Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Clauß Peter Sajak / Michael Langer (Hg.): Kirche ohne Jugend. Ist die Glaubensweitergabe am Ende?

Immer wieder wird derzeit die Glaubenskrise konstatiert, unter der das Christentum in westlichen Gesellschaften leidet. Auch von einer Kirchenkrise ist häufig die Rede, mitunter gar von einer Gotteskrise, einer Kulturkrise oder einer Menschenkrise. Das all diesen Formulierungen zugrunde liegende Unbehagen hat eine seit einigen Jahren intensivierte theologische Reflexion über plausible Situationsanalysen und denkbare Reaktionsmöglichkeiten angestoßen. Ein neuerer Beitrag dieser Art, der 2018 in der Herder-Reihe „Theologie kontrovers“ erschienen ist, nimmt sich anlässlich der Jugendsynode spezifisch der Situation von Kindern und Jugendlichen an und stellt die Frage, ob angesichts einer „Kirche ohne Jugend“ die „Glaubensweitergabe am Ende“ ist. Grund zu dieser Frage gibt es durchaus,...

Wolfgang Vogl: Meisterwerke der christlichen Kunst zu den Schriftlesungen der Sonntage und Hochfeste Lesejahr C

Mit der vorliegenden Veröffentlichung legt der Augsburger Professor für Theologie des geistlichen Lebens den dritten Band seiner „Meisterwerke der christlichen Kunst“ vor. Ziel des Autors ist es, mit Hilfe von Bildern aus der klassischen christlichen Kunst die Botschaft der Sonntage und Hochfeste des Lesejahres C zu erschließen. Die 72 Kapitel des Buches folgen dem Ablauf des Kirchenjahres, beginnend mit dem 1. Adventssonntag und endend mit dem 8. Dezember, dem Hochfest Mariä Empfängnis. Die einzelnen Kapitel sind so aufgebaut, dass zunächst die Evangelienperikopen, gelegentlich auch Lesungen aus dem AT und den Apostelbriefen vorgestellt und kurz interpretiert werden. Ein erster Zugang zu dem entsprechenden Kunstwerk erfolgt, indem der Autor seinen theologie- oder...

Frank Griffel: Den Islam denken. Versuch, eine Religion zu verstehen

Frank Griffel, Professor an der Yale Universität in New Haven und international anerkannter Islam-Experte, legt in der Reclam-Reihe „Was bedeutet das alles?“ eine prägnante Annäherung an den Islam vor. Auf knapp hundert Seiten, die sich in sechs Kapitel gliedern, wägt er zahlreiche Fragen ab, die nicht nur etwas über den Islam verraten, sondern auch über das westliche Denken über den Islam.

Bereits das einleitende Kapitel, das mit der Erinnerung an Tolstois postum erschienene Erzählung Hadschi Murat beginnt, führt deutlich vor Augen, dass, wollte man diese Erzählung heute schreiben, sie vielleicht „Osama bin Laden“ oder „Abu Bakr al-Baghdadi“ heißen müsste. Doch wie würde man dann auf eine solche Erzählung reagieren, in der ein Fanatiker die eigene Sicht seines Lebens präsentiert? Griffel...

Gerhard Begrich: Leviticus. Das 3. Buch Mose

Das Buch Leviticus gehört zu den Schriften des Alten Testaments, die uns heute nur schwer zugänglich sind. Zu fremd, zu eigenartig oder zu abscheulich und abschreckend erscheinen uns einige der Gesetze und Vorschriften. Dies ist wohl ein Grund dafür, warum Textabschnitte dieser Schrift in der pastoralen Praxis nur selten in den Blick geraten und thematisiert werden Die Instrumentalisierung einzelner Bestimmungen des Buches in Vergangenheit und Gegenwart vor allem in fundamentalistischen Kreisen hilft da nicht besonders.

Auf der anderen Seite bildet das Buch Leviticus in der jüdischen Tradition, wo es wajjiqrā’ („und er rief“) genannt wird, das Herzstück der Tora. Die Konzeption einer gemeinsamen Einhaltung von Geboten dient u.a. der Identitätsbewahrung und -sicherung des Volkes Israels....

Lukas Brand: Künstliche Tugend

Lukas Brand sieht die Entwicklung von Robotern kommen, denen man beibringen müsste, selbstständig ethische Urteile auf einem menschenähnlichen Niveau zu fällen. Das ist die Aufgabe einer Maschinenethik, die man jetzt entwickeln müsse, um nicht Gestaltungsprozesse zu versäumen. Maschinenethik ist in der Sicht Brands etwas anderes als Ingenieursethik, durch welche der Entwickler von Automaten eine ethische Sensibilität ins Programm der ablaufenden Aktionen hineinschreibt; so erkennt beispielsweise ein automatischer Rasenmäher durch seine Sensoren spielende Kinder und weicht ihnen aus, um sie nicht zu verletzen. Wieder etwas anderes ist die Technikethik, die Entscheidungen des Menschen betrifft, dessen Handlungsspielraum durch Technik erweitert ist; das trifft beispielsweise zu, wenn jemand,...

Michael Kühnlein (Hg.): Religionsphilosophie und Religionskritik

 

Die aufklärerischen Vormärz-Aktivisten des 19. Jahrhunderts Feuerbach (1841) und Marx (1844) hatten Religion entweder als atavistisches Wunschdenken oder heimtückisches Unterdrückungssystem gegenüber ökonomisch Ausgebeuteten entlarvt bzw. für tot erklärt. Das 20. Jahrhundert war dann weniger vom Materialismus als von der Psychologie begeistert und pathologisierte mit Freud (1927) religiöses Bewusstsein als illusionäre unbewältigte Kindheitsneurose; unser gegenwärtiges naturalistisches Säkulum schließlich sieht in biologistischer Prävalenz Religion als evolutiv überflüssig, ja als peinlich-wahnhafte Beleidigung der Menschenwürde (Dawkins, 2006) an.

Doch Totgesagte leben länger! Dies zumindest zeigt Michael Kühnleins überwältigend material- und gedankenreiches „Handbuch“ (ein extrem...

Denis Diderot: Die Unterhaltung eines Philosophen mit der Marschallin de Broglie wider und für die Religion

Die gemeinsam mit Jean Baptist le Rond d’Alembert herausgegebene und mitverfasste „Enzyklopädie der Wissenschaften, Künste und Gewerbe“ (1751-1766) hat Denis Diderot (1713-1784) berühmt gemacht und maßgeblich zum Durchbruch der französischen Aufklärung beigetragen. Der Philosoph und Schriftsteller lebte in einer Zeit, in der die Kritik an der katholischen Kirche ein gefährliches Unterfangen war. Die Zensur und ein demütigender Gefängnisaufenthalts haben Diderot zur Camouflage veranlasst; seine radikalen Schriften bekamen nur Freunde und aufgeklärte Kreise im In- und Ausland zu lesen. Auf diesem Hintergrund erklärt sich die verwickelte Veröffentlichungsgeschichte des „Dialogs“, die der Übersetzter Hans Magnus Enzensberger in seinen „Addenda“ nachzeichnet: Bereits 1774 verfasst, erscheint...

Hartmut Leppin: Die frühen Christen. Von den Anfängen bis Konstantin

Hartmut Leppin, Althistoriker an der Universität Frankfurt, Träger des Leibnitz-Preises und Bruder des bekannten Reformationshistorikers Volker Leppin, legt eine umfangreiche sozialgeschichtliche Studie über die Christen von der Jüngergemeinde bis zur Anerkennung als erlaubte Religion unter Kaiser Konstantin vor. Der Althistoriker geht dabei nicht chronologisch vor, sondern beschreibt in vier Hauptkapiteln wesentliche Grundzüge des Christentums der ersten Jahrhunderte und seine Verortung im Römischen Reich. Die Theologiegeschichte kommt nur am Rand zur Sprache. Vielmehr geht es Leppin um die Innengeschichte des Christentums in Auseinandersetzung mit seiner Zeit. Viele, auch längere Zitate, aus dem frühchristlichen Schrifttum lassen die Jahrhunderte lebendig werden, in denen die Christen...