Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Melanie Peetz: Das biblische Israel

Geschichte spielt sich in Raum und Zeit ab. Dass insbesondere biblische Texte nicht unabhängig von Raum und Zeit entstanden sind, zugleich aber über historische Wahrheiten hinausgehen, muss immer wieder neu vor Augen geführt werden, um nicht der Gefahr eines naiven Bibel-Positivismus zu erliegen. Eine hervorragende Hilfe, um gerade für alttestamentliche Texte deren Verwobenheit in Raum und Zeit zu sehen, ist Melanie Peetzs „Das biblische Israel“. Ihr gelingt es, die Dimensionen von Raum und Zeit, die geographischen, geologischen und historischen Grundbedingungen alttestamentlicher Texte kompakt und äußerst gut lesbar darzustellen.

Das Buch gliedert sich – abgesehen von der Einleitung und dem Anhang – in acht große Abschnitte, die sich an Epochen orientierten. In der Einleitung geht die...

Knut Wenzel: Die Wucht des Undarstellbaren

„Licht erscheinen die Bilder und lesbar die Zeichen, unzugänglich ist das Absolute, bildlos, zeichenlos. Die Bilder haben ihre Leuchtkraft, die Zeichen ihre Prägnanz, von diesem Grund, der, als ob von ihnen abgewandt, sie mit Bedeutungen beleiht.“ (14) –„An den Bildern, die dazu da sind, wahrgenommen zu werden, erfahren wir uns, nämlich als Wahrnehmende.“ (23)

Mit solch prägnanten Sätzen steckt der für seine schöpferische Sprache bekannte Frankfurter Systematiker Knut Wenzel im Rahmen des „Anwegs“ und der Einleitung zu seiner grundlegenden theologischen Ästhetik – er sprengt den Rahmen der in den letzten Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum eher dünn gesäten „Bildtheologien“ – den Raum ab: Zur Gottesfrage ist damit ebenso Grundlegendes gesagt wie zum Menschen im Angesicht des...

Deutsche Bischofskonferenz: Begegnung mit dem ANDEREN in Dichtung und Kirche

Spätestens mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dessen Konstitution Gaudium et spes erfolgte eine offizielle, ausführliche Reflexion über das Potential von Literatur und Kunst im Kontext von Theologie und Kirche. Bearbeitete die Literatur seit jeher ungefragt und in ihrem eigenen Modus die Existenz des Menschen, die immer auch religiöses Suchen, Zweifeln und schließlich die Gottesfrage mit einschließt, bedurfte es von Seiten der Theologie und Kirche des allgemeinen Aufbruchs der 1960er Jahre, um die Dignität von Poesie und Kunst offiziell anerkennen zu können. Seit dieser Zeit ist im Dialog zwischen Literatur und Theologie, in ihrer beider Rede über Gott, viel geschehen, eine fast unüberschaubare Anzahl an Publikationen ist erschienen und auch institutionell hat das Zueinander dieser...

Julia Knop / Stefanie Schardien: Heute christlich glauben. Der Leitfaden für die Ökumene im Alltag

Auf dem Klappentext des vorliegenden Bandes heißt es im ersten Satz: „Die Ökumene ist weit vorangeschritten.“ Damit wird der Stand der Ökumene richtig beschrieben, allerdings bräuchte es die Vergewisserung über den Stand der Ökumene und erst recht einen Leitfaden für die Ökumene im Alltag nicht, wenn dies schon die ganze Wahrheit wäre. Das Buch reagiert nämlich nicht alleine auf das Bedürfnis, sich über die einenden und trennenden Positionen zwischen evangelischen und katholischen Traditionen zu verständigen. Es reagiert stärker noch auf die gravierenden Veränderungen der kirchlichen Landschaft insgesamt. Insofern könnte der erste Satz des Klappentextes variierend gesagt werden: Die Säkularisierung ist weit vorangeschritten. Es scheint nämlich, als sei dies die Hintergrundfolie des...

Arnold Angenendt: „Lasst beides wachsen bis zur Ernte ...“

Der emeritierte Münsteraner Kirchenhistoriker Arnold Angenendt ist bekannt für seine religionsgeschichtlich orientierten Zugänge zur Geschichte des Christentums. Daher hat er sich in den letzten Jahren den Konzepten von Ehe, Liebe und Sexualität oder demjenigen des Opfers gewidmet. In seiner jüngsten Monographie geht er nun dem Begriff der Toleranz nach. Der Titel deutet das zentrale Motiv seiner Darstellung an, das neutestamentliche Gleichnis von Unkraut und Weizen, in dem der Grundbesitzer ebendiese Weisung an seine Arbeiter geben lässt (vgl. Mt 13,30).

In der Tat erfuhr dieses Gleichnis über die Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Auslegungen und spielte immer wieder eine Rolle in den Diskursen um „Toleranz“. Gut die Hälfte des Buches widmet der Historiker daher dem biblischen Befund...

Ulrike Gerdiken: Kirchenräume (neu) entdecken

Kirchenräume dienen der liturgischen Versammlung christlicher Gemeinden, ebenso auch dem individuellen Beten. Darüber hinaus aber sind Kirchenräume herausgehobene Lernorte. Diese Einsicht hat sich in der Religionspädagogik der vergangenen Jahre zunehmend durchgesetzt. Gerade weil viele Menschen sich nicht mehr regelmäßig in einer Kirche aufhalten und weil christliche Riten und Symbole immer weniger bekannt sind, laden Kirchenräume zur Begegnung mit der vertrauten und zugleich fremd gewordenen Glaubenstradition ein. Ein weiterer Faktor kommt hinzu: Neben der Kirche werden heute auch die Moschee und die Synagoge als Gotteshäuser bewusster wahrgenommen. Dies alles führt zu einem wachsenden Interesse an Kirchenerkundungen, besonders im nicht-gottesdienstlichen Rahmen.

Die Kirchenraumpädagogik...

Ingolf U. Dalferth: God first

 

Der evangelische Theologe Ingolf U. Dalferth beschäftigt sich mit dem Profil des evangelischen Glaubens und kommt darüber hinaus auf grundsätzliche Fragen des theologischen Denkens zu sprechen. Es handelt sich bei dem Buch um eine Sammlung von Vorträgen und Vorlesungen. Den Auftakt bildet das Thema des Buchtitels: Die Reformation als Revolution. Die Reformation als Revolution „der christlichen Denkungsart“ zu bezeichnen, ist von Immanuel Kant inspiriert, der im Zusammenhang seiner praktischen Philosophie von einer „Revolution für die Denkungsart“ spricht. Doch während bei Kant die Revolution bei uns beginnen muss, liegt nach Dalferth bei den Reformatoren die revolutionäre Aktivität bei Gott. Sie verkündigen eine „spirituelle Revolution“, die Gott für den Menschen herbeiführt. Dalferth...