Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Joris-Karl Huysmans: Lourdes

Nicht Lourdes ist die geistliche Heimat von Joris-Karl Huysmans geworden, sondern die gotische Kathedrale, die den Beter birgt zum Innehalten und Innewerden von Gottes Gegenwart in seiner Seele, mit der in ihr gefeierten Hochliturgie über das Kirchenjahr hinweg, durchflutet von den in der Benediktinerabtei Solesmes erneuerten Melodien des gregorianischen Chorals. Huysmans beschreibt in seinen Romanen auch seinen eigenen Werdegang, vom Versuch der Selbsterlösung durch Ästhetizismus, Okkultismus und Rausch zum Erlöstwerden durch den dreifaltigen Gott. Von zwei Aufenthalten in Lourdes in den Jahren 1903 und 1904 wurden 1906 vierzehn Impressionen des Schriftstellers veröffentlicht, die in diesem Jahr auf Deutsch in einer ästhetisch ansprechenden Form neu von Hartmut Sommer herausgegeben worden...

Glen W. Bowersock: Die Wiege des Islam

Unser Blick auf die ersten hundert Jahre des Islams hat sich in der westlichen Forschung seit Beginn des 21. Jahrhunderts teilweise dramatisch verändert. Insofern besteht Bedarf nach einer konzisen und überschaubaren Darstellung des zugrundeliegenden Paradigmenwechsels und der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion in einer Form, die nicht nur gelernten Orientalisten die Lektüre schmackhaft macht.

Im englischen Sprachraum hat dies im Jahr 2017 der emeritierte Princeton-Professor Glen W. Bowersock unternommen, dessen Buch „The Crucible of Islam“ seit 2019 unverändert in deutscher Übersetzung vorliegt. Mit 160 Seiten ist es noch einmal wesentlich schmaler als das zeitgleich und ebenfalls bei C.H. Beck erschienene Buch von Lutz Berger „Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre“...

Stefan Lorenz Sorgner: Übermensch

Stefan Lorenz Sorgner plädiert im vorliegenden Bändchen für die Herstellung des Übermenschen mit Mitteln der Genmanipulation und der Implantierung künstlicher Intelligenz in den menschlichen Körper und nennt diese Position „Transhumanismus“. Wozu das gut sein soll, darf jeder weitgehend selbst bestimmen. Der Verfasser spricht von einem „radikalen Pluralismus des Guten“. Wie weit das geht, erläutert er am Beispiel zweier lesbischer Professorinnen, die ihre Taubheit nicht als Behinderung begreifen und entsprechend einen tauben Samenspender zur Zeugung eines tauben Kindes suchen. Sorgner meint, dass es falsch wäre zu behaupten, damit würde dem Kind geschadet.

Natürlich braucht ein Gemeinwesen Regeln, und Sorger ist nicht mal grundsätzlich dagegen, dass diese durch ein System der...

Andreas-Peter Weber (Hg.): Koran erklärt 2

Seit März 2015 läuft jeden Freitag im Deutschlandfunk die Sendereihe „Koran erklärt“. Führende Fachleute, renommierte Islamwissenschaftler/innen und islamische Theologen/innen aus aller Welt erläutern hier einzelne Koranverse in leicht verständlicher Sprache. 2017 erschien eine erste Auswahl dieser Sendereihe im gleichnamigen Band „Koran erklärt. Ein Beitrag zur Aufklärung“ (vgl. Eulenfisch. Literatur 18, 2/2017).

Der nun vorliegende Folgeband versammelt 127 neue Texte, die wieder von führenden nationalen und internationalen Experten stammen, die in äußerster Präzision ihre Gedanken zu theologischen Grundfragen auf den Punkt bringen. Der Aufbau der Sendung sowie des gedruckten Wortes ist immer gleich: Ein Koranauszug wird zitiert und dann von einem Fachwissenschaftler nach den Prinzipien...

Kristina Augst / Anke Kaloudis / Birgitt Neukirch / Esma Öger-Tunc: Was Bibel und Koran erzählen

Ist Allah ganz anders als Gott? Diese Frage ist eine von vielen, die sich bei der Begegnung der Religionen Christentum und Islam stellen. Wie kann nun eine gut nachvollziehbare Gestaltung solcher Vergleiche gelingen? Quellentexte sind dabei meist das Mittel der Wahl. Gerade im Vergleich mit den Aussagen der anderen monotheistischen Religionen werden die Aussagen des Christentums klarer und leichter reflektierbar. Nur wer versteht, was andere Religionen lehren, kennt seine eigene Religion wirklich. Auch das Aufdecken und Entschärfen von Missverständnissen und von Fundamentalisten angeführten Argumenten gelingt so leichter.

Es gibt nun eine Vielzahl von einzelnen Materialien, welche einzelne Segmente eines Vergleiches zwischen Islam und Christentum anbieten. Sei es nun Jesus und Isa, der...

Arthur Schopenhauer: Das metaphysische Bedürfnis des Menschen

Zur Frage nach der Bedeutung von Religion für den Menschen ruft dieses Bändchen den Philosophen Arthur Schopenhauer als Experten auf. Zwei aus seinem Werk ausgewählte Texte sollen klären, „was dies alles bedeutet“. Den größten Raum nimmt ein Dialog aus den „Parerga und Paralipomena“ ein, in dem ein Demopheles (Mann des Volkes) und ein Philalethes (Freund der Wahrheit) gegeneinander auftreten. Man kann sich ausmalen, wie sich Schopenhauer genüsslich das Gespräch ausgedacht hat, in dem der Religionsgegner Philalethes durch den Mund seines Schöpfers spricht. Religion ist „Lug und Trug“, argumentiert Philalethes, sie beziehe ihre Kraft daraus, dass sie den Kindern früh durch die „Pfaffen“ eingeimpft wird. Sie gedeihe nur auf dem Boden der Unwissenheit. Demopheles unternimmt nur schwache...

Jutta Hajek: Siehst du die Grenzen nicht, können sie dich nicht aufhalten

Wer dieses Buch unbefangen liest, wird überrascht von einer dramaturgisch mitreißenden Mischung aus Reportage, Kurzgeschichte und Biografie. Sie wird getragen von einer schlichten und einfachen Sprache. Sie bürgt Überzeugungskraft, ist überaus empathisch und wirkt authentisch. Sie spürt achtsam dem Leben einer von Blindheit betroffenen Familie bis ins kleinste Detail nach. Wie kann man als blinder Mensch Holz hacken, ohne sich zu verletzten? Wie backe ich einen Kuchen, dass er gelingt? In der theologischen Reflexion bringt das Buch Fragen nach dem Bösen, dem Leid und dem Tod ebenso zielsicher auf den Punkt wie etwa die Not einer blinden Frau, die um Mitternacht auf dem Bahnhof steht und um eine Lösung ringt, nach Hause zu kommen. In ausdrucksstarken Bildern menschlichen Lebens vermag sie...

Axel Krommer / Martin Lindner / Dejan Mihajlović / Jöran Muuß-Merholz / Philippe Wampfler: Routenplaner #Digitale Bildung

Das Buch hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte, und die Autoren rechnen mit einem ungewöhnlichen Leseverhalten, indem in jedem der 36 Aufsätze „Empfehlungen zum Weiterlesen“, also zum Vor- und Zurückspringen innerhalb des Bandes, mitgegeben werden. Zu solchem nicht-linearen Lesen wird von Philippe Wampfler eigens angeleitet. Das Buch ging aus Debatten im Netz hervor, ist gewissermaßen eine Abschrift des Internets, und die beschriebene Verweisstruktur ahmt Hypertextualität nach. Zusätzlich gibt es ein Pendant des Buches als Homepage. Dort kann man die Grafiken besser anschauen als in der EBook-Version.

Die Argumentationslinien der Autoren seien knapp herausgearbeitet.

Jöran Muuß-Merholz wendet sich vor allem dagegen, dass mit digitalen Medien eine in seiner Sicht überholte...