Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Andreas Knapp: noch knapper

Groß ist die Welt, winzig der Mensch. Freilich kann der Winzling über die ungeheuren Raum-Zeit-Dimensionen des Weltalls nachsinnen, diese wissenschaftlich erkunden. Die Erkenntnisse, die er dabei gewinnt, sind atemberaubend. Gedankliche und empirische Reisen in die Welt des Allerkleinsten wie des Allumfassenden bringen die Kenntnis von einer Welt, die uns genauso fasziniert wie befremdet. Wir wissen (fast) alles – und wir wissen (fast) nichts. Beide Positionen sind möglich, beide künden gleichzeitig vom Menschen selbst; dem „denkenden Schilfrohr“, der für Pascal „eine Mitte zwischen Nichts und All“ war.

Andreas Knapp, als Priester Mitglied der Ordensgemeinschaft der „Kleinen Brüder vom Evangelium“, als Poet kreativ und erfolgreich, legt mit den „99 Miniaturen“ auf knappstem Raum seine...

Martin W. Ramb / Holger Zaborowski (Hrsg.): Advent trotz(t) Corona

Was bedeutet Advent, wenn das unsichtbare Corona-Virus Leben bedroht und menschliche Begegnungen auf ein Mindestmaß beschränkt werden müssen? Tastende Antwortversuche wurden zwischen dem 1. und dem 25. Dezember 2020 auf www.kath.de veröffentlicht, die von Martin W. Ramb und Holger Zaborowski in dem vorliegenden Buch zusammengestellt wurden. Es ist ein schönes Buch geworden, denn jeder Text wird von einem Foto einer in St. Agnes in Hamm erstmals gezeigten Krippeninstallation des „Instituts für Inszenierung“ begleitet: Kugeln aus unterschiedlichem Holz und in verschiedener Größe und Anordnung sowie ein herabschwebendes Licht ermöglichen einen ungewöhnlichen Blick auf das weihnachtliche Geschehen; zwei Beiträgen widmen sich dem Konzept dieser abstrahierenden Krippe.

Die 25 kurzen „Impulse...

Philosophie & Ethik in der Grundschule: Gefühle geben zu denken – Das digitale Ich

Viele Eltern wissen ein Lied davon zu singen, dass Kinder ihnen Löcher in den Bauch fragen. Je mehr das Interesse an der alltäglichen Umwelt erwacht, desto wissbegieriger werden die lieben Kleinen. Das ist etwas Kostbares und Eltern freuen sich daran, auch wenn es manchmal anstrengend ist.

In der Grundschule lernen die Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen in sukzessiv erweiterten Zahlenräumen. Das bedeutet, dass sie erste Erfahrungen mit abstrakten Zeichen und Symbolen machen. Fünf Finger in der Luft entsprechen der Zahl 5, der Anfangslaut vom Wort Esel wird mit dem Zeichen E versinnbildlicht, die Kinder lernen, was eine einfache Landkarte ist und wie man mit Modellen umgehen muss. Von der Philosophie der Symbolischen Formen Ernst Cassirers haben wir umfassend gelernt, dass der Mensch das...

Claudia Rothenberger: Zwei Unterrichtseinheiten für die Klassen 7/8

Die Frage nach der Gerechtigkeit und ebenso die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität sind klassische Themen im Religionsunterricht der Mittelstufe. Sie bieten vielfältige Bezugspunkte zur Lebenswelt Heranwachsender und haben das Potential, Interesse und Motivation bei den Lernenden zu wecken. Claudia Rothenberger, selbst Lehrerin u.a. für Evangelische Religion an einem Gymnasium in Baden-Württemberg, stellt in ihrer neusten Arbeitshilfe einen reichen Fundus an erprobten Ideen, Materialien und Methoden zur Verfügung. Ausdrücklich weist sie darauf hin, dass die Unterrichtsbausteine als „Steinbruch“ dienen sollen. Man kann sie komplett übernehmen, einzelne Bausteine auswählen, andere weglassen, Elemente neu kombinieren, verändern, erweitern oder reduzieren. Der didaktische Aufbau...

Uwe Hauser / Stefan Hermann (Hg.): RU kompakt – Berufliches Gymnasium, Heft 1

Freiheit in Gemeinschaft – um diesen, von Schülerinnen und Schülern eventuell zunächst als Widerspruch wahrgenommenen Spannungsraum geht es in den beiden Unterrichtseinheiten, die in „RU kompakt“ vorgestellt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen zu einem reflektierten Umgang mit Religion geführt werden und so die Grundfrage beantworten können, ob Religionen eher Freiheit ermöglichen oder diese verhindern. Dies geschieht ganz im Sinne des Grundauftrags des Religionsunterrichts, nämlich zu einem aufgeklärten Umgang mit Religion und einer eigenen Entscheidungsfähigkeit bezüglich der persönlichen Einstellung zur Religion zu befähigen. Dazu bieten die beiden Unterrichtseinheiten Anregungen. Den Rahmen der beiden Einheiten setzt der Bildungsplan für das Berufliche Gymnasium im Land...

Werner Schüßler: Warum die Welt nicht alles ist

 

Der Titel des Buches verweist auf die Sinnfrage, auf das, was unser Leben trägt. Der Autor stellt die Frage nach dem guten, erfüllten Leben im Kontext der von Wissenschaft und Technik geprägten Gegenwart und in Auseinandersetzung mit der immer weiter verbreiteten naturalistischen bzw. reduktionistischen Weltsicht. Dabei bezieht er Einsichten der philosophischen Tradition von der Antike bis zur Gegenwart ein und ist der Existenzphilosophie besonders verpflichtet.

Die Einleitung „Worum es hier geht“ kennzeichnet pointiert Schüßlers Anliegen, dass die Wirklichkeit mehr ist als das, was sich wissenschaftlich beweisen lässt. Es folgen drei etwa gleich lange Kapitel.

Das erste, grundlegende „Warum Philosophie kein überflüssiger geistiger Luxus ist“ thematisiert die metaphysischen, letzten...

Godehard Brüntrup / Ludwig Jaskolla / Tobias Müller (Hg.): Prozess – Religion – Gott

Der hier anzuzeigende Sammelband regt dazu an, eine religionsphilosophische Diskussion weiterzuführen, die bisher in Deutschland nur zögerlich in Gang gekommen ist. Auch wenn das Werk des mathematisch und naturwissenschaftlich geprägten Denkers Alfred North Whitehead (1861-1947) als schwierig gilt, so lohnt es sich doch, am Leitfaden dieses Sammelbandes sich auf sein Denken einzulassen.

Die Bedeutung seines noch immer einzigartigen „prozessmetaphysischen“ Ansatzes kann kaum unterschätzt werden, denn Whitehead ist der erste Denker der Gegenwart, der es unternimmt, die individuellen Erfahrungen des menschlichen Lebens, die bisher meist zu phänomenologisch-hermeneutischen oder subjekttheoretischen Denkentwürfen ohne ausdrücklichen Bezug auf die Naturwissenschaften geführt haben, und die...

Winfried Schröder: Atheismus

Winfried Schröder nennt als sein Vorhaben die Darstellung und Diskussion der wichtigsten Einwände, die gegen den Atheismus vorgebracht werden. Zu Beginn werden die zentralen Begriffe „Atheismus“ und „Theismus“ erklärt, wobei Schröder im Theismus einen Sammelbegriff von Theorien über Gott sieht, im Atheismus aber lediglich die Einzelthese, Gott existiere nicht (11), auch wenn hinter der atheistischen These verschiedene philosophische Ansätze stünden. Die theistische Position, auf die sich Schröder beziehen will, beschreibt er unter dem Titel „Standardtheismus“ als die Annahme der Existenz eines transzendenten Wesens, das mit den Eigenschaften „allmächtig“, „allwissend“ und allgütig“ ausgestattet sei.

Der erste Einwand ist der Vorwurf des Dogmatismus, also der Atheismus sei dogmatisch in...