Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Ingolf U. Dalferth: Die Krise der öffentlichen Vernunft

„Auf der Flucht vor der öffentlichen Auseinandersetzung erreicht dieser oder jener die Freistatt einer privaten Tugendhaftigkeit. Aber er muß seine Augen und seinen Mund verschließen vor dem Unrecht um ihn herum. Nur auf Kosten eines Selbstbetruges kann er sich vor der Befleckung durch verantwortliches Handeln reinerhalten. Bei allem, was er tut, wird ihn das, was er unterläßt, nicht zur Ruhe kommen lassen. Er wird entweder an dieser Unruhe zugrunde gehen oder zum heuchlerischsten Pharisäer werden.“ So schrieb Bonhoeffer in seiner „berühmten Rechenschaft an der Wende zum Jahre 1943“ – Dokument einer unerbittlich selbstkritischen Gewissenserforschung „nach 10 Jahren“, also seit Hitlers Machtergreifung. „Wer hält stand?“ und „Sind wir noch brauchbar?“, lautet die Gretchenfrage. (Widerstand...

Barbara Klemm: Frankfurt. Bilder

Da hat Jan Gerchow, der Direktor des „Historischen Museums Frankfurt“, eine wirklich ausgezeichnete Idee gehabt – nämlich Barbara Klemm, die für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ als Bildjournalistin die ganze Welt bereist hat, um eine Ausstellung ihrer Frankfurter Fotos zu bitten. Nach kurzem Bedenken, überhaupt genug Fotografien von Frankfurt geschossen zu haben, ist die Idee in der Ausstellung „Frankfurt Bilder“ im „Historischen Museum Frankfurt“ (9.11.2023 - 1.4.2024) und einem ganz vorzüglichen Bildband mit gleichem Titel Realität geworden. Das Buch enthält außerdem ein aktuelles Interview mit der Fotografin und den erneuten Abdruck eines schönen Essays der Schriftstellerin Eva Demski über Frankfurt aus dem Jahr 2006.

Die 1939 in Münster in eine Künstlerfamilie geborene Barbara...

Antonia Gottwald / Holger Zaborowski (Hrsg.): Hans Kock. Skulptur und Raum

„Wer Kunst sagt, spricht vom Menschen“ (78); „das BILD … ist Verwandlung der Materie zum Geist“ (212). Zwei prägnante Aussagen, keines Kunsttheoretikers, sondern eines bildenden Künstlers, nämlich von Hans Kock, der in erster Linie als Bildhauer, aber auch als Zeichner und Maler tätig war. Er wurde 1920 in Kiel geboren, wirkte viele Jahre in Hamburg und starb 2007 in Kiel-Schilksee; im Norden ist er durch seine Skulpturen im öffentlichen Raum bekannt. Nun machen die beiden Herausgeber – Antonia Gottwald, von 2001-2007 engste Mitarbeiterin des Künstlers, und Holger Zaborowski, seit 2020 Professor für Philosophie in Erfurt – das Werk des Künstlers einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Der 2017 unter dem Titel „Licht – Mitte – Raum“ erschienene Band galt seinen Arbeiten im Greifswalder Dom...

Henning Wagenbreth (Hg.): Bilder schreiben, Wörter zeichnen

Illustration arbeitet im Spannungsfeld zwischen Wort und Bild. Mit diesen Worten im Vorwort wird der Leser in die Welt der Illustration entführt. Und es gibt wirklich viel zu entdecken und zu lernen, denn das Buch zeigt Arbeiten der vergangenen 25 Jahre der Illustrationsklasse der Universität der Künste Berlin. Zusammengestellt und herausgegeben wurden die Illustrationen von Henning Wagenbreth, der seit 1994 als Professor für Illustration und Grafikdesign in Berlin tätig ist.

Die Illustrationen sind in 15 Kapitel unterteilt, die jeweils mit einem kleinen erklärenden Text eingeleitet werden. Drei der 15 Kapitel sind in Schwarz auf einfarbigem Papier gedruckt. Diese Bereiche werden als „lexikalische Kapitel“ beschrieben, denn Sie widmen sich den „Vorfahren“, „Vorbildern“ und „Techniken“ der...

Hans-Georg Gradl: Die Offenbarung des Johannes

Die Erfahrung, dass eine Lektüre schwer verdaulich sein kann, findet sich in der Offenbarung des Johannes im wahrsten Sinn des Wortes. Das Büchlein, das der Seher auf der Insel Patmos auf Geheiß des Engels buchstäblich verspeisen soll, bekommt ihm schlecht (Offb 10, 9-11). Nicht wenigen Leserinnen und Lesern liegt das letzte Buch des Neuen Testamentes aufgrund seiner rätselhaften und gewaltsamen Szenerie ähnlich schwer im Magen – und das nicht nur zu unserer Zeit. Bereits der bekannte Maler und Buchdrucker Lucas Cranach der Ältere wählte 1522 für die Illustration von Luthers Septembertestament bedrohliche und zum Teil verstörende Bilder, die die Rezeption der Apokalypse maßgeblich beeinflusst haben. Das „Buch mit sieben Siegeln“ aus der Johannesoffenbarung ist so nicht zuletzt für dessen...

Thomas Söding: Das Evangelium nach Markus

Kommentare zu biblischen Büchern fallen gattungsmäßig in die Sparte der theologischen Nachschlagewerke. Kaum jemand liest einen exegetischen Kommentar von A bis Z, sondern man konsultiert üblicherweise verschiedene Exemplare der Spezies gezielt zu einer bestimmten Perikope oder Fragestellung. Wie schlecht diese Herangehensweise sein kann, zeigt der neue Kommentar zum Markusevangelium vom Thomas Söding, kürzlich emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Bochum, Vizepräsident des Synodalen Weges und theologischer Berater der Weltsynode. Mit seinem Kommentar kehrt Söding fast 40 Jahre nach seiner Dissertation zum Glaubensverständnis des Markusevangeliums, zu seiner „ersten exegetischen Liebe“, zurück und fügt hinzu, die „Arbeit am Kommentar hat sie nicht erkalten lassen,...

Ulrich Kropač / Mirjam Schambeck (Hg.): Konfessionslosigkeit als Normalfall

Angesichts des hohen Maßes an Selbstreferentialität, Redundanz und formelhafter Terminologie, die der gegenwärtigen universitären Religionspädagogik sehr häufig anhaftet, soll diese Besprechung eines viel zu umfangreichen Buches mit dem Titel „Konfessionslosigkeit als Normalfall“ dazu dienen, den unter zeitökonomischen Zwängen stehenden, aber dennoch an Fragen des künftigen Religionsunterrichts interessierten Leser auf einzelne inspirierende Aufsätze des Werkes, das als Verschriftlichung eines im Jahr 2021 stattgefundenen Symposions eine Momentaufnahme darstellt, hinzuweisen.

Sehr viel besser als der „Einleitung“ gelingt es dem Schlusskapitel „Thesen in bilanzierender Absicht“, mit denen man die Lektüre beginnen sollte, für die Problematik, der sich Religionslehrer künftig verstärkt...

Klaus Konrad: Selbstgesteuertes Lernen ermöglichen

Klaus Konrad, Professor für Pädagogische Psychologie und Geschäftsführer des Zentrums für Schulentwicklung und Professionalisierung in Weingarten, richtet sich in seinem Buch an interessierte Lehrkräfte und Studierende und setzt sich mit der Frage auseinander, wie in einer modernen Schul- und Unterrichtsentwicklung selbstgesteuertes Lernen gefördert und anhand welcher Qualitätsmerkmale diese deutlich werden können. Neben theoretischen Konzepten und empirischen Forschungsergebnissen stehen Instrumente und Methoden im Vordergrund. Im Zentrum seiner Überlegungen wird dabei die Frage erörtert, wie Schülerinnen und Schüler bestmöglich im Prozess des selbstgesteuerten Lernens begleitet werden können.

Im ersten Kapitel werden die Ziele des Werkes knapp beschrieben. Bedingt durch Entwicklungen in...