Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Georg M. Oswald: Unsere Grundrechte

Georg M. Oswald stellt die Grundrechte des Grundgesetzes dar. Dabei geht es ihm nicht darum, einen juristischen Kommentar zu schreiben. Vielmehr wirft er einen Blick auf die aktuelle gesellschaftliche und politische Situation und beschäftigt sich mit der Frage, wie die Grundrechte Antworten geben können. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass die Grundrechte das „Fundament einer menschenwürdigen Gesellschaft bilden, um die immer wieder von Neuem gekämpft werden muss.“ Der Autor erreicht das von ihm verfolgte Ziel, die Grundrechte mit seinem Buch allen Bürgern näherzubringen – auch denen, die juristisch nicht vorgebildet sind. Er entfaltet die Bedeutung der Grundrechte anhand aktueller Ereignisse. Die Qualität des Buches liegt aus meiner Sicht darin, dass es sich nicht um ein Werk handelt,...

Martin Werlen: Zu spät

Von dem im Jahr 2017 verstorbenen Prager Erzbischof und Kardinal Vlk ist der Satz überliefert, er sei der glücklichste Bischof der Welt, weil er nichts mehr kaputtmachen könne. Für Martin Werlen, den ehemaligen Abt des Klosters Einsiedeln, spiegeln sich in diesem Bonmot die eigentliche Situation und die alt-neue Aufgabe der Kirche, nämlich sich neu auf die Suche nach den Menschen zu begeben, statt die institutionellen Restbestände und die dogmatischen Formelsammlungen des katholischen Glaubens in Verwaltungsbeamtenmanier korrekt zu archivieren.

Werlens Schrift besteht bei genauerer Betrachtung aus zwei Manuskripten. Die Ende 2012 veröffentlichte Broschüre „Miteinander die Glut unter der Asche entdecken“ hat der Autor noch als Abt und Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz verfasst. In...

Michael Heymel: Die Johannesoffenbarung heute lesen

 

Das Buch von Michael Heymel lädt ein, es zur Hand zu nehmen und mit ihm die Offenbarung des Johannes kennenzulernen: Es hat eine gefällige Größe, ist nicht so umfänglich, dass man es sich als Einstiegslektüre für das Kennenlernen der Offenbarung des Johannes nicht selbst zutrauen würde. Und – was man schon bei einem ersten Querlesen feststellt: Es ist gut lesbar.

Die Reihe «bibel heute lesen», zu der dieses Buch gehört, hat das erklärte Ziel, fundiert einzuführen, welche Spuren ein biblisches Buch in Theologie, Musik, Literatur und Kunst hinterlassen hat, ohne dass dabei dezidiertes theologisches Fachwissen vorausgesetzt würde. Dem entsprechend zäumt Michael Heymel das Pferd gewissermaßen von hinten her auf und skizziert Stationen der Wirkungsgeschichte der Offenbarung des Johannes und...

Walter Faerber: Visionen gegen die Monster

Die Offenbarung des Johannes fristet innerhalb der Liturgie und noch vielmehr innerhalb des Religionsunterrichtes und der pastoralen Praxis ein Schattendasein. Und wenn, dann wird dieses Beispiel neutestamentlicher apokalyptischer Literatur meist als ein Endzeit-Text gelesen. Völlig zu Unrecht, aber auch völlig nachvollziehbar. Denn der Reichtum ihrer Bilderwelt, ihrer Symbolik und ihrer innerbiblischen Bezüge hat nicht nur eine äußerst breit gefächerte Wirkungsgeschichte gezeitigt, sondern kann verstörend, ja abschreckend wirken. Daher verdient Walter Faerber Respekt, dass er als Pastor einer evangelischen Gemeinde bei Hannover und engagierter Unterstützer von Fresh X die Herausforderung nicht gescheut und die Texte der Johannes-Offenbarung in die Liturgie eingebunden und in Predigten...

Tiemo Rainer Peters: Entleerte Geheimnisse

„Was nicht festgehalten wird, ist nichts. Was festgehalten wird, ist tot.“(17) Dieses Wort von Paul Valéry zeigt das Spannungsfeld, in dem sich Tiemo Rainer Peters‘ Buch „Entleerte Geheimnisse – Die Kostbarkeit des christlichen Glaubens“ bewegt. Motiviert, etwas von dem Reichtum des Christseins dem Leser unserer Zeit zugänglich zu machen, etwas, von dem heutzutage oft kaum mehr als eine Worthülse oder ein den aktuellen Bedürfnissen angepasster Inhalt übriggeblieben scheint, lenkt Peters in jedem Kapitel den Blick auf einen Grundbegriff des Glaubens. Seine Absicht ist es, das verständlich zu machen, was die Tradition, insbesondere die Botschaft der Evangelien birgt, und damit zu vermeiden, den Glaubensinhalt dem Zeitgeschmack anzupassen.

So wird in jedem Kapitel nach einer einleitenden...

Hans Joas: Die Macht des Heiligen

 

Nicht nur die Mehrheit der Sozialwissenschaftler, sondern auch große Teile der Öffentlichkeit gingen bis vor kurzem noch davon aus, dass der Prozess der Säkularisierung unaufhaltbar sei, dass Religion und Kirchen im Zuge von Modernisierungsprozessen an Bedeutung verlören und sich irgendwann einmal vollständig auflösten. Die Geschichte der Moderne wurde als eine Geschichte der Entzauberung und der Emanzipation von kirchlicher Vormundschaft gedacht, wobei man sich immer gerne auf einen der Gründungsväter der modernen Soziologie, Max Weber, und dessen Narrativ von der Entzauberung der Welt als Teil des okzidentalen Rationalisierungsprozesses berief. In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die dieses Narrativ in Frage stellen. Zu den prominentesten und wohl einflussreichsten Kritikern der...

Manfred Lütz: Der Skandal der Skandale

 

Titel und Umschlagtext versprechen Großes: „Die geheime Geschichte des Christentums“ und „spektakuläre Ergebnisse“ werden dem Leser angekündigt. Manfred Lütz will die Geschichte der „unbekannteste(n) Religion der westlichen Welt“ (9) wissenschaftlich darstellen und landläufige Falschinformationen widerlegen, kurz: „Aufklärung im besten Sinne“ (12) betreiben. Dazu bedient der Autor sich des 800 Seiten starken Buches „Toleranz und Gewalt“ von Arnold Angenendt, dessen Ergebnisse er „einer breiteren Öffentlichkeit“ (12) zugänglich machen möchte.

Die zwölf Kapitel des Buches widmen sich Entstehung und Ausbreitung des Christentums im ersten Jahrtausend, Kreuzzügen, Inquisition und Hexenverfolgung, Indianermission und Aufklärung sowie Konfliktfeldern im 19. und 20. Jahrhundert. Den Abschluss...

Horst Dreier: Staat ohne Gott

Der Titel „Staat ohne Gott“ klingt nach einer atheistischen Streitschrift für eine Welt oder eine Gesellschaft ohne Gott. Bereits zu Beginn der Einführung stellt der Jura-Professor Horst Dreier, einer der renommiertesten Verfassungsrechtler Deutschlands, allerdings klar, dass dem keineswegs so ist. Denn die titelgebende Wendung zielt vielmehr auf den Umstand ab, dass sich der Staat in der modernen Grundrechtsdemokratie religiös-weltanschaulich neutral zu verhalten hat. Diese Neutralität des Staates und ihre Kehrseite – die Religionsfreiheit der Bürger – sind die beiden Säulen der Säkularität des freiheitlichen Verfassungsstaates.

Das erste Kapitel widmet Horst Dreier dem für das Buch grundlegenden Begriff der „Säkularisierung“, dessen Vieldeutigkeit die interdisziplinäre Diskussion...