Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Michael Wolffsohn: Wir waren Glückskinder – trotz allem. Eine deutschjüdische Familiengeschichte

Als Mann der Versöhnung ist der international renommierte Historiker und Nahostexperte Michael Wolffsohn bekannt geworden. Viele Angehörige gerade meiner Generation haben sich immer wieder gefragt, wie sich ein Mensch, dessen Familie im nationalsozialistischen Deutschland größtes Unrecht erlitten hat, in Wort und Tat so kraftvoll für ein gelingendes menschliches Miteinander einsetzen kann. Das gemeinnützige deutsch-jüdisch-islamische Kultur- und Integrationsprojekt der Gartenstadt Atlantic ist das prominenteste Beispiel des gesellschaftlichen Engagements des emeritierten Professors der Universität der Bundeswehr München und seiner Ehefrau. Völlig schleierhaft ist es daher vielen Zeitgenossen, dass Wolffsohn, der für seine großen Verdienste zahlreiche Ehrungen, unter anderem den...

Ahmad Milad Karimi: Licht über Licht

Immanuel Kant hat in seiner letzten Schrift „Der Streit der Fakultäten“ sehr ironisch zum Verhältnis von Theologie und Philosophie bemerkt, dass die Theologie in ihrer Tradition die Philosophie zur Magd erklärt hätte, wobei aber die Frage besteht, ob sie der Theologie die Schleppe nach- oder die Fackel voranträgt. Für den Königsberger Philosophen war ganz klar die Philosophie die leitende Wissenschaft, wobei sich die Religion in den Grenzen der Vernunft zu bewegen hatte.

Der islamische Theologe und Professor für Kalam, Islamische Philosophie und Mystik der Universität Münster, Milad Karimi, will nun in seinem neuen Buch „Licht über Licht“ das Verhältnis von Religion und Philosophie im islamischen Kontext für die Gegenwart bestimmen. Dabei geht er von der These aus, dass der Islam als...

Uwe von Seltmann: Wir sind da! 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Das Buch lässt sich am besten als eine Collage biografischer Skizzen beschreiben. Das Namensverzeichnis hat etwa 200 Positionen; es geht um Juden und einige wenige Menschen, die in Beziehung zum Judentum stehen. Die Lebensgänge werden im Zuge der Kapitel geschildert, einigen Kurzbiografien sind grafisch hervorgehobene Boxen gewidmet, viele Juden werden im Porträt gezeigt. Schließlich sind im Buch Boxen enthalten, die zentrale Begriffe des Judentums, zum Beispiel die Bedeutung des Schabbats und die Unterschiede zwischen Sephardim und Aschkenasim, kurz und durch Illustrationen unterstützt vorstellen. Markige Zitate werden an vielen Stellen farbig und in Großschrift zum Memorieren angeboten. Das Buch ist grafisch gelungen; es lädt dazu ein, bei einem Bild, einem Satz einzusteigen, um...

Rachel de Boor u.a.(Hg.): „Und endlich konnten wir reden …“ Eine Handreichung zu jüdisch-muslimischem Dialog in der Praxis

 

In einer Zeit, in der die Stimmen populistischer Gruppierungen immer lauter und sowohl der Antisemitismus als auch der antimuslimische Rassismus immer häufiger in Erscheinung treten, ist der Dialog wichtiger denn je. Dieses Buch versteht sich als „Handreichung“ zum jüdisch-muslimischen Dialog. Verfasst wurde es von Stipendiatinnen und Stipendiaten des jüdischen Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerkes (ELES) und des muslimischen Avicenna-Studienwerkes im Rahmen des jüdisch-muslimischen Thinktanks Karov-Qareeb (Hebräisch und Arabisch) für Nähe/Annäherung.

„MIT- statt ÜBEREINANDER“ zu reden ist das Motto des Buches, das weit über den Rahmen eines interreligiösen Dialoges hinausgeht. Im Vorwort, verfasst von den beiden Geschäftsführern Jo Frank (ELES) und Hakan Tosuner (Avicenna Studienwerk),...

Ralph Ghadban: Allahs mutige Kritiker

In einem Satz: Es ist ein lohnendes Unterfangen, dieses Buch ab Seite 128 zu lesen – den Teil davor vergessen Sie besser! Dort stellt der Autor seinem Anliegen ohne Not selber ein Bein.

Doch fangen wir mit dem Guten an: Seine Stärken entwickelt Ghadban (ab Seite 128) in einer kompetenten Darstellung der großen innerislamischen Vielfalt zur Sicht auf die eigene Religion, wie sie in den meist urbanen Milieus gebildeter Muslime in vielen islamisch geprägten Ländern seit den Reformbestrebungen des 19. Jahrhunderts gelebt wurde – und bis in die aktuelle Zeit hinein gelebt wird. Hier wird die bunte Diversität der Meinungen zwischen konservativen Theologen, Reformtheologen, Main-Stream-Muslimen, „Koranisten“ (welche die orthodoxe Tradition der Sunna kritisch sehen oder ablehnen), Muslim-Brüdern,...

Felix Körner: Politische Religion

Felix Körner hat in den letzten Jahren zahlreiche Beiträge zu Sammelbänden und eine Reihe von Monographien vorgelegt. Sie alle gehören zum weiten Themenbereich Kirche bzw. katholisches theologisches Denken im Angesicht des Islams. Nach und nach entsteht ein bedeutendes Opus origineller und ganz eigener Prägung. Es stellt sich umfassend den Fragen, die sich dem katholischen theologischen Denken im Kontext der kulturellen und religiösen Pluralität der gegenwärtigen Welt stellen und will vor allem auch von den Zeugnissen der Muslime lernen.

Der vorliegende Band stellt Körners neuestes Werk dar. Es behandelt ein Kernthema politischen und theologischen Denkens historisch weitausgreifend, tiefschürfend, in prägnanter, treffsicherer Sprache. In sechs Anläufen beschreibt er, wie Religionen als...

Pierre Claverie: An der Nahtstelle zweier Welten. Muslime und Christen im Dialog

Mit einiger Ehrfurcht nimmt man diese Auswahl von Texten des 2018 seliggesprochenen Dominikaners Pierre Claverie über den Dialog zwischen Muslimen und Christen zur Hand, denn um den Preis seines eigenen Lebens hat sich Claverie im nachkolonialen Algerien in einer von Gewalt gegen Christen geprägten Zeit für ein friedliches Zusammenleben der Religionsgruppen eingesetzt. Als Bischof von Oran wollte er mit unbedingtem Willen zum Dialog auch angesichts des zunehmenden Terrors nicht resignieren und seine ihm anvertraute Herde der noch im Land verbliebenen Christen nicht verlassen. Doch der Hass sparte ihn nicht aus und so fiel er am 1. August 1996 zusammen mit dem erst 21-jährigen Mohamed Bouchikhi, der als Moslem ehrenamtlich für ihn arbeitete, einem Bombenanschlag zum Opfer.

Wer also wäre...

Muna Tatari / Klaus von Stosch: Prophetin – Jungfrau – Mutter

Was haben die Marienverehrung der katholischen Kirche und das Marienbild des Korans gemeinsam? Kann Maria, die einzige Frau im Koran, die namentlich genannt wird, für den interreligiösen Dialog eine Mittlerin, eine „Brückenfigur“ sein?

Dass Maria, die Mutter Jesu, für Christen und Muslime ein theologisch fruchtbares Gesprächsthema ist, veranschaulicht der vorliegende Band auf höchstem Niveau. Die namhafte Paderborner Forschergruppe Klaus von Stosch, Professor für Katholische Theologie und Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften, und Muna Tatari, Juniorprofessorin für Islamische Systematische Theologie und Mitglied des Deutschen Ethikrates, betrachten die „Mutter der Glaubenden“ nicht aus unterschiedlichen Perspektiven, vom Resümee am Ende des Buches...