Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Christoph Theobald: Christentum als Stil

„Auflösung oder Reform?“, vor dieser Alternative stand „das Christentum“ Europas in den Augen des Autors schon im Jahr 2015, als er in Regensburg die Joseph Ratzinger-Gastprofessur innehatte. Sie bildet das Grundgerüst für den inzwischen mit viel Aufmerksamkeit bedachten und hier zu besprechenden Band. Für Christoph Theobald kumuliert diese dezidiert europäische Frage konkreter in der Formulierung „Wie kann heute Hoffnung gemeinsam bezeugt und gegenseitiges Vertrauen ermöglicht werden?“ Der Fundamentaltheologe und Dogmatiker an der französischen Hochschule der Jesuiten in Paris (Centre Sévres) gliedert seine Überlegungen in fünf Kapitel und folgt dabei den beiden Reden von Papst Franziskus vor dem Europaparlament am 25. November 2014.

Ausgehend von der Diagnose, Europa stehe am...

Konrad Schmid / Jens Schröter: Die Entstehung der Bibel

 

Die beiden Exegeten Konrad Schmid (Professor für Alttestamentliche Wissenschaft und Frühjüdische Religionsgeschichte an der Universität Zürich) und Jens Schröter (Professor für Neues Testament und neutestamentliche Apokryphen an der Humboldt-Universität zu Berlin) legen mit dem zu besprechenden Buch eine Entstehungsgeschichte der Bibel vor, die sich weniger – wie man es z.B aus Einleitungen in das Alte und Neue Testament gewohnt ist – mit den Inhalten der einzelnen Bücher auseinandersetzt als vielmehr mit der Genese und Entwicklung des biblischen Kanons, wobei ein Teil des Buches dem Alten und ein weiterer Teil dem Neuen Testament gewidmet ist. Die jeweiligen Teile stehen aber nicht unverbunden nebeneinander, da das Buch ebenfalls beschreibt, wie Judentum und Christentum sich bei der...

Ulrike Link-Wieczorek / Uwe Swarat (Hg.): Die Frage nach Gott heute

Die am 6. November 2015 vom Deutschen Ökumenischen Studienausschuss (DÖSTA), also der theologischen Kommission der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), nach fünfjähriger Arbeit verabschiedete und 2019 wieder aufgelegte Studie reagiert in ökumenischer Eintracht auf aktuelle atheistische und andere skeptische Einsprüche gegen insbesondere kirchlich betriebene Religion im öffentlichen Raum – allen voran gegen das grundgesetzlich garantierte Recht auf konfessionellen Religionsunterricht an den Schulen. Damit verortet sie sich in einer Meinungslage, die aktuell beispielsweise von der Giordano-Bruno-Stiftung bespielt und zum Teil von der LandesschülerInnenvertretungen in Rheinland-Pfalz und im Saarland aufgegriffen wird. Insbesondere versucht die Studie, dem Verdacht...

Mirko Breitenstein: Die Benediktiner

Auf knapp 130 Seiten legt Mirko Breitenstein eine konzise und gut lesbare Einführung in die Geschichte der Benediktiner von den Anfängen bis in die Gegenwart vor. Als Ausgangs- und Angelpunkte nimmt der Autor dabei die Benediktsregel und deren Auslegungsgeschichte durch die benediktinischen Gemeinschaften.

Folgerichtig widmet Breitenstein das erste Kapitel der Regel selbst, die er als Norm und Lehrbuch des monastischen Lebens vorstellt. Dargestellt werden die Vorgaben zu Ämtern, Strukturen und Organisation des Klosters, die Wege ins Kloster – Eintritt, Übertritt und Kindesoblation – sowie der typisch benediktinische Wechsel von Gebet und Arbeit. Im Anschluss wendet sich der Autor Benedikt von Nursia zu, dessen Historizität letztlich fraglich bleibt, und erläutert, wie diese Figur etwa im...

Heinrich Wullhorst: Soziallehre 4.0

Unsere Lebenswelt verändert sich. Unsere Arbeitswelt verändert sich. Das Digitale ermöglicht neue Infrastrukturen, neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten. Lebens- und Arbeitswelt werden revolutioniert. So der Ausgangspunkt des Autors Heinrich Wullhorst. Welche Rolle spielt hierbei, in den Welten 4.0, der Mensch; welche Rolle kann der Mensch einnehmen?

Der Verfasser geht in seinem Buch „Soziallehre 4.0“ den aktuellen Fragen und Herausforderungen nach, die sich im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel stellen, und lässt dazu Wissenschaft und Politik zu Worte kommen. Lars P. Feld, Thomas Sternberg, Ulrich Hemel und weitere machen sich in kurzen Beiträgen Gedanken darüber, wie wir im digitalen Zeitalter (zwischen)-menschlich bleiben können. Auch diese Beiträge sind für Wullhorst der...

Michel Foucault: Die Geständnisse des Fleisches

Michel Foucault (1926-1984) ist eine auch methodisch schillernde Gestalt. Gerne wird er für einen „postmodernen“ Philosophen gehalten, und tatsächlich ist seine These, dass Geschichte sich nicht linear, sondern in Brüchen (ruptures) entwickelt, von geschichtsphilosophischem, antihegelianischem Gehalt und sein Satz, das Subjekt werde verschwinden wie ein Abdruck am Strand, ist von vielen subjektphilosophisch, also im Sinne eines „Todes des Subjektes“, gelesen worden. Doch eigentlich ist er Historiker, der uns mit seiner machtkritischen Arbeit in den Archiven „genealogisch“ über „Errungenschaften“ der Moderne wie das Gefängnis, die psychiatrische Anstalt oder biopolitische Maßnahmen der Regierungen die Fortschrittsbegeisterung gründlich ausgetrieben und damit einen sympathischeren Blick auf...

Knut Wenzel: Poesie des aufgegebenen Worts

Das Werk eines Fundamentaltheologen und Dogmatikers der Katholischen Theologie – diesen Fachrichtungen ist die Professur Knut Wenzels an der Universität zu Frankfurt zugeordnet – ist gemeinhin ein Kompendium zu philosophisch möglichst stringent begründeten theologischen Theoremen oder Glaubensgewissheiten. Der Titel seines neuen, seit 2019 vorliegenden Buches verweist aber auf eine interdisziplinär ausgreifende Thematik und erzeugt zudem eine erste Irritation mit dem doppeldeutigen Partizip in der Formulierung „des aufgegebenen Worts“: Es beschreibt einerseits die Aufgabe im Sinne der zu erfüllenden Arbeit, Bestimmung oder Pflicht, die mit dem Wort verbunden sein mag, andererseits aber ihr vordergründiges Gegenteil, das resignierte Aufgeben und Fallen- oder Gehenlassen desselben. Eine...

Gerhard Büttner / Larissa Carina Seelbach: Kinder und die großen Antworten

Nach den „großen Fragen“, die in naturwissenschaftlichen wie in theologisch-philosophischen Büchern kindgerecht gestellt und unter Rückgriff auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse beantwortet wurden, möchte das vorliegende Buch die theologischen Fragen der „Kinder und die großen Antworten“ der Kirchenlehrer Augustinus, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin, aber auch die Martin Luthers miteinander vermitteln. Ziel ist es, einerseits einen Schatz an Impulsen für die Gemeindearbeit und die Schule zur Verfügung zu stellen und andererseits Generationen miteinander ins Gespräch zu bringen.

Dabei kritisieren die Autoren durchaus, dass in den gängigen kindertheologischen – von der modernen Theologie geprägten – Ansätzen insbesondere zwei Defizite erkennbar seien: Im Dienste einer...