Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Hartmut Sommer: Über die Engel erhoben. Wesen und Sinn unserer Leiblichkeit

Den im Buchtitel aufgeworfenen Aspekt „Wesen und Sinn unserer Leiblichkeit“ betrachtet Hartmut Sommer quer durch die Philosophiegeschichte und mit Blick auf neuere naturwissenschaftliche und medizinische Forschung bis hin zum Transhumanismus, der den sterblichen Körper überwinden will. Der Autor diskutiert die konträren Positionen zwischen einer rein naturalistischen Sicht und einem ganzheitlichen Leib-Seele-Verständnis: „Bin ich nur Körper und nichts außerdem?“ Die dargelegten Perspektiven sind von sozial-politischer wie medizinischer Relevanz und sollten hinsichtlich pränataler wie finaler Fragestellungen zu Schwangerschaftsabbruch, Leihmutterschaft sowie Sterbehilfe bedacht werden.

Den platonischen Dualismus überwindend, der in der scholastischen Philosophie seine Fortführung fand,...

Thomas Ramge: Wollt ihr ewig leben?

Im Kanon der traditionell-klassischen Literatur kommt das Phänomen (über-)langen Alterns erstaunlich schlecht weg: Die alte Volkssage vom „Fliegenden Holländer“ erzählt von einem Kapitän, der durch einen heillosen Fluch dazu verdammt wurde, bis zum Jüngsten Gericht mit einem Gespensterschiff auf den Weltmeeren herumzuirren, ohne einen rettenden Hafen, ohne Erlösung zu finden. Oscar Wildes Erzählung „Dorian Gray“ präsentiert einen schönen, aber dekadent-lebenssüchtigen Jüngling, der sich weigert zu altern – er besitzt ein Porträt, das an seiner statt altert und in das sich die hässlichen Spuren seines sündhaften Lotterlebens einschreiben; Dorian endet im Selbstmord. Und Mary Shellys Schauerroman „Frankenstein“ schildert den katastrophalen Untergang eines Arztes, der den Tod durch Erschaffen...

Alois Prinz: Franz von Assisi

Biografien sind „in“. Autorinnen und Autoren, die sich mit dem Leben bekannter Persönlichkeiten – historischer wie aktueller – auseinandersetzen, antworten auf ein latentes Bedürfnis vieler Menschen nach Orientierungsmodellen in einer zunehmend orientierungslosen Welt. Auch die Religionspädagogik widmet sich nach Jahrzehnten einer Abwehr überhöhter Heiligenmodelle wieder dem „Lernen an Biografien“.

Umso erfreulicher ist es, dass dabei auf einen größer werdenden Schatz an geeigneten Texten und Materialien zurückgegriffen werden kann, zu dem die neueste Biografie von Alois Prinz zu Franz von Assisi zweifelsohne dazugehört. Ganz dem Beispiel Luise Rinsers folgend, die Franz von Assisi in ihrem ebenso lesenswerten Jugendroman „Bruder Feuer“ (1975) als Gründer einer Kommune ins 20. Jahrhundert...

Marcel Albert (Hg.): Handbuch der benediktinischen Ordensgeschichte

Im Umfeld aktueller kirchlicher Krisenstimmung ist auch die „Ordenskrise“ präsent. Zugleich bringen sich Ordensleute aber in den Synodalen Weg und andere Reformdebatten ein und zeigen, wie Kirchesein anders gehen könnte. Weniger kirchennahen Zeitgenossen mag ein Besuch in einem Kloster – vielleicht abgesehen von Hofladen und Brauerei – wie der Eintritt in eine andere Welt vorkommen. Zugleich erfahren viele Menschen auf der Suche nach spiritueller Lebensgestaltung und Work-Life-Balance Klöster als Sehnsuchts- oder zumindest Andersorte mit einer besonderen Ausstrahlung. Benediktiner- und Benediktinerinnenabteien von Ettal bis Maria Laach, von Frauenchiemsee bis Eibingen sind geschichtsträchtige und zugleich lebendige Orte der Suche nach Gott und nach dem Ausgleich von Aktion und...

Elmar Salmann (Hg.): Die Regel Benedikts als fremder Gast. Vier Lesarten

Die Priorin aus Eibingen, Jüngste im Bunde, zusammen mit dem Ältesten, dem Theologieprofessor aus Gerleve, altersmäßig dazwischen der Abt aus Plankstätten und der Ordenshistoriker aus Gerleve – sind vier biografisch und beruflich höchst unterschiedliche Persönlichkeiten aus der benediktinischen Familie und haben vier Lesarten. Was sie eint und ihr Dialogwerk attraktiv macht, ist natürlich das Schöpfen aus der immer noch kräftig sprudelnden Quelle – die Benediktsregel ist ja nach der Bibel wohl deren wirkmächtigste Auslegung: „Höre,“ lautet die Musik beider. Was wäre die Christenheit und Europa ohne diesen großen Basistext christlicher Spiritualität, der hier jeweils auf der linken Seite im Wortlaut abgedruckt und rechts dann in vierstimmigen Deutungen knapp beleuchtet wird. Das...

Thomas Hieke / Konrad Huber (Hg.): Bibel um-gehen

Die Herausgeber Thomas Hieke und Konrad Huber, beide Professoren in Mainz, sind überzeugt: „Wer seine Reserven gegenüber dir Bibel aufgibt, der … taucht hinein ins volle Leben und darf sich überraschen lassen.“ (13) Weil manche dieser Überraschungen aber nicht nur angenehm sind, wollen sie zum Umgang mit solchen „provokativen und irritierenden Texten“ helfen: Man solle solche Texte nicht vermeiden, sondern sie stattdessen sorgfältig lesen und auch aus ihrem jeweiligen Kontext und historischen Umfeld heraus verstehen lernen.

Nach einer Einleitung werden in 37 kurzen Kapiteln 20 Texte aus dem AT und 17 aus dem NT von ebenso vielen Fachleuten erklärt. Alle Autorinnen und Autoren haben zumindest promoviert, die meisten lehren im akademischen Kontext, vor allem an katholischen Fakultäten....

Sandra Huebenthal: Gedächtnistheorie und Neues Testament

Überraschenderweise gab es vor dieser „methodisch-hermeneutischen Einführung“ kein Lehrbuch, das die neutestamentlichen Texte mit Blick auf eine Gedächtnistheorie auslegt. Sandra Huebenthal schließt diese Lücke.

Die Verfasserin gliedert ihr Lehrbuch in drei Teile. Im ersten Teil (13–135) geht es um die hermeneutischen Grundlagen für einen kulturwissenschaftlich-gedächtnistheoretischen Zugang, der es ermöglicht, neutestamentliche Texte als Artefakte kollektiver Gedächtnisse, ähnlich wie Momentaufnahmen frühchristlicher Identitätsbildungsprozesse, zu lesen (25). Huebenthal stellt drei Formen kollektiver Gedächtnisse heraus: 1. Das „soziale Gedächtnis“, das von dem Tod der Träger ausgelöst wird und zeitlich begrenzt zwei Generationen dauert, von unterschiedlichen Perspektiven gekennzeichnet...

Ursula Ulrike Kaiser: Neutestamentliche Exegese kompakt

Die von Ursula Ulrike Kaiser im Vorwort skizzierte Ausgangslage, es gebe „schon genügend Exegesebücher auf dem Markt“, stimmt skeptisch gegenüber dem Mehrwert eines weiteren exegetischen Methodenbuchs zum Neuen Testament. Die seit 2019 an der TU Braunschweig lehrende Professorin für Biblische Theologie betritt jedoch mit ihrem Lehrbuch „Neutestamentliche Exegese kompakt“ Neuland mit der systematischen Integration von jüngsten hermeneutischen und technologischen Umwälzungen innerhalb der exegetischen Fachkultur.

So ist der Arbeit mit neuester Bibelsoftware nicht nur ein eigenes Kapitel gewidmet, sondern es finden sich im gesamten Buch QR-Codes, die Lesende sofort mit E-Books oder Websites versorgen, die für das jeweilige Thema nützlich sind. Der innovative Ausgriff auf das Genre...