Eulenfisch - Limburger Magazin für Religion und Bildung

Sergio Ramirez: Sara. Roman

Sergio Ramirez bringt, wie bereits der Buchtitel verspricht, aus der Perspektive der Ahnfrau Sara alle wichtigen Stationen ihrer Lebensreise mit Abraham zur Sprache. Jedoch schwingt in Saras biographischem Erzählen stets Rebellion gegen ihren Mann und seinen Gott mit, da er niemals die Anordnungen des Höchsten hinterfragt. Der Autor versteht es, die biblischen Textvorlagen um Fiktives, kulturhistorisch Erforschtes zum Alltag der Ahneltern zu erweitern. Er erzählt in der für lateinamerikanische Schriftsteller urtümlichen Farbigkeit und einer zuweilen dem Phantastischen zuneigenden Fabulierfreude. Bisweilen kommentiert sein auktorialer Erzähler mit unterschwelligem Humor das Geschilderte und verknüpft es mit weiteren biblischen Geschichten bis hin zu Leben und Sterben Jesu von Nazareth. Der...

Oliver Wurm / Andreas Volleritsch (Hg.): Das Neue Testament als Magazin

Die Bibel ist das am häufigsten gedruckte Buch der Welt. Sie liegt in zahllosen Übersetzungen, Auflagen und Ausgaben vor. Doch manchmal muss man auch alten – aber keinesfalls veralteten – Wein in neue Schläuche gießen, damit er die Menschen erneut oder ganz andere, neue Menschen erfreut. Diese Ausgabe des Neuen Testaments – nicht der gesamten Bibel – versucht genau dies, indem sie die neutestamentlichen Bücher in Magazinform zugänglich macht. Ein Makeover der Bibel für heutige Menschen mit ihren Seh- und Lesegewohnheiten.

In einem Heft fast in der Größe von DIN A4 kann man nun die Evangelien, die Apostelgeschichte, die verschiedenen Briefe und die Apokalypse des Johannes lesen – grafisch äußerst ansprechend gestaltet. Ergänzt werden die Texte durch Infografiken über das Christentum und...

BasisBibel. Die Kompakte

Mit der BasisBibel hat die Deutsche Bibelgesellschaft eine neue Übersetzung der Heiligen Schrift herausgebracht, die auf den Wunsch der evangelischen Jugendarbeit nach einer zeitgemäßen Fassung der Texte antwortet und in einem langjährigen Prozess mit evangelischen Fachleuten entstanden ist. Dass die BasisBibel als gelungene Antwort gilt, zeigt die Empfehlung des Rates der Evangelischen Kirche: Die neue Übersetzung sei in Ergänzung zur Lutherbibel vor allem für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie für die „Erstbegegnung mit der Bibel“ geeignet.

Das lässt aufhorchen und macht neugierig auf die Ausgabe, deren Markenzeichen „kurze Sätze, eine klare und prägnante Sprache und ihr einzigartiges Design innen und außen“ sind. Die Übersetzung in „zeitgemäßem Deutsch“ wird ergänzt durch...

Ulrich Riegel: Das Wunderverständnis von Kindern und Jugendlichen

Neutestamentliche Wundererzählungen sind für ein theologisches Verständnis der Botschaft und Person Jesu Christi von fundamentaler Bedeutung und als solche aus dem Religionsunterricht aller Altersstufen nicht wegzudenken. Unabdingbar für einen gewinnbringenden unterrichtlichen Zugang ist dabei die Kenntnis diesbezüglicher „Präkonzepte“ der Schülerinnen und Schüler. Genau hier setzt die empirische Studie des Siegener Religionspädagogen Ulrich Riegel an und bietet in einer Verbindung von qualitativen und quantitativen Verfahren Einsichten in das aktuelle Wunderverständnis von Kindern und Jugendlichen vor dem Hintergrund fortschreitender kultureller Säkularisierung. Als Grundlage der Untersuchung dienen die Produkte von 2723 Schülern der Jahrgangsstufen 1 bis 12 aus NRW und Rheinland-Pfalz,...

Kurt Erlemann: Wunder. Theorie – Auslegung – Didaktik

An Büchern über die Wunder der neutestamentlichen Überlieferung besteht in der Exegese – anders als in der systematischen Theologie – kein Mangel. Erwähnt seien nur die zahlreichen Beiträge von Bernd Kollmann und das von Ruben Zimmermann herausgegebene zweibändige „Kompendium der frühchristlichen Wundererzählungen“, in dem sich die Vielfalt bibelwissenschaftlich reflektierter Zugänge gut widerspiegelt. Auch Kurt Erlemann ist im vorliegenden, eng an sein Buch „Kaum zu glauben. Wunder im NT“ (2016) anschließenden Opus dieser Vielfalt verpflichtet. Entsprechend seiner Konzeption als Fach- und Lehrbuch enthält es exegetische, hermeneutische und besonders auch didaktische Fragestellungen, wobei sich Auswahl und Analyse einzelner Wundertexte an den Kerncurricula für den Evangelischen...

Gerhard Lohfink: Ausgespannt zwischen Himmel und Erde

„Ausgespannt zwischen Himmel und Erde“: Der Titel dieses Buches des bekannten Neutestamentlers Gerhard Lohfink umschreibt treffend nicht nur den grundlegenden Standpunkt eines jeden Glaubenden zwischen der Erfahrung des Himmlischen und der festen Verwurzelung in allem Irdischen. Er passt zur inhaltlichen Weite der insgesamt siebzig kleinen Beiträge zu oft prominenten biblischen Texten, die über mehrere Jahre hinweg in verschiedenen Kontexten entstanden sind.

Der Autor bündelt die Vielfalt der angesprochenen Aspekte unter drei großen Überschriften: Teil I („Grundlegendes“) entfaltet die Eckpfeiler des christlichen Welt- und Menschenbildes auch vor dem aktuellen pandemischen Hintergrund von COVID-19 im Bogen von Schöpfung, Geschichte und Vollendung, von Gottes- und Christuserfahrung, von...

Rüdiger Lux: Jiftach und seine Tochter

Ist profane Literatur von einem bestimmten Sujet geprägt, nehmen wir etwa eine beliebige Tragödie eines der drei großen griechischen Tragiker Aischylos, Sophokles oder Euripides, fällt es leicht bzw. liegt es nahe, davon zu reden, dass damit große, gewichtige, ernste Fragen des menschlichen Lebens aufgegriffen werden und auf literarischem Weg mit ihnen gerungen oder nach Antworten gesucht wird. Ist ja auch klar: Schon in der griechischen Antike spielten Dilemmata und die Frage nach dem Tragischen eine große Rolle. Heute sind es Fernsehproduktionen auf der Grundlage des Dramas „Terror“ von Ferdinand von Schirach, wo derartige Probleme thematisiert werden. Handelt es sich aber – beim gleichen oder ähnlichen Sujet – um biblische Literatur, vornehmlich um alttestamentliche, dann ist die...

John Barton: Die Geschichte der Bibel

Einen Rettungsring wirft der in Oxford tätig gewesene Professor für Bibelforschung John Barton den „nur allzu leicht“ Ertrinkenden im „Meer der Theorien über (…) Ursprünge, (…) Bedeutung und (…) Stellenwert“ (16f) der Bibel zu. Der „allgemein interessierte(...) Leser“ (17) findet in diesem umfangreichen Werk eine aus dem Englischen übersetzte, gut verständliche Zusammenschau des aktuellen Forschungsstandes.

Spannend ist das Buch aber nicht nur für exegetische Insider, sondern insbesondere für diejenigen, die sich für die Wechselwirkung zwischen Bibel und Religion, also für biblische Hermeneutik, interessieren. Denn Barton diskutiert auf der Metaebene jene (nicht erst) gegenwartsrelevanten Fragen nach der ‚Wahrheit‘, der ‚Relevanz‘, der ‚Tiefsinnigkeit‘, der ‚Widerspruchsfreiheit‘ und der...