Ingolf U. Dalferth des vielleicht anstößigsten und unverständlichsten Kerninhalts christlicher Lehre an. Dass wir alle mehr oder weniger gute und schlechte Seiten haben, dass wir alle auch hier und dort schuldig werden, wird jeder vernünftige Mensch zugeben. Aber dass wir alle in gleicher Weise Sünder sind und unser ganzes Leben von der göttlichen Vergebung abhängt, kann einem modernen Menschen nur als eine monströse religiöse Übertreibung erscheinen.

Der Verfasser schreitet in seiner gründlichen und umfassenden Untersuchung zuerst die verschiedenen theologischen Denktraditionen ab. Seine spannendste These in diesem Zusammenhang liegt in der Gegenüberstellung einer von Thomas von Aquin, aber auch den Reformierten her...

Gottfried Böhme: Der gesteuerte Mensch?

„Wissen ist Macht“ ist eine These, die sicherlich alle am Bildungssystem beteiligten Personen unterstützen, insofern die Macht dem lernenden Individuum dient. Was aber, wenn „Wissen (ist)“ durch „Informationen (sind)“ ersetzt wird und diese im digitalen Raum frei verfügbar sind? – Dann kehren sich die Machtverhältnisse gefährlich um.

Gottfried Böhme, der über vier Jahrzehnte als Lehrer tätig war, widmet sich in seinem Buch genau diesen Aspekten. Ist der Mensch (und dies meint hier insbesondere Schülerinnen und Schüler und zudem ihre Lehrerinnen und Lehrer) gesteuert durch Google und Co oder hat er noch die Möglichkeit, selbst zu bestimmen? Und welche Chancen und Risiken bietet der medial omnipräsente Digitalpakt Bildung?

Böhmes Kritik beleuchtet viele Facetten – nach einer umfassenden...

Jens Herzer: Pontius Pilatus

„Gelitten unter Pontius Pilatus …“ Der heidnische Präfekt, der Jesus zum Tode verurteilte, besitzt alleine schon durch den Eintrag ins Apostolische Glaubensbekenntnis eine beachtliche Prominenz. Zwar verdankt er diese Erwähnung vor allem der Intention einer innerweltlichen Verortung des Christusgeschehens (vgl. schon 1 Tim 6,13). Doch führte das lebhafte Interesse an dieser schillernden Figur der Heilsgeschichte zu einer ausgeprägten Legendenbildung, die aus dem Richter und Henker Jesu teils einen unerbittlich für seine Schuld Büßenden, teils aber auch einen Märtyrer und Heiligen machte. In der empfehlenswerten Reihe „Biblische Gestalten“ legt Jens Herzer, Professor für Neues Testament an der Universität Leipzig, nun einen Band zu Pilatus vor, der sich durch nüchterne Ausgewogenheit...

Martin Ramb / Holger Zaborowski (Hg.). Auf dem Weg zum Kreuz

Wer hat an Aschermittwoch schon geahnt, dass die Karwoche 2020 bestenfalls digital stattfinden würde, weil sich eine bislang unbekannte Pandemie weltweit mit rasendem Tempo und schlimmen Folgen für die individuelle Gesundheit und das soziale Leben breitgemacht hat? In dieser dramatischen Situation kamen die beiden Herausgeber auf den klugen Gedanken, verschiedene (katholische) Autorinnen und Autoren um einem Beitrag über die Stationen des Kreuzwegs Christi mit Bezug auf Covid-19 zu bitten, der auf der Internetplattform der katholischen Kirche „katholisch.de“ veröffentlich wurde. Diese Texte sind ergänzt um weitere Artikel in der „Edition Denkbares“ nachzulesen. Das Besondere diese Buches liegt nun darin, dass die insgesamt zwanzig zwei- bis dreiseitigen meditativen Texte nicht mit den...

Christoph Dohmen / Günter Stemberger: Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments

Die Studienbücher Theologie des Kohlhammer-Verlags sind eine renommierte Reihe, bei der von Spitzenautoren beste theologische Qualität in lesbarer Form geboten wird. Dass der allererste Band dieser Reihe nun in zweiter, überarbeiteter Auflage erscheint, lässt auf ordentliche Nachfrage für das Thema schließen. Dessen Untiefen und Schwierigkeiten erschließen sich bereits im Titel: Dass „Altes Testament“ und „Jüdische Bibel“ offenbar nicht dasselbe, sondern sowohl in ihrer Hermeneutik (schon das Inhaltsverzeichnis enthüllt, dass auch hier eigentlich ein Plural hätte stehen müssen! „Hermeneutiken“) als auch in ihrer Substanz Unterschiedliches sind, erfährt schon, wer sich eingehender mit dem jüdischen und dem christlichen Kanon dieser Schriften beschäftigt, die beide in den ersten...