Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Menzius: Dem Menschen gerecht

Der Sinologe Henrik Jäger stellt in diesem Buch den chinesischen Denker Menzius (372-289 v.Chr.), chinesisch Mengzi, vor, der ca. 100 Jahre nach Konfuzius geboren wurde und in dessen Tradition stand. Das Werk ist eine Neuauflage der 2010 erschienenen Erstausgabe und der 2. Band des Lesebuch-Projekts des Autors, in dem Person und Werk der Denker dar- und deren heutige Aktualität herausgestellt werden. Der Autor wendet sich an ein breites Publikum, denn es finden sich grundsätzliche Bemerkungen zur chinesischen Kultur neben Erklärungen chinesischer Schriftzeichen, Parallelstellen und klassischen Kommentaren zu den Textstellen, Verweisen auf die Einordnung und Rezeption derselben und Hintergrundinformationen aus Geschichte, Literatur und Sprachwissenschaft. Mit zahlreichen Bezügen zur...

Wilhelm Schwendemann / York Breidt / Melanie Saunus: Menschenwürde und Migration

 

Wir leben in einer Migrationsgesellschaft. Das wird von den meisten Menschen mittlerweile als Realität anerkannt und überwiegend positiv gesehen. Gerade in den öffentlichen Schulen ist dieser Aspekt gesellschaftlicher Realität alltäglich wahrnehmbar. Der Diskurs über die Deutung von und den Umgang mit Migration hat in den zurückliegenden fünf Jahren erheblich an Fahrt aufgenommen. Viele Fragen werden seither offen diskutiert: Wie gelingt Integration? Wie können Menschen mit unterschiedlichen Prägungen und Traditionen friedlich miteinander auskommen? Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Mehrheiten und Minderheiten? Und nicht zuletzt: Welche Rolle spielt das schulische Bildungssystem dabei?

Selbstverständlich greift auch der Religionsunterricht diese Fragen auf. Dabei entsteht die...

Ingolf U. Dalferth: Sünde

Mit dem Thema „Sünde“ nimmt sich der evangelische Systematiker Ingolf U. Dalferth des vielleicht anstößigsten und unverständlichsten Kerninhalts christlicher Lehre an. Dass wir alle mehr oder weniger gute und schlechte Seiten haben, dass wir alle auch hier und dort schuldig werden, wird jeder vernünftige Mensch zugeben. Aber dass wir alle in gleicher Weise Sünder sind und unser ganzes Leben von der göttlichen Vergebung abhängt, kann einem modernen Menschen nur als eine monströse religiöse Übertreibung erscheinen.

Der Verfasser schreitet in seiner gründlichen und umfassenden Untersuchung zuerst die verschiedenen theologischen Denktraditionen ab. Seine spannendste These in diesem Zusammenhang liegt in der Gegenüberstellung einer von Thomas von Aquin, aber auch den Reformierten her...

Christian Linker / Peter Otten: WIR erzählen DIE BIBEL

Die Auswahlbibel „Wir erzählen die Bibel“ des BDKJ gibt einen Einblick in 28 Abschnitte bzw. Bücher der Bibel und damit in die Bibel insgesamt. Zu den 16 Textstellen aus dem Alten Testament und den 12 Textstellen des Neuen Testaments findet sich jeweils eine knappe Einleitung, die eine ungewöhnliche Perspektive auf den folgenden Auszug aus der Einheitsübersetzung anbietet.

Diese Bibelausgabe überrascht mit ihrer Auswahl und Anordnung der Bibelstellen: Die Textauswahl ist nicht mit Kinderbibeln vergleichbar (meist mit vielen Perikopen der Genesis und Jesu Wunder ...), sondern nimmt beispielsweise neben Levitikus, Psalmen, Hohelied und Ijob auch mehrere Paulusbriefe in den Blick. Die Reihenfolge der Texte ist positiv irritierend, da sie sich nicht an der Anordnung in den bekannten Bibeln...

Michael Felten: Unterricht ist Beziehungssache

Einen guten Draht zu den Schülern haben – welcher Lehrer wünscht sich das nicht? Neben der Methodik und Didaktik des Unterrichtens, neben den schulorganisatorischen Rahmenbedingungen ist doch die Beziehung im Unterrichtsgeschehen die Grundlage dafür, dass Motivation, Lernbereitschaft und Freude am Unterrichten vorhanden sind. Diesen Beziehungsaspekt schulischen Lehrens und Lernens stellt der Autor in den Mittelpunkt seines Buchs und macht deutlich, dass auch bei zunehmender Digitalisierung dieser den Dreh- und Angelpunkt eines guten Unterrichts bildet. Nicht umsonst hat sich Michael Felten in diesem Bereich durch seine bisherigen Publikationen einen gewissen Namen gemacht.

Im ersten großen Kapitel wird der Bogen durch die Geschichte und Forschung des Unterrichtens geschlagen. Ausgehend...

Gottfried Böhme: Der gesteuerte Mensch?

„Wissen ist Macht“ ist eine These, die sicherlich alle am Bildungssystem beteiligten Personen unterstützen, insofern die Macht dem lernenden Individuum dient. Was aber, wenn „Wissen (ist)“ durch „Informationen (sind)“ ersetzt wird und diese im digitalen Raum frei verfügbar sind? – Dann kehren sich die Machtverhältnisse gefährlich um.

Gottfried Böhme, der über vier Jahrzehnte als Lehrer tätig war, widmet sich in seinem Buch genau diesen Aspekten. Ist der Mensch (und dies meint hier insbesondere Schülerinnen und Schüler und zudem ihre Lehrerinnen und Lehrer) gesteuert durch Google und Co oder hat er noch die Möglichkeit, selbst zu bestimmen? Und welche Chancen und Risiken bietet der medial omnipräsente Digitalpakt Bildung?

Böhmes Kritik beleuchtet viele Facetten – nach einer umfassenden...

Jean-Philippe Toussaint: Der USB-Stick. Roman

Nachdem Facebook Milliarden Kunden weltweit für sich eroberte, bekommt es heute von anderen sozialen Medien zunehmend Konkurrenz; die „User“ wollen verantwortlicher mit ihren persönlichen Daten umgehen, obwohl keiner genau sagen kann, was bei einschlägigen Apps damit wirklich passiert – das ist ja das Unheimliche daran und zugleich das Betriebsgeheimnis von Facebook & Co. Auch in der Wissenschaft hat die Ursachenforschung inzwischen ausgedient; an ihre Stelle sind Analysen des Big Data getreten, die mit Korrelationen die Realität besser durchschauen und sogar recht zuverlässig voraussagen können.

Seltsam nur, dass ausgerechnet dem neuen Roman von Jean-Philippe Toussaint von prominenter Stelle – im Deutschlandfunk – vorgeworfen wurde, er nenne keine zureichenden Gründe für die Handlung...

Jens Herzer: Pontius Pilatus

„Gelitten unter Pontius Pilatus …“ Der heidnische Präfekt, der Jesus zum Tode verurteilte, besitzt alleine schon durch den Eintrag ins Apostolische Glaubensbekenntnis eine beachtliche Prominenz. Zwar verdankt er diese Erwähnung vor allem der Intention einer innerweltlichen Verortung des Christusgeschehens (vgl. schon 1 Tim 6,13). Doch führte das lebhafte Interesse an dieser schillernden Figur der Heilsgeschichte zu einer ausgeprägten Legendenbildung, die aus dem Richter und Henker Jesu teils einen unerbittlich für seine Schuld Büßenden, teils aber auch einen Märtyrer und Heiligen machte. In der empfehlenswerten Reihe „Biblische Gestalten“ legt Jens Herzer, Professor für Neues Testament an der Universität Leipzig, nun einen Band zu Pilatus vor, der sich durch nüchterne Ausgewogenheit...