Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Joachim G. Piepke: Ein befreiender Gott ist anders

Fragende und suchende Menschen, vor allem solche in der dichtesten Bedrängnis des Glaubens, forderten und fordern die Theologie geradezu heraus, die Gottesfrage immer wieder neu zu durchdenken und zu ihrem zentralen Inhalt werden zu lassen. In jeder Geschichtsepoche, so auch in der Welt von heute, hat die Theologie deshalb die ureigene Aufgabe und das Vermächtnis, den Gott zur Sprache zu bringen, der sich uns in Jesus Christus geoffenbart hat.

Vor diesem Hintergrund lassen der Titel des Buches – Ober- wie auch Untertitel – aufhorchen und, dies sei vorweggesagt, enttäuschen am Ende der Lektüre nicht. Vielmehr hält und löst der Titel des Buches ein, was der Autor Joachim G. Piepke SVD, emeritierter Professor für Dogmatik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Steyler in St....

Suleiman Mourad / Perry Anderson: Das Mosaik des Islam

Der Historiker Perry Anderson skizziert in seinem Buch „Das Mosaik des Islam“ die wichtigsten historischen Entwicklungen, die zur Ausprägung des Islams in seiner heutigen Form beigetragen haben. In einem Gespräch mit Suleiman Mourad, Professor für Religion am Smith College, entstand so ein Mosaik, das die Vielfalt islamischen Lebens zeigt. Das Buch versteht sich nicht als reine Wissensvermittlung und ist als Dialog konzipiert. In ihrem Gespräch streifen die Wissenschaftler die historische, politische und intellektuelle Landschaft des Islams von seiner Entstehung bis in die Gegenwart und spannen einen Bogen von der Geschichte des Korans, über die sunnitisch-schiitische Spaltung bis hin zur Entwicklung des Konzeptes des Dschihad sowie modernen Reformbewegungen. Die Betrachtungen und klugen...

Stefan von Kempis (Hg.): Das Schweigen Gottes ertragen

„Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen!“ – Was für eine Aussage, die Jesus im Matthäusevangelium (Mt 16,18) macht. Wer auf Petrus baut, geht – so verdeutlicht der sprechende Name – auf Nummer sicher. Auch die Päpste als dessen Nachfolger und Stellvertreter Christi auf Erden nehmen den Zuspruch Jesu gerne für sich in Anspruch. Er prangt nicht nur in goldenen Lettern in der Kuppel des Petersdoms, sondern dient auch als biblische Begründung für die beiden Papstdogmen von 1870, Unfehlbarkeit und Jurisdiktionsprimat. Der Papst ist dem Selbstverständnis nach felsenfester Garant für den Glauben und besitzt die unumschränkte Leitungsvollmacht in der Kirche. Unabhängig davon, ob man päpstliche Entscheidungen in den unterschiedlichen Bereichen kirchlichen Lebens begrüßt...

Georg M. Oswald: Unsere Grundrechte

Georg M. Oswald stellt die Grundrechte des Grundgesetzes dar. Dabei geht es ihm nicht darum, einen juristischen Kommentar zu schreiben. Vielmehr wirft er einen Blick auf die aktuelle gesellschaftliche und politische Situation und beschäftigt sich mit der Frage, wie die Grundrechte Antworten geben können. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass die Grundrechte das „Fundament einer menschenwürdigen Gesellschaft bilden, um die immer wieder von Neuem gekämpft werden muss.“ Der Autor erreicht das von ihm verfolgte Ziel, die Grundrechte mit seinem Buch allen Bürgern näherzubringen – auch denen, die juristisch nicht vorgebildet sind. Er entfaltet die Bedeutung der Grundrechte anhand aktueller Ereignisse. Die Qualität des Buches liegt aus meiner Sicht darin, dass es sich nicht um ein Werk handelt,...

Martin Werlen: Zu spät

Von dem im Jahr 2017 verstorbenen Prager Erzbischof und Kardinal Vlk ist der Satz überliefert, er sei der glücklichste Bischof der Welt, weil er nichts mehr kaputtmachen könne. Für Martin Werlen, den ehemaligen Abt des Klosters Einsiedeln, spiegeln sich in diesem Bonmot die eigentliche Situation und die alt-neue Aufgabe der Kirche, nämlich sich neu auf die Suche nach den Menschen zu begeben, statt die institutionellen Restbestände und die dogmatischen Formelsammlungen des katholischen Glaubens in Verwaltungsbeamtenmanier korrekt zu archivieren.

Werlens Schrift besteht bei genauerer Betrachtung aus zwei Manuskripten. Die Ende 2012 veröffentlichte Broschüre „Miteinander die Glut unter der Asche entdecken“ hat der Autor noch als Abt und Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz verfasst. In...

Michael Heymel: Die Johannesoffenbarung heute lesen

 

Das Buch von Michael Heymel lädt ein, es zur Hand zu nehmen und mit ihm die Offenbarung des Johannes kennenzulernen: Es hat eine gefällige Größe, ist nicht so umfänglich, dass man es sich als Einstiegslektüre für das Kennenlernen der Offenbarung des Johannes nicht selbst zutrauen würde. Und – was man schon bei einem ersten Querlesen feststellt: Es ist gut lesbar.

Die Reihe «bibel heute lesen», zu der dieses Buch gehört, hat das erklärte Ziel, fundiert einzuführen, welche Spuren ein biblisches Buch in Theologie, Musik, Literatur und Kunst hinterlassen hat, ohne dass dabei dezidiertes theologisches Fachwissen vorausgesetzt würde. Dem entsprechend zäumt Michael Heymel das Pferd gewissermaßen von hinten her auf und skizziert Stationen der Wirkungsgeschichte der Offenbarung des Johannes und...

Walter Faerber: Visionen gegen die Monster

Die Offenbarung des Johannes fristet innerhalb der Liturgie und noch vielmehr innerhalb des Religionsunterrichtes und der pastoralen Praxis ein Schattendasein. Und wenn, dann wird dieses Beispiel neutestamentlicher apokalyptischer Literatur meist als ein Endzeit-Text gelesen. Völlig zu Unrecht, aber auch völlig nachvollziehbar. Denn der Reichtum ihrer Bilderwelt, ihrer Symbolik und ihrer innerbiblischen Bezüge hat nicht nur eine äußerst breit gefächerte Wirkungsgeschichte gezeitigt, sondern kann verstörend, ja abschreckend wirken. Daher verdient Walter Faerber Respekt, dass er als Pastor einer evangelischen Gemeinde bei Hannover und engagierter Unterstützer von Fresh X die Herausforderung nicht gescheut und die Texte der Johannes-Offenbarung in die Liturgie eingebunden und in Predigten...

Bernhard Maier: Die Ordnung des Himmels

 

Es ist leicht, ein Buch zu kritisieren, das sich erkühnt, auf nur 481 Seiten (ohne Anhang) die Geschichte der Religionen von der Steinzeit bis zur Gegenwart darzustellen. Immer wird sich etwas finden lassen, das fehlt oder nur im Lexikonstil abgehandelt worden ist. Aber: Dieser defizitorientieren Kritik kann schnell der Blick dafür verloren gehen, was in einem solchen Buch auf nur 481 Seiten alles vorhanden ist. Bernhard Maier, Professor für Allgemeine Religionswissenschaft und Europäische Religionsgeschichte an der Universität Tübingen, ist sich der Problematik seines Unternehmens bewusst, gerade in Zeiten einer ausufernden und sich zugleich spezialisierenden Forschung. Am Ende seines Buches begründet er, warum er sich trotz allem an eine Gesamtdarstellung herangewagt habe. Er begreift...