Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Thomas Söding: Das Evangelium nach Markus

Kommentare zu biblischen Büchern fallen gattungsmäßig in die Sparte der theologischen Nachschlagewerke. Kaum jemand liest einen exegetischen Kommentar von A bis Z, sondern man konsultiert üblicherweise verschiedene Exemplare der Spezies gezielt zu einer bestimmten Perikope oder Fragestellung. Wie schlecht diese Herangehensweise sein kann, zeigt der neue Kommentar zum Markusevangelium vom Thomas Söding, kürzlich emeritierter Professor für Neues Testament an der Universität Bochum, Vizepräsident des Synodalen Weges und theologischer Berater der Weltsynode. Mit seinem Kommentar kehrt Söding fast 40 Jahre nach seiner Dissertation zum Glaubensverständnis des Markusevangeliums, zu seiner „ersten exegetischen Liebe“, zurück und fügt hinzu, die „Arbeit am Kommentar hat sie nicht erkalten lassen,...

Ulrich Kropač / Mirjam Schambeck (Hg.): Konfessionslosigkeit als Normalfall

Angesichts des hohen Maßes an Selbstreferentialität, Redundanz und formelhafter Terminologie, die der gegenwärtigen universitären Religionspädagogik sehr häufig anhaftet, soll diese Besprechung eines viel zu umfangreichen Buches mit dem Titel „Konfessionslosigkeit als Normalfall“ dazu dienen, den unter zeitökonomischen Zwängen stehenden, aber dennoch an Fragen des künftigen Religionsunterrichts interessierten Leser auf einzelne inspirierende Aufsätze des Werkes, das als Verschriftlichung eines im Jahr 2021 stattgefundenen Symposions eine Momentaufnahme darstellt, hinzuweisen.

Sehr viel besser als der „Einleitung“ gelingt es dem Schlusskapitel „Thesen in bilanzierender Absicht“, mit denen man die Lektüre beginnen sollte, für die Problematik, der sich Religionslehrer künftig verstärkt...

Klaus Konrad: Selbstgesteuertes Lernen ermöglichen

Klaus Konrad, Professor für Pädagogische Psychologie und Geschäftsführer des Zentrums für Schulentwicklung und Professionalisierung in Weingarten, richtet sich in seinem Buch an interessierte Lehrkräfte und Studierende und setzt sich mit der Frage auseinander, wie in einer modernen Schul- und Unterrichtsentwicklung selbstgesteuertes Lernen gefördert und anhand welcher Qualitätsmerkmale diese deutlich werden können. Neben theoretischen Konzepten und empirischen Forschungsergebnissen stehen Instrumente und Methoden im Vordergrund. Im Zentrum seiner Überlegungen wird dabei die Frage erörtert, wie Schülerinnen und Schüler bestmöglich im Prozess des selbstgesteuerten Lernens begleitet werden können.

Im ersten Kapitel werden die Ziele des Werkes knapp beschrieben. Bedingt durch Entwicklungen in...

Hartmut Sommer: Über die Engel erhoben. Wesen und Sinn unserer Leiblichkeit

Den im Buchtitel aufgeworfenen Aspekt „Wesen und Sinn unserer Leiblichkeit“ betrachtet Hartmut Sommer quer durch die Philosophiegeschichte und mit Blick auf neuere naturwissenschaftliche und medizinische Forschung bis hin zum Transhumanismus, der den sterblichen Körper überwinden will. Der Autor diskutiert die konträren Positionen zwischen einer rein naturalistischen Sicht und einem ganzheitlichen Leib-Seele-Verständnis: „Bin ich nur Körper und nichts außerdem?“ Die dargelegten Perspektiven sind von sozial-politischer wie medizinischer Relevanz und sollten hinsichtlich pränataler wie finaler Fragestellungen zu Schwangerschaftsabbruch, Leihmutterschaft sowie Sterbehilfe bedacht werden.

Den platonischen Dualismus überwindend, der in der scholastischen Philosophie seine Fortführung fand,...

Thomas Ramge: Wollt ihr ewig leben?

Im Kanon der traditionell-klassischen Literatur kommt das Phänomen (über-)langen Alterns erstaunlich schlecht weg: Die alte Volkssage vom „Fliegenden Holländer“ erzählt von einem Kapitän, der durch einen heillosen Fluch dazu verdammt wurde, bis zum Jüngsten Gericht mit einem Gespensterschiff auf den Weltmeeren herumzuirren, ohne einen rettenden Hafen, ohne Erlösung zu finden. Oscar Wildes Erzählung „Dorian Gray“ präsentiert einen schönen, aber dekadent-lebenssüchtigen Jüngling, der sich weigert zu altern – er besitzt ein Porträt, das an seiner statt altert und in das sich die hässlichen Spuren seines sündhaften Lotterlebens einschreiben; Dorian endet im Selbstmord. Und Mary Shellys Schauerroman „Frankenstein“ schildert den katastrophalen Untergang eines Arztes, der den Tod durch Erschaffen...

Alois Prinz: Franz von Assisi

Biografien sind „in“. Autorinnen und Autoren, die sich mit dem Leben bekannter Persönlichkeiten – historischer wie aktueller – auseinandersetzen, antworten auf ein latentes Bedürfnis vieler Menschen nach Orientierungsmodellen in einer zunehmend orientierungslosen Welt. Auch die Religionspädagogik widmet sich nach Jahrzehnten einer Abwehr überhöhter Heiligenmodelle wieder dem „Lernen an Biografien“.

Umso erfreulicher ist es, dass dabei auf einen größer werdenden Schatz an geeigneten Texten und Materialien zurückgegriffen werden kann, zu dem die neueste Biografie von Alois Prinz zu Franz von Assisi zweifelsohne dazugehört. Ganz dem Beispiel Luise Rinsers folgend, die Franz von Assisi in ihrem ebenso lesenswerten Jugendroman „Bruder Feuer“ (1975) als Gründer einer Kommune ins 20. Jahrhundert...

Marcel Albert (Hg.): Handbuch der benediktinischen Ordensgeschichte

Im Umfeld aktueller kirchlicher Krisenstimmung ist auch die „Ordenskrise“ präsent. Zugleich bringen sich Ordensleute aber in den Synodalen Weg und andere Reformdebatten ein und zeigen, wie Kirchesein anders gehen könnte. Weniger kirchennahen Zeitgenossen mag ein Besuch in einem Kloster – vielleicht abgesehen von Hofladen und Brauerei – wie der Eintritt in eine andere Welt vorkommen. Zugleich erfahren viele Menschen auf der Suche nach spiritueller Lebensgestaltung und Work-Life-Balance Klöster als Sehnsuchts- oder zumindest Andersorte mit einer besonderen Ausstrahlung. Benediktiner- und Benediktinerinnenabteien von Ettal bis Maria Laach, von Frauenchiemsee bis Eibingen sind geschichtsträchtige und zugleich lebendige Orte der Suche nach Gott und nach dem Ausgleich von Aktion und...

Elmar Salmann (Hg.): Die Regel Benedikts als fremder Gast. Vier Lesarten

Die Priorin aus Eibingen, Jüngste im Bunde, zusammen mit dem Ältesten, dem Theologieprofessor aus Gerleve, altersmäßig dazwischen der Abt aus Plankstätten und der Ordenshistoriker aus Gerleve – sind vier biografisch und beruflich höchst unterschiedliche Persönlichkeiten aus der benediktinischen Familie und haben vier Lesarten. Was sie eint und ihr Dialogwerk attraktiv macht, ist natürlich das Schöpfen aus der immer noch kräftig sprudelnden Quelle – die Benediktsregel ist ja nach der Bibel wohl deren wirkmächtigste Auslegung: „Höre,“ lautet die Musik beider. Was wäre die Christenheit und Europa ohne diesen großen Basistext christlicher Spiritualität, der hier jeweils auf der linken Seite im Wortlaut abgedruckt und rechts dann in vierstimmigen Deutungen knapp beleuchtet wird. Das...