Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Gerhard Lohfink: Die vierzig Gleichnisse Jesu

Bitte, bitte – erzähl mir eine Geschichte …! So lernen Kinder die Welt kennen und verstehen: in Geschichten, die den schlichten Alltag ebenso umfangen wie die tiefsten Wahrheiten. Und vielleicht hört es nicht auf, dieses Lernen, wenn Menschen erwachsen geworden sind. Sie betteln dann nur nicht mehr so ungeschützt um die nächste Geschichte.

Die Menschen um Jesus herum lernten durch ihn und seine Geschichten eine neue Sicht auf die Wirklichkeit. Er spricht darin über Alltag und Fest, über Sorgen und Nöte, Normales und Außergewöhnliches – wie im echten Leben. Die insgesamt vierzig Gleichnisse Jesu finden sich eingefügt in die Texte der Evangelien. Klingt trivial? Nur auf den ersten Blick, denn die jeweilige Rahmung ist selbst schon ein Stück Auslegung. Gerhard Lohfink bemüht das passende...

Myriam Revault d’Allonnes: Brüchige Wahrheit

Seit dem Ausgang der Brexit-Kampagne in England und der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA bilden die Ausdrücke „fake news“ und „alternative facts“ eine unschöne Bereicherung unseres politischen Vokabulars. 2016 hat das Oxford Dictionary „post-truth“ zum Wort des Jahres gekürt. Eine Einordnung und Klärung unternimmt die politische Philosophin Myriam Revault d’Allonnes in ihrer neuesten, 2018 in Frankreich erschienenen Schrift „Brüchige Wahrheit“. Für die Beantwortung ihrer Fragestellung „Was beeinträchtigt die Postwahrheit?“ (12) – gemeint ist wohl die Herausbildung der Postwahrheit – rekurriert sie auf Platon und Aristoteles, auf Michel Foucault und Paul Ricoeur, vornehmlich aber auf Hannah Arendt. Lassen wir die gelehrten Ausführungen bei Seite und konzentrieren uns ganz auf den...

Jochen Sautermeister (Hg.): Kirche – nur eine Moralagentur?

Eines gleich vorweg: Das hier zu rezensierende Buch kann als Urlaubslektüre niemandem mit gutem Gewissen empfohlen werden! Und das hat nicht einmal etwas mit dem durchaus relevanten Thema des 158 Seiten zählenden Bändchens zu tun. Im Gegenteil: Der Titel weckt größere Erwartungen, als sein Inhalt zu erfüllen in der Lage ist. Letzteres liegt weniger an den durchaus namhaften Autoren als an einer gewissen – mit Verlaub – herausgeberischen Naivität: Wer kaum ein Jahr, nachdem die MHG-Studie die moralische Glaubwürdigkeit der Kirche geradezu annihiliert hat, glaubt, auf die kirchlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen mit einem rein innerakademischen Diskurs reagieren zu können, hat wenig von den realen Spielräumen kirchlicher Selbstbehauptung in einem pluralistischen Lebenskontext...

Ruud Koopmans: Das verfallene Haus des Islam

Nach Jürgen Habermas bedingen sich Erkenntnis und Interesse. Dabei darf aber das Interesse nicht schon in dem Maße von eigenen Annahmen aufgeladen sein, dass im Endeffekt nur die eigenen Annahmen bestätigt werden. Der Gewinn von Erkenntnis muss immer ergebnisoffen sein, ansonsten befindet man sich in einem klassischen Zirkelschluss.

Ruud Koopmans‘ Buch „Das verfallene Haus des Islam“ scheint ein klassischer Fall dafür zu sein, dass die eigenen Annahmen letztendlich nur bestätigt werden sollen. Im Endeffekt bietet es einen schon fast apokalyptischen Abgesang auf diejenigen Länder, die den Islam als Mehrheits- oder als Staatsreligion haben. In insgesamt sieben Kapiteln möchte er mit einer fast schon erschlagenden Fülle an Statistiken belegen, dass der Islam die Ursache ist für...

Carlo Maria Martini: Maria Magdalena

 

Über den Dienst und die Aufgabe der Frau in der Kirche wird heute lebhaft diskutiert. Könnte Maria Magdalena ein Vorbild für unsere Zeit sein? Dieser besonderen Gestalt aus dem Neuen Testament nimmt sich der 2012 verstorbene Kardinal und Mailänder Erzbischof Carlo Maria Martini an. Er porträtiert einfühlsam Maria Magdalena und zeichnet ihr Charisma nach.

aria Magdalena erhebt keine Ansprüche auf Macht oder Geltung. Sie ist erfüllt, ja betört von Gott, von innen her sehnsüchtig nach der Nähe des Herrn. Martini weist darauf hin, dass der Auferstandene ihr zuerst erscheint. Demütig korrigiert er das Frauenbild des Kirchenvaters Ambrosius, der „sehr darauf bedacht ist, dass seine Jungfrauen einen reinen Geist und ein reines Herz haben“. Ambrosius kritisiert Maria Magdalena, die am Grab noch...

Tanja Unewisse: Neue Zugänge zu den Gleichnissen Jesu

Tanja Unewisses Material zum Stationenlernen zu Gleichnissen Jesu besteht zunächst aus einer knappen Einführung in den Umgang mit Gleichnissen sowie in methodischen Überlegungen zum Stationenlernen. Anschließend gliedert sich das Material zum einen in Stationen zum Gleichnis „Der verlorene Sohn“ und zum anderen in ein Stationenlernen zu weiteren Gleichnissen, bevor es schließlich sogenannte „Endstationen“ liefert, in denen spielerisch das Verständnis der Lernenden zur Reich-Gottes-Lehre gesichert werden soll.

Das sehr umfangreiche und vielfältige Material zeigt deutlich, dass die Autorin dieses in der Praxis erprobt hat und es sich in unterschiedlichen Kombinationen sowie verschiedenen Lernsettings und Lerngruppen einsetzen lässt. Hilfreich sind insbesondere die tabellarischen...

Hans-Dieter Mutschler: Was läuft falsch im Christentum?

Beiträge zur Analyse der Krise der Kirchen liegen zuhauf vor. Der Titel des vorliegenden Bandes sticht heraus. Nicht: Was läuft schief in der Kirche? – sondern: Was läuft falsch im Christentum? Hans-Dieter Mutschlers These: Das Handeln Jesu entspringt seinem Sein als wahrer Mensch und wahrer Gott. Es äußert sich in bedingungsloser Liebe. Die aus dem Leben und der Person Jesu abgeleitete Ethik ist, so Mutschler, eine Eliteethik in dem Sinne, dass ihr die Erfahrung gnadenhaften Beschenktseins durch die Liebe Gottes vorausgeht und den durch sie erfüllten Christen befähigt, diese göttliche Liebe durch sich selbst vorbehaltlos anderen zu schenken. Die radikale Christusnachfolge ist nicht für alle, sondern nur für die so Beschenkten. Alle anderen, die, in welcher Weise auch immer, sich dem...

Ludwig Feuerbach: Das Wesen der Religion

Wenn man den in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienenen Text Ludwig Feuerbachs über „Das Wesen der Religion“ aufschlägt, ist man doch sehr gespannt, wie dieser atheistische Philosoph in einer Buchreihe positioniert wird, die „Große Texte der Christenheit“ vorstellen will. Feuerbach belegt immerhin nach fünf Bänden mit Texten von Luther, Bonhoeffer, Barth, Tillich und Lessing „Platz 6“ dieser offenbar protestantischen Größen gewidmeten Hitliste. Man erwartet Aufklärung vom Vorwort und von der ausführlichen Kommentierung des Herausgebers Georg Neugebauer. Der verweist mit seinem Vorwort aber nur kurz darauf, dass Feuerbach sich auf Luther und Schleiermacher berufe und seine Religionsforschung „unverkennbar auf Grundbegriffen und -motiven der protestantischen Theologie“ aufbaue,...