Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Manfred Lütz: Der Skandal der Skandale

 

Titel und Umschlagtext versprechen Großes: „Die geheime Geschichte des Christentums“ und „spektakuläre Ergebnisse“ werden dem Leser angekündigt. Manfred Lütz will die Geschichte der „unbekannteste(n) Religion der westlichen Welt“ (9) wissenschaftlich darstellen und landläufige Falschinformationen widerlegen, kurz: „Aufklärung im besten Sinne“ (12) betreiben. Dazu bedient der Autor sich des 800 Seiten starken Buches „Toleranz und Gewalt“ von Arnold Angenendt, dessen Ergebnisse er „einer breiteren Öffentlichkeit“ (12) zugänglich machen möchte.

Die zwölf Kapitel des Buches widmen sich Entstehung und Ausbreitung des Christentums im ersten Jahrtausend, Kreuzzügen, Inquisition und Hexenverfolgung, Indianermission und Aufklärung sowie Konfliktfeldern im 19. und 20. Jahrhundert. Den Abschluss...

Horst Dreier: Staat ohne Gott

Der Titel „Staat ohne Gott“ klingt nach einer atheistischen Streitschrift für eine Welt oder eine Gesellschaft ohne Gott. Bereits zu Beginn der Einführung stellt der Jura-Professor Horst Dreier, einer der renommiertesten Verfassungsrechtler Deutschlands, allerdings klar, dass dem keineswegs so ist. Denn die titelgebende Wendung zielt vielmehr auf den Umstand ab, dass sich der Staat in der modernen Grundrechtsdemokratie religiös-weltanschaulich neutral zu verhalten hat. Diese Neutralität des Staates und ihre Kehrseite – die Religionsfreiheit der Bürger – sind die beiden Säulen der Säkularität des freiheitlichen Verfassungsstaates.

Das erste Kapitel widmet Horst Dreier dem für das Buch grundlegenden Begriff der „Säkularisierung“, dessen Vieldeutigkeit die interdisziplinäre Diskussion...

Gerhard Lohfink: Der christliche Glaube erklärt in 50 Briefen

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lohfink,

Sie versuchen, Familie Westerkamp in 50 Briefen den christlichen Glauben zu erklären. Ein informativer Anhang mit der kurzen Erläuterung wichtiger Begriffe ergänzt Ihre Ausführungen. Jeder Brief – mit Ausnahme des letzten an die junge Tochter, deren Situation in Ihren Briefen dennoch eine wichtige Rolle spielt – ist als Antwort auf einen vorangegangenen Brief von Frau bzw. Herrn Westerkamp konzipiert.

Von Anfang an gelingt Ihnen ein „wirkliches Gespräch“, dessen herzlicher Ton zu einer wachsenden Nähe zu Ihren Adressaten und den Lesern führt. Die Familie Westerkamp ist zwar fiktiv, die Briefe geben aber verdichtet reale Begegnungen mit und Fragen von Menschen aus Ihren vielen seelsorglichen Gesprächen wieder.

Die 50 Briefe können nicht den ganzen...

Hubert Philipp Weber: Credo

Hubert Philipp Weber, seines Zeichens Lehrbeauftragter für Dogmatik an der Universität Wien sowie theologischer Mitarbeiter von Kardinal Schönborn, legt mit „Credo“ eine kurze Einführung in die Glaubensartikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses vor. Dass ein Autor bei einem derart komplexen Gegenstand von vorne herein Schwerpunkte setzen muss und Auslassungen unvermeidlich sind, dürfte eine Selbstverständlichkeit sein. Ob eine solche Verdichtung in einer Einführung gelingen kann, die dem Leser keinerlei Vorkenntnisse abverlangen möchte, sei aber doch bezweifelt, selbst wenn der Verfasser einen trotz der Komplexität seiner Gedanken sehr angenehmen Stil schreibt.

Die Schwerpunkte seines Buches decken sich weitgehend mit seinen Interessen- und Arbeitsfeldern (mittelalterliche Theologie,...

Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga: Papst Franziskus und die Kirche von morgen

Interviews mit führenden Kirchenmännern haben Konjunktur. Benedikt XVI. nutzte dieses Instrument bereits, ebenso sein Nachfolger Franziskus. Interviews haben den Vorteil, dass unterschiedliche Themen angesprochen werden können. Das Gespräch mit dem honduranischen Kardinal Rodriguez Maradiaga ist voller Facetten. Aufgewachsen in einem Internat der Salesianer, nach Ausbildung und Studium als Lehrer tätig, mit 36 Jahren zum Weihbischof ernannt, ist seine große Leidenschaft die Sorge um die Jugend. Als Präsident von Caritas Internationalis war ihm die Sorge für die Krisenregionen der Erde anvertraut. Als Generalsekretär und Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrats kennt er den Episkopat des Kontinents weitgehend persönlich. Mit Kardinal Bergoglio arbeitete er unter anderem bei der...

Peter Brown: Der Schatz im Himmel

 

Der Untertitel dieses Buches verspricht nichts weniger als einen tiefen und detaillierten Einblick in jene entscheidende Epoche der Spätantike, in der das pagane römische Reich von dem abgelöst wurde, was wir wahlweise Christentum, Kirche oder Abendland nennen – eine bis heute prägende, aber vielleicht gerade untergehende, mindestens 1500-jährige Epoche europäischer Geschichte.

Die zu beschreibenden Abläufe würden den Einsatz komplexer soziologischer, theologischer, ökonomischer und historiographischer Instrumente verlangen. Doch Peter Brown, der renommierteste (Kirchen-)Historiker für die Antike weltweit, dämpft solche allein schon durch den stattlichen Umfang des Bandes genährte Erwartungen mit seinem Haupttitel „Der Schatz im Himmel“ und dem einleitenden Zitat aus Mt 19,21-26: Es...

Mariano Delgado: Das zarte Pfeifen des Hirten

Sie wird ein „geistiges Weltkulturerbe“ genannt und zu jenen Gestalten der Kirchengeschichte gezählt, die eine besondere „Ehre für das Menschengeschlecht“ darstellen: Teresa von Ávila (1515-1582). Mariano Delgado, Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Fribourg (Schweiz) und exzellenter Kenner der spanischen Mystik, hat nun ein beachtenswertes Buch über die große Heilige und erste der bislang vier Kirchenlehrerinnen vorgelegt.

Seit nunmehr 500 Jahren fasziniert und inspiriert Teresa von Ávila Menschen in- und außerhalb des christlichen Glaubens. Vor allem das ihr zugeschrieben Gebet „Nada te turbe“ (Nichts soll dich ängstigen) ist zu einem weltumfassenden Trost- und Herzensgebet geworden. Doch nicht nur das. Für Delgado ist es der Schlüssel, um Teresa und...

Michael Klein: Bankier der Barmherzigkeit: Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Im März dieses Jahres jährte sich der Geburtstag des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum 200. Mal. Das schmale Buch von Michael Klein malt das Bild eines völlig selbstlosen Wohltäters, der immer wieder mit allen möglichen Widerständen zu kämpfen hatte. Getrieben war er dabei von seinem Glauben; bei einer Versammlung des Wohltätigkeitsvereins sprach er von Gott als „unserem obersten Direktor“. Das Buch gibt Einblicke in Raiffeisens Beweggründe für sein Engagement, es zeigt die Wurzeln seiner Aktivitäten – auch während seiner Bürgermeisterämter –, bringt seinen unerschütterlichen Glauben, seine praktizierte Nächstenliebe auf den Punkt und ordnet diese richtigerweise in seine familiären Wurzeln ein. Es ist interessant, hierzu immer wieder Originalschriftstücke im Text zu finden.

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